„Eine feindliche Alien-Armee hat uns angegriffen durch ein Loch im Weltall. Und wir stehn hundert Meter darunter. Wir sind die Avengers. Wir können immer mal ein paar Waffenhändler hochnehmen. Doch das da oben, das… Das ist das Endspiel.“ Dieses Zitat stammt von Tony Stark in Avengers: Age of Ultron. Seit ich diese Zeilen das erste Mal vernommen habe, sind nunmehr vier Jahre vergangen. Ich sitze im Kino und warte erneut darauf, dass die mächtigsten Helden der Welt sich versammeln. Das Endspiel steht an. Und in 25 Jahren persönlicher Kino-Geschichte, saß ich nie mit derart gemischten Gefühlen im Saal. Noch nie wollte ich einen neuen Film in gleichem Maße sehen und doch am liebsten auslassen. Denn ich weiß genau, bin mir sicher: Wenn ich in drei Stunden den Saal gemeinsam mit den anderen Marvel-Fans verlasse, wird mindestens einer meiner so lieb gewonnenen Superhelden dauerhaft nicht länger am Leben sein.

Das Setting (möglichst kurz und dadurch spoilerfrei, versprochen…)

Avengers: Endgame setzt exakt dort an, wo Infinity War aufgehört hat. So müssen wir, gemeinsam mit unseren Helden, erneut mit ansehen, wie bekannte Gesichter und lieb gewonnene Charaktere sich in Asche auflösen. Dann ein Schnitt. Einige Jahre später. Die Überlebenden auf der Erde und im restlichen Universum versuchen irgendwie weiter zu machen, doch Verlust und Trauer wiegen für die meisten Menschen zu schwer, um in so etwas wie ein normales Leben zurück zu finden.

Im Hauptquartier der Avengers hält nur noch Natasha Romanoff die Stellung und den Kontakt zu ihren Verbündeten aufrecht, die sich quer über die Welt und die Galaxy verstreut haben, um unter den verbliebenen 50% so gut es geht Recht und Ordnung aufrecht zu halten. Als Scott Lang plötzlich an der Vordertür klingelt, wird seine Kontaktaufnahme erst als eine alte Nachricht abgetan. Als dann aber klar wird, dass er durch seinen mehr oder weniger unfreiwilligen Aufenthalt in der Quantenebene nicht nur Thanos‘ Dezimierung überlebt, sondern die letzten Jahre auch ohne zu altern überstanden hat, keimt in unseren Helden neue Hoffnung, doch noch alles irgendwie wieder hinbiegen zu können. Sie begeben sich auf einen „Raubzug“ quer durch Raum und Zeit um alle sechs Infinity Steine zu beschaffen und zu benutzen und setzen dabei alles auf eine Karte. Thanos‘ Taten müssen korrigiert werden. „Was immer dafür auch nötig ist…“

Meine Meinung.

Der 22. Film des Marvel Cinematic Universe nimmt nicht nur alle Handlungsstränge der vorangegangenen Streifen wieder auf und führt sie für das große Finale zusammen, sondern greift auch auf deren Stile und Soundtracks (gewissermaßen deren Essenzen) zurück. Aus den verschiedenen Elementen weben die Gebrüder Russo den dicken roten Faden, dem wir bis zum Ende des Films folgen können. Die Tatsache, das Zeitreise bei der Lösung aller Probleme eine Rolle spielt, was wohl kein Geheimnis (und damit auch kein Spoiler) ist, ermöglicht es einen weiteren Blick auf vertraute Szenen und Charaktere aus den früheren Filmen zu werfen, dabei aber den Blickwinkel zu wechseln. Überhaupt ist Endgame gespickt mit einer Unmenge an Querverweisen auf sämtliches MCU Material der vergangenen 10 Jahre. Das macht den Film für Fans der Materie besonders wertvoll und gleichzeitig für Quereinsteiger eher unzugänglich: Wer nicht alle Charaktere und Handlungsstränge kennt, die Marvel über diese lange Zeit hinweg im Kino etabliert hat, könnte stellenweise Probleme damit bekommen, dem Film zu folgen. Ein Novum in der Geschichte der modernen Marvel Filme, hat man sich bislang doch in der Regel darum bemüht, die Blockbuster im Zweifel auch für Nicht-Comic-Fans zugänglich zu machen. Im Fall von Endgame war das schlicht unmöglich.

Das große Finale fällt erwartungsgemäß bombastisch und emotional aus: Wenn das Endspiel seinen Höhepunkt erreicht, sind (weitestgehend) alle Helden zugegen, die Erde bebt, der Himmel brennt und Marvel feuert ein Effekt-Feuerwerk ab, dass alle bislang gezeigten Superhelden-Schlachten locker in den Schatten stellt. Und auch wenn meine Befürchtungen zum Ende des Films dann (wenig überraschend) wahr werden, verlässt man das Kino beeindruckt, zufrieden und in versöhnlicher Stimmung. Eventuell auch mit einem feuchten Auge. Würde das MCU hier enden, es wäre ein würdiger Abgang.

Auch wenn Avengers: Endgame technisch gesehen nicht den letzten Film der aktuellen Phase darstellt, das wird Spider-Man: Far from Home (ab dem 05. Juli in unseren Kinos) sein, ist er mit Sicherheit deren emotionaler Abschluss. Genau genommen, das große Finale der ersten drei Phasen. Und was auch immer uns in den nächsten Jahren noch an Material erwarten mag, das Endspiel hat die Messlatte für alle künftigen Marvel Filme tatsächlich nochmal ein oder zwei Stufen höher gehängt.

Ich wünsche Euch viel Spaß im Kino und verabschiede mich wie immer mit den Worten…

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Bilder, Grafiken und/oder Videos dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum der Marvel Studios & Walt Disney Studios Motion Pictures.