Schlimm. Ich komm‘ gerade irgendwie zu nix mehr! Die Ansage bekam in den letzten Wochen und Monaten fast ausnahmslos jeder zu hören, der mich danach fragte, wie es mit meinen persönlichen Projekten voran geht. Was nach Phrasendrescherei und fauler Ausrede klingt, ist aber sehr wahr – was sich an der Frequenz, in der ich im Pandemie-Jahr hier veröffentlicht habe, leicht ablesen lässt.

Nach wie vor ist dieser Blog und alles, was noch mit dran hängt, ein Hobby, eine Nebenbeschäftigung, ein (nicht mehr ganz so kleiner) Teil meines Alltags, den ich selbstredend mit anderen Aktivitäten, allem voran meinem Job, in Einklang bringen muss. 2020 war das deutlich schwerer als erwartet. Sorry, Leute. Nichtsdestotrotz hatte ich Gelegenheit, das eine oder andere Videospiel zu konsumieren. Für gewöhnlich hätte ich jedes davon mit einem eigenen Artikel bedacht. Für gewöhnlich…

Um dennoch nicht vollends durch Abwesenheit zu glänzen, versuche ich einen neuen Ansatz: Ein Artikel, mehrere Spiele.

Assassin’s Creed: Valhalla

Alle Jahre wieder… Naja, das stimmt nicht mehr. Inzwischen sind es alle zwei Jahre, in denen uns Ubisoft mit einem neuen Assassin’s Creed Spiel beliefert – und das inzwischen insgesamt seit 2007. Am 10. November 2020 erschien mit Valhalla der 12. Teil der Hauptserie. Wie der Name bereits vermuten lassen sollte, dreht sich das Szenario diesmal um die Wikinger, die rund um das Jahr 875 plündernd, brandschatzend, erobernd und Allianzen schmiedend durch England gezogen sind.

Der/Die Protagonist/in namens Eivor, ist Mitglied des Rabenclans, der einige Jahre nach den ersten Eroberern nach Englaland (nein, das ist kein Schreibfehler) umsiedelt, um dort neu anzufangen, nachdem sie sich aufgrund politischer Differenzen gezwungen sehen, ihre alte Heimat in Nordvege (heute: Norwegen) zu verlassen. Just zu diesem Zeitpunkt, trifft Eivor auf zwei Mitglieder der Verborgenen (später: Assassinen) und stimmt zu, ihnen bei der Vernichtung des Ordens der Ältesten (aus denen indirekt der Templer-Orden entstehen wird) zur Hand zu gehen. Sein Hauptziel bleibt dabei stets die Versorgung seines Clans, was ihm nicht ohne das Besiegen diverser lokaler Anführer gelingen kann.

Gameplay

Spielerisch orientiert sich Assassin’s Creed: Valhalla eindeutig an seinen beiden direkten Vorgängern (Origins & Odyssey). Für den Nahkampf stehen allerlei Ein- und Zweihandwaffen zur Verfügung: Äxte, Schwerter, Streitkolben und Speere. Im Fernkampf kann Eivor sich auf drei verschiedene Bogentypen und diverse Munitionsarten verlassen. Schutz bieten leichte und schwere Schilde. Zahlreiche Rüstungen sehen nicht nur unterschiedlich aus, sondern interagieren durch Boni auch direkt mit den von Euch gewählten Talenten und damit Eurem persönlichen Spielstil. Obendrein lassen sich alle Teile, bei dem Schmied in Eurem Dorf, mit Hilfe von sammelbaren Materialien aufwerten. Und wo wir gerade von dem Dorf sprechen: Auch das lässt sich ausbauen. Die Grundstoffe dafür findet Ihr, wenn Ihr auf Euren Reisen (auf einem Reittier oder mit Eurer Mannschaft auf einem Boot) Abteien und Dörfer ausraubt.

Das Spiel ist vollgestopft mit Quests und ebenso vielen Nebenaufgaben. Um die Hauptstory und einen ordentlichen Anteil der Nebenaufgaben zu erledigen, könnt Ihr locker über 50 Spielstunden in Valhalla versenken. Mindestens sind es wohl 35 Stunden und wenn Ihr den Platin-Erfolg einfahren möchtet, gehen gut und gerne über 150 Stunden ins Land. Die noch anstehenden DLCs, von denen ich nicht weniger Content als bei Odyssey erwarte, nicht eingerechnet.

Technik

Ich habe Assassin’s Creed: Valhalla [Affiliate-Link] auf der XBOX One X (Achtung: Nicht auf der brandneuen Series X) gespielt, aus der das Spiel optisch mit Sicherheit alles herausholt, was die Konsole zu bieten hat. Diese Spielversion ist upgradefähig. Das heißt, sobald Ihr Eure Konsole gegen das neue Modell tauscht, könnt Ihr auch das Spiel auf den neueren Stand heben, was die ohnehin schon imposante Optik mit Sicherheit noch weiter verbessert. Das gleiche gilt übrigens für PS4 und PS5.

Die Vertonung ist, wie gewohnt, absolut gelungen – auch in der deutschsprachigen Synchronisation. Und nach den ersten zwei, drei kleineren Patches, die Ubisoft recht zügig nachgeschoben hat, lief das Spiel auch soweit bugfrei, wobei ich dem hinzufügen muss, dass das Spiel unter meiner Konstellation, bis auf einen kleinen Hänger alle paar Stunden (ca. 1x am Tag), ohnehin problemlos gelaufen ist.

Fazit

Wertung: 5 Sterne

Online musste Valhalla doch hier und da einiges an Kritik einstecken: Zu lang, zu aufgepumpt, seelenlos, fehlerbehaftet, mit langweiliger Story und alles in allem ein Schritt zurück zu alten Untugenden, nach dem über den grünen Klee gelobten Odyssey. Also wenn Ihr mich fragt: Kompletter Unsinn! Natürlich war Odyssey ein großartiger Vertreter seiner Familie. Aber Valhalla steht seinem Vorgänger in nichts nach. Die Story, von der ich hier nichts verraten will, empfand ich als spannend und zu jederzeit unterhaltsam präsentiert. Der Umfang des Spiels ist monströs, was nichts schlechtes sein muss – ich beschäftige mich gerne lange mit einem Spiel, das mir Freude macht und ich freue mich schon jetzt auf die Addons, die wir noch vor uns haben. Und mit Eivor und (in meinem Falle) seinem Clan, konnte ich mich leicht identifizieren.

Von mir gibt’s an dieser Stelle ganz klar die volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!

Immortals: Fenyx Rising

Ihr habt doch bestimmt schon mal von Prometheus gehört, dem griechischen Mythen-Typen, der uns Menschen das Feuer brachte und dann zur Strafe von Göttervater Zeus an einen Berggipfel gefunden wurde, um sich dort jeden Tag auf’s neue die Leber von einem Adler aus dem Körper reißen zu lassen. Nein? Dann habt Ihr es jetzt!

Jedenfalls kommt Zeus mal wieder bei Prometheus vorbei, um nach dem Rechten zu sehen oder sich zu belustigen, man weiß es nicht genau. Prometheus bittet ihn, wie schon viele Male zuvor, doch endlich seinem Leiden ein Ende zu setzen und ihn frei zu lassen. Zeus lehnt das freilich ab, lässt sich aber auf eine Wette ein: Sollte es Prometheus gelingen, ihm eine spannende Abenteuergeschichte zu erzählen, kommt Zeus seiner Bitte nach und entlässt ihn endlich wieder in die Freiheit.

Prometheus beginnt daraufhin, vom einer jungen Heldin / einem jungen Helden (auch hier ist beides möglich) namens Fenyx zu erzählen und wie diese/r eine geheimnisvolle, vom Erfinder Daedalus zu Ehren der Götter erbaute, Insel bereist, um sie (mitsamt einiger Götter die dort residieren) aus den Fängen des Unterwelt-Dämonen Typhon zu befreien.

Gameplay

Fenyx rennt, reitet, klettert, gleitet, schwimmt und taucht frei beweglich auf der göttlichen Insel umher, während (in meinem Fall) ihre Gegner auf ihrem Level basierend skalieren. Dabei sammelt sie Erfahrungspunkte, die sie in diverse Fertigkeiten und göttliche Spezialfähigkeiten investieren kann. Zusätzlich sammelt man Ressourcen, die sich in der Basis von der aus man später operiert, in verschiedene Upgrades verwandeln lassen, beispielsweise für den Lebensbalken, die Effektivität von Waffen und Rüstung oder die Energieleiste für Spezialangriffe. Assassin’s Creed stand hier eindeutig Pate.

Von The Legend of Zelda: Breath of the Wild hat man den Gedanken übernommen, das Klettern, Schwimmen, Galoppieren und Gleiten vom Ausdauerbalken abhängig zu machen. Schwindet diese zu früh, kann unsere Heldin sich beispielsweise nicht mehr im Felsen halten und stürzt ab. Dankenswerterweise greifen hier aber die mechanischen Flügel, die Daedalus auf der Insel hinterlassen hat, in einer Art Notfallmodus ein. Man kann dann keine großen Distanzen zurücklegen, stürzt dafür aber nicht in den Tod.

Und was gibt’s zu tun? Reichlich: Hauptquests, Nebenquests, Ressourcen, Rätsel verschiedenen Typs, Zeitrennen, Geschicklichkeits-Zielschießen und ganz wichtig: Dungeons. Jede Menge Dungeons, in denen weitere Rätsel und Bosskämpfe auf Euch warten. Langeweile ausgeschlossen.

Technik

Immortals: Fenyx Rising läuft, so wie auch alle Assassin’s Creed und Tom Clancy Titel seit 2014, auf der AnvilNext 2.0 Engine, versucht allerdings nicht, einen möglichst fotorealistischen Gesamteindruck zu erreichen, sondern präsentiert sich in einem Cell Shading Look, dem (und das ist die zweite Parallele, die man nicht wegdiskutieren kann) eindeutig Breath of the Wild Pate gestanden hat. Im direkten Vergleich wirkt die griechisch inspirierte Welt von Fenyx auf mich aber eine ganze Schippe detaillierter, als ihr geistiger Vater aus dem Nintendo Portfolio.

Hat man direkt vorher einen der grafischen Top-Titel gespielt, benötigt man vielleicht ein, zwei Stunden Zeit zur Eingewöhnung, danach bleibt beim Durchwandern abwechslungsreich gestalteten Spielwelt aber nur noch ein Gedanke hängen: Sie ist wahrhaft hübsch anzuschauen. Obendrauf packt das Spiel eine eingängige und ausreichend präzise Steuerung und eine gute Vertonung, was ausnahmsweise insbesondere für die Synchronisation gilt. Im englischen Originalton bekommt man permanent Englisch mit künstlichem griechischen Akzent auf die Ohren, was zwar gut gemeint, aber auf die Dauer doch etwas anstrengend ist – dies fällt besonders ins Gewicht, weil sich Zeus und Prometheus quasi im Hintergrund permanent über das unterhalten, was Ihr gerade tut und der Kommentare dabei zu keiner Zeit müde werden. In der Synchronisation wurde auf den Akzent dankenswerterweise verzichtet und die Übersetzung ist sogar so gut gelungen oder angepasst, dass die meisten der Gags, welche die beiden Erzähler sich ständig um die Ohren hauen, auch in unserer Sprache noch gut funktionieren.

Fazit

Wertung: 5 Sterne

Immortals: Fenyx Rising ist für mich der Überraschungs-Hit des Jahres 2020. Ich muss gestehen, ich habe wenig erwartet und rechnete mit einem „brauchbaren bis interessanten Lückenfüller“ – bekommen habe ich eines der zweifellos besten Spiele des ganzen Jahres. Es ist angenehm zu konsumieren, zu jeder Zeit unterhaltsam, nie unfair, einfach hübsch anzuschauen, stellenweise urkomisch und hat mich schon in den ersten wenigen Spielstunden dermaßen in seinen Bann gezogen, dass ich es am Stück durchgezogen und dafür sogar Assassin’s Creed: Valhalla unterbrochen habe, dem es – auf seine Art – in nichts nachsteht. Also: Ran da!

Nachtrag

14.04.2021: Inzwischen sind für Immortals schon zwei Story-Addons erschienen, die definitiv auch einen Blick wert sind. „Ein neuer Gott“ lässt uns Fenyx dabei begleiten, wie Sie den Olymp unsicher macht, was dem Look & Feel der Insel sehr nahe kommt, auf der man sich im Basisspiel herumtreibt. Die „Mythen aus dem Reich des Ostens“ wechseln das Setting und den Protagonisten – anstatt der griechischen Legenden liegen hier die asiatische Themenwelt zugrunde.

Spider-Man: Miles Morales

Die Story des Spiels setzt etwa ein Jahr nach den Ereignissen des Vorgängers an. Miles Morales entdeckt mehr und mehr seiner neu gewonnenen Spinnenkräfte und lässt sich von Peter Parker zum zweiten / neuen Spider-Man ausbilden. Nach dem Intro des Spiels muss Peter New York für ein paar Wochen (im Rahmen einer beruflichen Reise) verlassen und überlässt Miles solange das Ruder. Nachdem dieser ein paar Tage braucht, um sich daran zu gewöhnen, die einzige Heldenspinne im Big Apple zu sein, inklusive der Verantwortung die das mit sich bringt, findet er schließlich genug Selbstvertrauen, um sich seiner neuen Aufgabe zu stellen. Natürlich geht – kaum eingewöhnt – der Ärger direkt so richtig los, als eine radikale Hacker-Gruppe namens The Underground mit dem Energie-Riesen Roxxon einen regelrechten Krieg anzettelt.

Gameplay

Spider-Man (PS4) [Affiliate-Link] hat Euch gefallen? Dann werdet Ihr an dem Spider-Man: Miles Morales [Affiliate-Link] definitiv ebenfalls Euren Spaß haben, den der Nachfolge-Titel bietet Euch schlicht und edel „mehr vom guten Stoff“ – und das meine ich positiv. Mehr gut erzählte Story, mehr Szenen im Privatleben ohne Kostüm (was den Menschen hinter der Maske greifbarer macht), mehr Spinnenkräfte, mehr Spinnen-Gadgets, mehr krasse Moves, mehr schicke Anzüge zum Freischalten und Sammeln, die Euch ganz spezifische Boni angedeihen lassen, um damit Euren Spielstil zu optimieren und noch etwas oben drauf… Die Venom-Power (warum auch immer die so heißen mag), die Energieleiste für Miles‘ Flucht- und Kampffähigkeiten: Unsichtbarkeit und die Möglichkeit hochenergetische Impulse gezielt abzugeben.

Nebenmissionen bekommt Ihr über Miles‘ Smartphone, beziehungsweise die darauf installierte Spider-App. Dort melden Einwohner und Polizisten ihre großen und kleinen Probleme, so dass ihr immer was zu tun habt. Und: Es gibt Sammel-Zeug. Unmengen an Sammel-Zeug. Ich tendiere dazu zu behaupten, es ist noch mehr Sammelzeug als jemals zuvor.

Technik

(Vorneweg: Ich habe die PS4 Version gespielt.) Grafik auf oberem Niveau, tolle Kampfeffekte, hübsche Licht- und Wettereffekte, satten Sound, eine belebte Stadt, eine präzise Steuerung für ein knackiges und abwechslungsreiches Kampfsystem. Wer den Vorgänger gespielt hat, weiß was er bekommt. Stellenweise legt der neue Titel sogar noch einen Zahn zu. Und wer hier als Spidey-PS4-Neuling zuerst zugreift, kann das unbesorgt tun. Aus technischer Sicht leistet sich Spider-Man: Miles Morales keine nennenswerten Schnitzer.

Fazit

Wertung: 4+ Sterne

Lobeshymnen vom ersten bis zum letzten Wort und trotzdem keine volle Punktzahl? Was is’n da los?! Wer genau hinsieht bemerkt einen fünften, grün gefärbten Stern. Den vergebe ich immer dann als Goodie, wenn ich der Ansicht bin, dass meine persönliche Meinung und eine objektive Betrachtungsweise zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Und das gilt in beide Richtungen: Entweder gefällt mir das Spiel besser, als es das vielleicht verdient hätte oder ich vergebe aus dem Bauch heraus eine schlechtere Note, als das Spiel sie wahrscheinlich verdient hat, weil mir persönlich irgendwas sauer aufgestoßen ist, was außer mir wohl niemand genauso „schlimm“ findet. Stellt Euch den grünen Stern vielleicht also eine halbe Punktzahl vor oder ein Plus nach einer Schulnote.

In diesem Fall waren es die Nebenquests und Sammelaufgaben. Ich weiß nicht weshalb genau, aber diesmal hatte ich einfach weniger Spaß daran. Beim Vorgänger war das überhaupt kein Problem aber diesmal empfand ich sie also so generisch, dass ich überhaupt keinen Ansporn entwickelte, mehr davon abzuschließen als unbedingt nötig (beispielsweise um eine kurze Wartezeit bis zur nächsten Hauptmission nicht einfach abzusitzen).

Das ist natürlich sehr subjektiv, aber in letzter Konsequenz hab ich das ganze Drumherum fast komplett ignoriert, mich ausschließlich um die Hauptstory gekümmert und war dann deutlich schneller mit dem Spiel durch, als meine „innere Uhr“ es hätte vermuten lassen. Ich beendete das Spiel mit dem schalen Beigeschmack, es sei einfach deutlich zu kurz gewesen. Naja. Guess, it’s just me.

Cyberpunk 2077

Inzwischen ist dieses Eisen zwar längst nicht mehr so heiß, wie in den ersten Wochen nach dem Release, aber man kann im Nachgang wohl guten Gewissens die Behauptung aufstellen, kaum ein Game habe in den letzten Jahren die Meinungen der Spieler derart polarisiert, wie es das Beinahe-Meisterwerk von CD Project RED getan hat. Und das nicht, das muss an dieser Stelle leider deutlich gesagt werden, im guten Sinne.

Das Spiel erschien zeitgleich für PC, XB1, PS4 und PS5 und XBX, war trotz des riesigen Day 1 Patches voller Bugs (hauptsächlich Grafik und Stabilität) und gerade auf der alten Konsolengeneration kaum länger als 1,5 Stunden ohne Absturz spielbar. Und da die neue Konsolengeneration bis zum heutigen Tag nur schwer zu erwerben ist, kann man sich leicht vorstellen, welcher Prozentsatz an Spielern das Spiel als „unspielbar“ wahrnehmen musste.

Ich habe mich, wie leider (aber verständlich) viel zu wenige Gamer – trotz der Bugs – durch den Anfang des Spiels regelrecht durchgebissen und wurde dabei von dem Storytelling so sehr gepackt, wie ich es von CD Project schon durch die sehr gute The Witcher Reihe gewohnt war. Und siehe da: nach den ersten Patches (also ca. 2 Wochen) wurde das Spiel dann auch vernünftig spielbar und kam optisch auch auf den älteren Konsolen endlich deutlich näher an die Screenshots heran, die vor dem Release publiziert worden waren. Doch da war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Spieler gaben die Spiele an die Händler zurück, das Internet füllte sich mit schlechter Publicity und Sony ging sogar soweit, das Spiel kurz nach der Veröffentlichung wieder aus dem PS Store zu entfernen.

Schade.

Denn fest steht – nicht nur für mich: Cyberpunk 2077 ist ein wirklich gutes Spiel. Daran ändert auch der übermäßig holprige Start nichts. Doch Tatsachen und allgemeine Wahrnehmung gehen bei uns Menschen leider nicht immer Hand in Hand.

Und worum geht’s überhaupt? Unser Spielercharakter hört auf den Namen „V“ (englisch ausgesprochen). Für welchen Namen das als Abkürzung steht, kommt sehr spät im Spiel mal beiläufig heraus und tut eigentlich auch nichts weiter zur Sache. Ob der Charakter weiblich oder männlich ist, wie genau sie oder er aussieht und welche Herkunft man hat (das ändert den Anfang und ein paar andere Aspekte im Spiel), können wir mittels des (optisch) sehr umfangreichen Charaktersystems selbst bestimmen. V jedenfalls, ist eine Art Freelancer oder auch Fixer und mit kybernetischen Implantaten ausgestattet, deren Nutzung und stetige Anpassung im Jahr 2077 ebenso natürlich ist, wie sich Klamotten zu kaufen.

In Night City, einer Mega-Stadt, wie man sie auch aus Filmen wie Blade Runner kennt (der eindeutig als kreative Vorlage für das Design gedient hat), lässt man sich – abseits der Story – für verschiedenste Aufgaben anheuern: Hier einen Überfall verhindern, dort eine Geiselnahme beenden, dann Daten aus dem Netzwerk einer Firma stehlen oder einen Typen unter Personenschutz bei seiner täglichen Routine begleiten.

Und unser Hauptanliegen? Ich will nicht zu viel verraten, falls Ihr Euch in die Materie noch nicht allzu tief eingelesen habt, aber soviel kann man wohl festhalten: Wir treffen auf einen Ex-Rockstar namens Johnny Silverhand (verkörpert von Keanu Reeves), kommen diesem gegen unseren Willen deutlich näher, als es gesund für uns ist und müssen uns fortan damit auseinandersetzen, was uns a) überhaupt passiert ist, wie wir unser Anhängsel b) wieder von der Socke bekommen und das nach Möglichkeit am Ende auch noch c) überleben, weil die sich daraus ergebenden Verwicklungen deutlich schwieriger ausfallen, als meine Kurzbeschreibung es jetzt vermuten lässt.

Gameplay

Fangen wir vorne an. Wenn Ihr Euren Charakter erstellt, dürft Ihr Euch im ersten Schritt für Aussehen und Geschlecht entscheiden. Und da in der vor Euch liegenden Spielwelt Cyborgs so normal sind, wie Handtaschen oder Sneaker, geht diese Wahl sogar soweit, dass Ihr zwischen weiblichen, männlichen oder gar keinen primären Geschlechtsmerkmalen wählen könnt, vollkommen egal, welchem Geschlecht Euer Charakter ansonsten äußerlich angehört. Ob das eine Spur zuviel des Guten ist oder einfach nur konsequent, angesichts des Backgrounds, bleibt Euch überlassen. Mich hat’s jedenfalls nicht gestört.

Wo wir gerade vom Background reden: Ihr müsst Euch als nächstes für Eure Herkunft entscheiden. Seid Ihr allein auf den rauen Straßen Night Citys aufgewachsen und ein typisches Street Kid? Stammt Ihr aus einer Nomadenfamilie, die vom Stadtleben abgestoßen ein wenig friedliches Dasein in den Badlands rund um die Mega-Metropole fristet und habt Euch in die große Stadt aufgemacht, um dort Euer Glück zu suchen? Oder seid Ihr mit einem goldenen Löffel im Kinderbettchen als gut situierter Nachkomme eines Mitarbeiters von einem der Mega-Konzerne zur Welt gekommen und habt Euer bisheriges Leben als Konzerner im Dienst der Reichen und Mächtigen verbracht?

Wichtige Entscheidung? Ja und nein. Ja, weil Eure Introstory sich durch die drei Wege komplett unterscheidet. Ihr trefft andere Charaktere, bekommt andere Missionen und habt in gewissem Rahmen Boni auf andere Fertigkeiten. Nein, weil sich eben jene Boni später im Spiel nicht mehr allzu sehr bemerkbar machen, sobald Ihr Euren Charakter auflevelt und weil Ihr nach dem Intro so oder so in allen drei Fällen in der gleichen misslichen Lage endet, womit dann die Hauptstory ihren Anfang nimmt.

Klingt soweit alles schonmal nach Rollenspiel? Stimmt. Cyberpunk 2077 spielt Ihr zwar aus der 1st Person Perspektive, zumindest solange Ihr zu Fuß unterwegs seid, in Fahrzeugen könnt Ihr die Ansicht unter anderem auf eine Verfolgerperspektive wechseln, aber unter der Haube habt Ihr es mit einem waschechten Rollenspiel zu tun:

Mit dem Erledigen der vielen Haupt- und noch viel mehr Nebenmissionen sammelt Ihr a) Erfahrungspunkte, die Euren Charakter in der Stufe aufsteigen lassen und b) Street Cred(ibility), die Ihr durch bestimmte Handlungen erhöht und die Euch hier und da Türen öffnet, die Euch andernfalls verschlossen blieben – was nicht zuletzt für den Erwerb der besten Mods bei einem der vielen RipperDocs gilt, einer Mischung aus Arzt und Mechaniker, die/der Euch mit Körpermodifikationen versorgt, die Euch das Leben als Fixer leichter machen.

Mit jedem Stufenaufstieg werden Euch Punkte gutgeschrieben, die Ihr in Eure Charakterwerte (Konstitution, Intelligenz, Reflexe, Technische Fähigkeiten und Coolness) und Eure umfangreichen Talentbäume (Kampf, Stealth, Hacking) investieren könnt. Cyperpunk folgt dabei nicht dem üblichen Klassensystem. Stattdessen könnt Ihr die Punkte vollkommen frei verteilen, ganz so wie es Euch gefällt. Wobei ein zu breit gestreuter Build wohl gerade zu Anfang eher kontraproduktiv sein könnte. Später allerdings, wenn Ihr sowieso die meisten Optionen freigespielt habt, werdet Ihr dadurch zum ultimativen Cyber-Krieger. Oder so.

Kämpfe laufen im Wesentlichen wie in einem typischen 1st Person Shooter ab. Ihr zielt aus der Hüfte oder über Kimme und Korn, bzw. durch ein Zielfernrohr. Rückt Euch ein Gegner zu sehr auf den Pelz, könnt Ihr auch in den Nahkampf übergehen. Schwere Angriffe durchbrechen dabei die abblockende Haltung eines Gegners – Blocken und Ausweichen könnt Ihr dabei übrigens auch selbst. Habt Ihr Schaden genommen, heilt Ihr Euch durch die Einnahme entsprechender Mittelchen. Als Waffen stehen Euch neben Euren Fäusten(oder den aus dem ersten Promovideo bekannten Mantis-Klingen im Unterarm) allerlei Messer, Schwerter und natürlich Schießeisen zur Verfügung.

Und was wäre ein Rollenspiel ohne austausch- und aufrüstbare Rüstung? Vermutlich kein Rollenspiel. Wobei das Wort Rüstung in Cyberpunk 2077 nur dann Sinn ergibt, wenn Ihr euch die Werte auf Euren Klamotten näher anschaut. Denn optisch geht’s genau darum: Klamotten. Schick, schrill oder möglichst knapp. Für jeden Geschmack ist was dabei. Finden könnt Ihr die Sachen genau wie im echten Leben: In Läden. Im Loot Eurer Gegner hingegen, findet Ihr in der Regel Medikamente, PowerUps und natürlich: „Waffen. Jede Menge Waffen.“

Und wie kommt Ihr von A nach B…??? Zu Fuß, mit dem Auto, einem Motorrad (was meistens meine bevorzugte Option war) oder mittels eines Schnellreisepunktes, solltet Ihr an Eurem Ziel schon einmal gewesen sein und diesen (durch vorbei laufen/fahren) freigeschaltet haben. Und natürlich habt Ihr auch hier Optionen. Ein flinker Schlitten und ein flottes Bike werden Euch im Laufe der Story so oder so untergejubelt. Wer mehr Abwechslung in seinem Fuhrpark möchte, kauft ein Fahrzeug im Rahmen bestimmter Nebenmission, die Euch immer wieder mal angeboten werden. Und noch eine Info zu den fahrbaren Untersätzen: Sie haben Kofferräume und Satteltaschen, die eine direkte Verbindung zu Eurem Lager haben, wo ihr Gegenstände aufbewahren könnt, die Ihr nicht permanent mit Euch herumschleppen wollt – das Gewicht, dass Ihr tragen könnt, ist nämlich begrenzt und diese Grenze zu überschreiten, schränkt Eure Mobilität stark ein.

Ein anderer Ort um auf Euer Lager und Euren Kleiderschrank zuzugreifen, ist Euer Zuhause. Auch hier stehen Euch im Laufe des Spiels verschiedene Optionen offen, damit Ihr Eure cyberpunkigen Wohnträume frei ausleben könnt. So mehr oder weniger.

Technik

Steuerung, Vertonung und Spielsound im Allgemeinen sind einwandfrei. Da braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Die Grafik, naja dazu sind inzwischen mehr als genug Worte verloren worden. Sagen wir’s mal so: Cyberpunk 2077 kann richtig wundervoll aussehen, abhängig von der Plattform und dem Patchlevel des Spiels. Und wenn es das denn tut, bleiben optisch keine Wünsche offen. Night City und seine Umgebung sind optisch beindruckend, mit Licht und Schatten und Nebel und Wasser und Neonreklamen und verschiedenen Tageszeiten und Wetterlagen. Es hätte sich mit The Last Of Us 2 einen wirklich harten Kampf um den Platz des besten Spiels des Jahres 2020 liefern können, aber nunja…

Ihr kennt ja die Geschichte.

Fazit

Wertung: 4+ Sterne

Inzwischen hatte CD Project RED genug Zeit, um die Schnitzer auszubügeln, mit denen Cyberpunk 2077 behaftet war. Es gibt also, von unnötigen / übertriebenen Boykott-Gedanken einmal abgesehen, keinen Grund mehr, um das Spiel noch einen Bogen zu machen. Im Gegenteil. Meine Empfehlung lautet ganz klar: Lasst Euch diesen Titel nicht entgehen! Er ist sowohl die Stunden wert, die ihr reinstecken werdet, als auch den Vollpreis, falls Ihr nicht unbedingt vor habt, auf einen Sale zu warten.

Nachtrag vom 26.05.2021: Trotz der Nachbesserungen hat es Cyberpunk 2077 immer noch nicht in den PlayStation Store zurück geschafft. Wer es dennoch auf Sonys Konsole spielen möchte kann natürlich zur Disc greifen (die bei Amazon [Affiliate-Link] aktuell nur 29,99 EUR kostet), doch heutzutage ist ein längerfristiger Ausschluss von einer der großen digitalen Vertriebsplattformen wohl deutlich mehr, als nur ein kleiner Rückschlag. Traurig.

World of Warcraft: Shadowlands

Mit 16 Jahren Laufzeit und insgesamt 8 Addons ist WoW für Millionen Spieler auf der ganzen Welt ein echter Dauerbrenner. Mich eingeschlossen. Der neueste Ableger hört auf den Namen Shadowlands und führt uns Spieler, so wie einen ganzen Trupp berühmter NSCs, in die namensgebenden Schattenlande, ein Reich der Toten in dem die Seelen der Verstorbenen über Jahrtausende hinweg bewertet, bestraft, geläutert, gepflegt und gegebenenfalls auf ihre Wiedergeburt vorbereitet werden. Zumindest sollte das so sein. Nach den Ereignissen zum Ende von Battle for Azeroth hat sich die Bansheekönigin Sylvanas Windläufer mit einem finsteren und machtvollen Gesellen aus jenem Totenreich zusammengetan, an dessen Seite sie die Vernichtung allen Lebens zu planen scheint. Zeit für die Helden Azeroths, sich diesem „anderen Reich“ einen Namen zu machen.

Gameplay

Ich schätze, nach so langer Laufzeit brauchen wir an dieser Stelle nicht mehr darüber sprechen, wie man in World of Warcraft von einem Ort zum nächsten läuft, reitet, fährt, fliegt oder teleportiert, wie Talente vergeben werden, welche Klassen es gibt und mit welchen Waffengattungen Ihr auf Eure Gegner einprügelt. Auch wenn sich das eine odere andere Detail von Addon zu Addon ändert, bleiben die Grundlagen doch mehr oder minder wie sie sind. Fokussieren wir uns also darauf, welche Spielmechaniken mit Shadowlands neu dazu gekommen sind:

  • Wie der Name schon andeutet, verschlägt es unsere Helden diesmal in die Schattenlande – gewissermaßen das Totenreich der World of Warcraft Lore, in dem es einen zentralen Hub und fünf verschiedene Gebiete gibt, mit denen Ihr einen Pakt schließen könnt / müsst, die da wären:
    • Oribos, die Ewige Stadt – hier landen die Seelen der Verstorbenen und werden, abhängig davon wie ehrenvoll, ehrgeizig oder hinterlistig sie ihr Leben gelebt haben, auf die anderen Gebiete weiterverteilt. Oribos dient als zentraler Hub zwischen den verschiedenen Zonen der Schattenlande und der Welt der Lebenden.
    • Die Bastion – hier landen nur die edelsten Seelen und werden dort zu Aspiranten der Kyrianer, um sich nach jahrhundertelanger Ausbildung ihre Flügel zu verdienen, jenen standhaften Wesen, welche die Seelen der Verstorbenen aus der Welt der Lebenden in die Schattenlande geleiten.
    • Der Ardenwald – das Leben nach dem Tod, in dem all jene sich wiederfinden, die zu Lebzeiten ein besonderes Verhältnis zur Natur gepflegt haben. Die Seelen der Naturgeister die hier landen, werden von den Nachtfae über Jahrtausende hinweg auf ihre Wiedergeburt vorbereitet.
    • Maldraxxus – hier landen die ehrgeizigsten Seelen und werden von den Nekrolords in gnadenlose untote Armeen verwandelt, die sich dem Schutz der Schattenlande verschrieben haben und diesem auf Gedeih und Verderb nachkommen – solange sich die verschiedenen Häuser nicht gegenseitig bekämpfen jedenfalls.
    • Revendreth – die Seelen, die ein allzu schändliches Leben hinter sich haben, aber durch Buße noch gerettet werden können – wenn sie es den wollen, landen bei den Venthyr, einem Vampirvolk, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Seelen zu läutern, die es in ihre Lande verschlagen hat.
    • Der Schlund ist das Gebiet, in dem jene Seelen landen, die für alle Zeit verloren sind. Wer hier hin geschickt wird, hat nicht enden wollende Qualen bis zum Ende aller Zeiten vor sich. Von hier gibt es kein Entkommen. So heißt es jedenfalls…
  • Mit dem Abschließen eines Paktes erhaltet Ihr Zugriff auf dessen Sanktum, wo einzigartige Quests und eine umfangreiche Paktkampagne auf Euch warten. Außerdem stellt man Euch drei Gefährten zur Seite, mit denen Ihr eine Seelenband knüpfen könnt, welches Euch mit bestimmten Perks stärkt, die Ihr auf Eure Klasse abstimmen könnt. Und dann gibt es noch zwei Fähigkeiten, paktspezifische Rüstungen, sowie Haus- und Reittiere.
  • Natürlich gibt es wieder zahlreiche neue Dungeons und Raids, in denen Ihr jede Menge neuer Ausrüstung farmen könnt.
  • Und dann wäre da noch Torghast, der Turm der Verdammten. Eine quasi unendliche Instanz mit immer schwieriger werdenden Geschossen, die nach dem Zufallsprinzip erzeugt werden, sobald Ihr sie betretet und in denen Ihr Euch ganzen Gegnerhorden stellen dürft – und Bossen alle 6 Ebenen. Wahlweise alleine oder in der Gruppe. Als Belohnung winken Ausrüstungsgegenstände mit – abhängig vom Schwierigkeitsgrad – steigendem Itemlevel.
  • Das Level-System wurde vollständig überarbeitet: Die neue Maximalstufe liegt bei 60, wer zuvor auf Stufe 120 war, startet in das neue Addon auf Stufe 50 (die Items und Fähigkeiten wurden entsprechend skaliert, was die Werte betrifft, Ihr seid dadurch natürlich nicht weniger mächtig) und wer einen neuen Charakter von Stufe 1 bis 50 aufleveln möchte, kann dies innerhalb einer (einzigen) Expansion tun. Das heist, künftige Twinks müssen nicht mehr nach und nach durch den kompletten alten Content durch, sondern Ihr könnt künftig jeden Twink woanders hinschicken: Scherbenwelt, Nordend, Pandaria, Kataklysmus, Draenor, in den Krieg gegen die Legion oder in den Kampf um AzerothIhr habt die Wahl.
  • Und selbst für den Weg von Stufe 50 auf Stufe 60, also den aktuellen Content, gibt es zwei Optionen. Nachdem Ihr den regulären Verlauf der Story einmal durchgespielt, also alle Gebiete einmal durchlaufen habt, wonach Ihr Euch dann für einen Pakt entscheidet, könnt Ihr – wenn Euch das lieber ist – Euren Twink beim nächsten Durchlauf direkt einem Pakt zuordnen und dann nur durch das Spielen von Nebenquests, Weltquests und Dungeons leveln.
  • Und zuletzt sollte man an dieser Stelle noch zahlreiche neue Charakter-Anpassungsoptionen erwähnen, mit denen Ihr Euren Charakter beim nächsten Friseurbesuch noch weiter individualiseren könnt: Nicht nur neue Frisuren stehen hier zur Auswahl, auch Dinge wie Augenfarben, Ohrenformen oder Tatoos gehören seit dem Release des Addon-Prepatches zum neuen Repertoire Eures Glatzenschneiders.

Technik

Mit der Technik verhält es sich ähnlich wie mit dem Gameplay. Das Spiel wird mit jedem Addon ein klein wenig hübscher. Es pflegt freilich immer noch den etwas comichaften, zeitlosen Grafikstil, inzwischen sind aber stark verbesserte Bodenbedeckung, Wasseroberflächen, Schatten und kürzlich sogar per Raytracing berechnetes Licht dazu gekommen, sowie viel höhere Sichtweiten, höher aufgelöste Modelle und neue Bewegungsabläufe. Dann wären da noch Unmengen voll vertonter Video-Sequenzen in Ingame-Grafik oder vertonte Gespräche die nebenher ablaufen, wenn ihr mit anderen Charakteren gemeinsam unterwegs seid.

Hier wird zwar nicht alle paar Jahre das Rad neu erfunden, aber beim Licht: World of Warcraft ist wahrleich gut gealtert. Im positiven Sinne.

Fazit

Wertung: 5 Sterne

Ich sage es immer wieder in Gesprächen mit Freunden und Kollegen und habe es auch hier schon, mehr als nur einmal, postuliert: So schön die Zeiten des Internets auch sind… Einen Nachteil, den man nicht wegdiskutieren kann, hat das weltumspannende Datennetz mit seinen vielfältigen Möglichkeiten mindestens… Die Menschen, die sich permanent über irgendwas beschweren müssen, um zu ihrem Lebensglück zu finden, heut man immer am lautesten und heute noch deutlich lauter, als jemals zuvor.

Warum komme ich darauf zu sprechen? Weil dieses Prinzip natürlich auch in der Gaming Szene gilt. In diesem Blog-Artikel sogar schon für zwei der vorgestellten Titel. Über Jahre hinweg hörte man permanent: „World of Warcraft wird immer langweiliger. Alles voll casual. Heute muss sich keiner mehr anstrengen. Früher war alles besser. Classic / Vanilla – das waren noch Zeiten!“ Ich habe nie verstanden, warum die Leute die „Null Spaß mit WoW“ haben, dann nicht einfach aufhören und sich einem neuen Spiel zuwenden. Und wäre ich Blizzard, ich hätte sie womöglich einfach ignoriert, denn der Erfolg gibt dem Spiel nach wie vor Recht.

Und dennoch: Heute gibt es World of Warcraft Classic, für das jetzt sogar das Addon „Burning Crusade (Classic)“ ansteht. Und was ist aus der Mecker-Fraktion geworden? Sie sind immer noch da. Aber nicht unter sich. Nein. Sie treiben sich immer noch in der Standard Community herum und jammern weiterhin. Doch jetzt darüber, wie schwer, unfair und anstrengend doch WoW Classic viel zu oft ist. Ja klar.

Und warum lasse ich mich jetzt darüber aus? Erstens, weil das gar nicht oft genug ausgesprochen werden kann. Denn es nervt. Und zweitens, weil Shadowlands – entgegen der ganzen Unkerei – ein traumhaft gutes Addon geworden ist. Nicht, dass die Vorgänger mal wirklich schlecht gewesen wären. Es gab natürlich Höhen und Tiefen und Warlords of Draenor beispielsweise verkörpert – obwohl es Spaß gemacht hat, solang es dauerte – keine der Sternstunden der Addon Entwicklung. Aber Shadowlands hat es geschafft, viele Tugenden aus seinen Vorläufern und einige frische Ideen zu vereinen und gemeinsam mit guter und gut erzählter Story, zu einem der (wenn nicht sogar dem) besten Addons überhaupt zu werden.

Und die neue Catch-Up Mechanik für die Stufen 01 bis 50, nebst der Option zur Charakteraufwertung, macht das aktuelle World of Warcraft für Neueinsteiger und Wiederkehrer in gleichem Maße lohnenswert. Wer mit Fantasy, Rollenspielen großen Spielwelten und Massive Multiplayer etwas anfangen kann, darf hierfür guten Gewissens (maximal) 13 EUR im Monat (zzgl. des Addon Kaufpreises) in die Hand nehmen.

Watch Dogs: Legion

Nach Chicago und San Francisco führt uns der dritte Teil der Wachhund-Serie diesmal nach London. Ebenfalls neu ist der Umstand, dass man in Watch Dogs: Legion – ganz wie es der Name des Titels schon suggeriert – nicht einen festen Protagonisten spielt, sondern jedes Mitglied der Organisation. Und da man prinzipiell jeden Bürger Londons als neuen Gefolgsmann rekrutieren kann, bedeutet das genau genommen, dass Ihr potenziell jeden Menschen in London als Spielcharakter benutzen könnt, der Euch gerade in den Kram passt. (Dazu später noch ein paar Worte.)

Inhaltlich bietet Watch Dogs: Legion grundsätzlich mehr von der gewohnten Kost: Ihr gehört einer Hackergruppe an, tragt ein Smartphone mit Euch herum, mit dem Ihr buchstäblich alles und jeden (zu Eurem Vorteil) hacken könnt und kämpft in der, komplett von ctOS kontrollierten, Großstadt gegen die von Großkonzernen kommerzialisierte „Staatsmacht“. Zu Anfang des Spiels geht ein Auftrag schief, Ihr werdet beinahe verhaftet und Eure Mitstreiter größtenteils umgebracht. Danach gilt es, Eure Hackergruppe neu aufzubauen und den Kampf wieder aufzunehmen, womit das Rekrutierungssystem ins Spiel kommt. Als weiteren Gegner etabliert Legion eine konkurrierende Hackergruppe, die mit ihren deutlich aggressiveren Methoden für mächtig viel Unruhe im ganzen Land sorgt, was die Situation für Euch und Eure Gruppe nur noch schlimmer macht, da man die von Euren Gegnern verübten Terroranschläge Eurer Gruppe anlastet.

Gameplay

Wie in den beiden Vorgängern ist auch diesmal Euer „Super-Duper-Alles-Und-Jeden-Hacken-Smartphone“ neben der ein oder anderen Schuss oder Hiebwaffe der wichtigste Posten in Eurem Arsenal. Auf diese Weise besorgt Ihr Euch Geld, Autos, Motorräder und Informationen, dringt in Gebäude ein, übernehmt die dortigen Sicherheitssysteme und nutzt diese gegebenenfalls, um Eure Gegner auszuschalten – wobei Euch das Spiel zu keiner Zeit „zwingt“ zu tödlicher Gewalt zu greifen.

Das Smartphone nutzt Ihr außerdem, wie weiter oben schon angedeutet, zur Rekrutierung neuer Mitglieder für Euren „Verein“. Der Beiname des Spiels – „Legion“ – ist hierbei Programm. Wenn Ihr mögt, könnt Ihr den von Euch gespielten Protagonisten öfter wechseln, wie im echten Leben Eure Unterhosen. Kann man machen, muss man aber nicht.

Außer man lässt sich erwischen und wird verhaftet, dann muss man – zumindest für eine Weile (bis der Charakter wieder freigelassen wird) – auf ein alternatives Mitglied aus dem Kader ausweichen, dass man steuert, kann später aber im Hauptquartier wieder auf die bevorzugte Figur zurück wechseln, solange keine Mission läuft. Gutes Stichwort: Die eine oder andere Mission (waren nicht viele, entlang der Hauptstory) fordert einen Spielcharakter mit besonderen Kenntnissen oder einer Anstellung in der Einrichtung, die Ihr angreifen wollt. Auch in dem Fall ist dann ein kurzer Wechsel auf einen alternativen Charakter zwingend notwendig.

Darüber hinaus erwartet Euch die gewohnte Watch Dogs Kost: Ihr fahrt, rennt, schleicht und klettert (letzteres in gewissen Grenzen, erwartet nicht die Kletterkünste einer Lara Croft oder eines Mitglieds der Assassinen-Gilde, um beim gleichen Entwickler/Publisher zu bleiben) frei durch eine riesige Spielwelt, die sich dieses Mal die schöne Stadt London sehr detailreich zum Vorbild genommen hat.

Technik

Der Screenshot gibt die optische Qualität der Spielwelt wieder. Da gibt’s kurz gesagt einfach nix zu meckern. Watch Dogs: Legion ist wirklich hübsch anzusehen. Immer noch kein neuer Kanditat für meine persönliche und höchst subjektive Top 3 Liste, aber so dicht dran, dass es so oder so keinen allzu großen Unterschied mehr macht. Da „heult“ man doch schon auf sehr hohem Niveau…

Was die Steuerung angeht: Wie in den Vorgängern ist zu Fuß alles bestens, im Auto fühlt Ihr Euch in den ersten Stunden wie ’ne rotzbesoffene Stubenfliege mit nur einem Bein auf einem in der Wüstensonne bis zur Unkenntlichkeit weich gewordenen Gummibärchen. Ja, das gibt sich dann nach ein paar Stunden, bis dahin habt Ihr Euch an die schwammige KFZ-Steuerung halbwegs gewöhnt. Oder Ihr macht’s wie ich und schnappt Euch, wenn’s schnell gehen soll, ein Motorrad. Pfeilschnell und deutlich leichter durch den Verkehr zu jonglieren, als ein Untersatz mit vier Rädern. Zumindest solange Ihr nirgendwo hängen bleibt und im Anschluss einen 50 Meter weiten Freiflug über den Asphalt genießen dürft.

Fazit

Wertung: 4 Sterne

Wem die beiden vorangegangenen Watch Dogs Titel gefallen haben, der wird auch den dritten Teil mögen. Punkt. Wer jetzt erst in die Serie einsteigt, hat bestimmt auch seinen Spaß, wird aber mit der Story vermutlich deutlich weniger anfangen können. Die Geschichte setzt das Wissen um die alten Teile zwar nicht zwingend voraus (würde ich behaupten), es hilft aber zu verstehen was vor sich geht und warum eine Gruppe wie Deadsec überhaupt existiert und weshalb die Welt, allem Anschein nach, ein paar selbsternannte „Wachhunde“ dringend benötigt.

Ein Meilenstein der Spielgeschichte ist es nicht geworden, da fallen mir dann doch eindeutig andere Titel ein. Aber ein Stern weniger, macht aus Watch Dogs: Legion wahrlich noch kein schlechtes Spiel. Wenn ihr gerade keinen aktuellen Titel am Start habt oder wenn’s Euch gar in einem Sale über den Weg läuft… Zuschlagen. Viel damit falsch machen könnt Ihr eigentlich nicht. Außer ihr habt – aus welchem Grund auch immer – schon den ersten Teil gehasst. Dann… Naja. 🙂

Hitman 3

Die Story des dritten Teils der „Welt der Attentate Trilogie“ knüpft unmittelbar an die des Vorgängers an: 47, Diana Burnwood und Lucas Grey wandeln abseits der alten ICA Pfade, um das Macht-Konglomerat namens Providence zu zerschlagen, auf das sie zuvor gestoßen sind und dem sie, mit der Gefangenname des Vermittlers Arthur Edwards (aka Die Konstante), im letzten Teil einen ersten schweren Schlag versetzen konnten.

Auf der Jagd nach den Führungsmitgliedern von Providence, führt uns das Spiel diesmal nacheinander nach Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), Dartmoor (England), Berlin (Deutschland), Chongqing (Volksrepublik China), Mendoza (Argentinien) und schließlich an Bord eines geheimen Zuges in den Karpaten (Rumänien). Wer auch die anderen beiden Teile der Trilogie (Hitman aus 2016 und Hitman 2 aus dem Jahr 2018) besitzt, kann von der Oberfläche des aktuellen Titels aus direkt auf die Spielstände und Missionen der Vorgänger zugreifen.

Gameplay

Wie bei Fortsetzungen üblich, bietet Hitman 3 mehr vom gewohnten Material. Und das ist in diesem Fall keineswegs als Kritik zu verstehen: Ihr bewegt Euch vollkommen frei in großen, abwechslungsreichen Sandbox-Leveln, nehmt verschiedenste Identitäten an, erarbeitet allerlei kreative Zielbeseitungsmethoden, lasst bewusstlose oder getötete Schergen in Verstecken verschwinden, geht Personen aus dem Weg, die Eure falsche Identität durchschauen können und schaltet Euch mit sauber durchgeführten Missionen neue Eingänge, Informationen und Hilfsmittel frei, die Euch neue Herangehensweisen erlauben und den Wiederspielwert fein nach oben schrauben.

Technik

Unter der Haube punktet IO Interactives eigene Glacier 3 Engine mit deutlichen Verbesserungen bei Animationen, Beleuchtung & Reflexionen, Wettereffekten und der KI, was insbesondere im chinesischen Missionsgebiet Chongquing zum Tragen kommt, das mit jeder Menge Neonlicht, Wasserpfützen am Boden und Regen daher kommt, der nach und nach 47s Kleidung nass werden lässt.

Auf den NextGen Konsolen bietet die Engine 4K bei 60 fps mit HDR Unterstützung und die Crowd-Technologie der Engine soll bis zu 300 NPCs an einem Ort versammeln (und natürlich auch sinnvoll steuern) können. Kurz gesagt: Besser hat Agent 47 nie ausgesehen!

Fazit

Wertung: 5 Sterne

IO Interactive liefert den Fans der Hitman Reihe exakt das, sie erwarten (dürfen): Eine weit offene Sandbox in der die sprichwörtlichen „tausend Wege nach Rom“ führen und dabei der Kreativität der Spieler beinahe jeden denkbaren Raum lassen. Mehr kann man von diesem Genre kaum erwarten und wer die anderen Teile der Reihe mochte, wird Hitman 3 einfach lieben.


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