Ich war nicht immer Apple-Kunde, wisst Ihr… In den Jahren vor 2007, als das mobile Internet noch in seinen Kinderschuhen steckte und der Begriff „Smartphone“ von Geräten dominiert wurde, die kaum mehr waren als PDAs mit integriertem Mobiltelefon, machte ich – wie die meisten Technik-Geeks – erste Gehversuche mit diversen Gerätschaften auf Basis von Windows Mobile. Zu dieser Zeit war das ein „echtes Abenteuer“ und so etwas wie ein, auf Dauer konsistentes und mit verschiedenen Geräten vernünftig synchronisiertes, Adressbuch war viel zu oft pures Wunschdenken. Dann stellte Steve Jobs auf der Macworld Conference & Expo in San Francisco der Welt das erste iPhone vor und veränderte damit alles.

Bis ich mich dann dazu durchringen konnte, den ersten hochpreisigen Vertrag mit T-Mobile abzuschließen, sollten noch zwei Jahre ins Land gehen. Mein erstes Smartphone, nach heutigen Maßstäben, war dann das iPhone 3GS aus dem Jahr 2009. Ein Gerät, dessen Anschaffung ich nie auch nur eine Sekunde bereut habe und dass auch noch viele Jahre später, nachdem ich es längst gegen mehr als ein Nachfolgemodell ausgetauscht hatte, treu seinen Dienst in den Händen eines Freundes verrichtete.

In den letzten neun Jahren habe ich fast jede, in diesem Zeitraum erschienene, iPhone-Generation mein Eigen nennen dürfen und war – allen Unkenrufen, welche das eine oder andere Modell begleitet haben zum Trotz – stets mit den Geräten (mehr als) zufrieden. Dementsprechend gab es für mich also auch nie einen Grund zu wechseln. Bis in den Oktober 2016 jedenfalls, als outzoned.com online ging, denn das Betreiben eines solchen Blogs verpflichtet einen doch, hier und da mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken.

Die Hemmschwelle war nahezu unüberwindbar hoch, bis sich im Mai 2017 dann eine halbwegs vernünftig verargumentierbare Gelegenheit bot, von da an zweigleisig zu fahren. Ich nahm sie wahr und startete den (risikofreien) Selbstversuch von iOS auf Android zu wechseln. Als Hardware meiner Wahl stellte sich das Samsung Galaxy S8 heraus: runde Ecken, gebogene Kanten, fast randlos und ein OLED – wunderschön.

Meine erste Herausforderung: Das neue Smartphone funktioniell auf den gleichen Stand bringen.

Was auf den ersten Blick einfach zu sein scheint, erweist sich auf den zweiten Blick als schwieriger als gedacht: Die eine geliebte iOS App gibt’s für Android nicht, die andere gibt es zwar, allerdings unterscheiden sich die beiden Versionen manchmal derart in Funktionsumfang oder Bedienbarkeit, dass man freiwillig auf ein anderes Produkt umsteigt. Und da wartet schon das nächste Problem, denn in einem Store, in dem man sich nicht auskennt, nach alternativen Apps zu suchen, von deren Existenz man noch nichts weiß, ist eine Herausforderung für sich. Bis ich mein S8 soweit hatte, dass es zumindest in der Theorie das tat, was es sollte, vergingen etwa zwei Wochen in denen ich immer wieder an dem Smartphone herumbastelte.

In den ersten Monaten zwang ich mich dazu, so oft wie möglich auf den Androiden anstelle des iPhones zurückzugreifen – mit dem Ziel, dessen Anwendung möglichst zur Gewohnheit werden zu lassen.

Das klappte mal mehr und mal weniger gut. Manche Unterschiede zu iOS empfand ich (und empfinde ich auch heute noch) als gut, manche Eigenheiten machen mich selbst heute, nach anderthalb Jahren, noch schier wahnsinnig. Zugegeben, mir fehlt bislang die Expertise bezüglich nativem Android. Samsung nutzt das Betriebssystem bekanntermaßen ja nur als Basis und pflanzt ein regelrechtes Übermaß an eigenen Funktionen oben drauf. Von daher kann ich nicht ausschließen, dass ich mich bezüglich meines Androiden über Kleinigkeiten ärgere, die mit Googles Betriebssystem überhaupt nichts zu tun haben…

Aber da Samsung im Android-Segment nun mal (immer noch) der Platzhirsch ist, ist das Heranziehen von deren Hardware für Vergleiche der beiden Software-Ökosysteme durchaus zu rechtfertigen.

Einige Beispiele von Dingen, die mir an dem Androiden (von Samsung) gefallen:

  • Zunächst mal baut Samsung inzwischen einfach hübsche Hardware. Zumindest im gehobenen Segment, dem auch das S8 angehört, gehören klapprige Kunststoffgehäuse inzwischen der Vergangenheit an. Metall und Glas formen schicke Außenhüllen, rund um nahezu randlose Displays (und gerade hier hatte Samsung die Nase vorn), die den iPhones optisch in nichts nachstehen.
  • Auch die inneren Werte können sich sehen lassen. Sowohl das S8, als auch die darauf folgenden Geräte, punkten stets mit schnellen Prozessoren, einer ordentlichen Portion RAM Speicher, OLED Displays und (ganz besonders großartig) einem Slot für eine SD Karte, mit der man den Datenspeicher der Geräte nochmal ordentlich ausbauen kann. Auch mit dem Schutz gegen Wasser und Staub nach IP67 hatte Samsung die Nase eine Zeit lang vorn.
  • Frei platzierbare App Icons. Und damit meine ich nicht nur deren Reihenfolge, sondern deren exakte Position auf dem Raster des Homescreens. Das ermöglicht, einen vollgeknallten Homescreen optisch etwas zu unterteilen, indem man zwischendrin einfach mal eine Zeile frei lässt. Eine unbedeutende Kleinigkeit, möchte man meinen. Aber ich persönlich wünsche mir so ein Detail von iOS schon seitdem ich 2009 mein erstes iPhone gekauft habe.
  • Smart Select. Eine kleine Sammlung von Tools, die eindeutig auf das Konto von Samsungs Software-Entwickler geht, hat direkt in der ersten Woche einen Weg in mein Herz gefunden. Mit Bordmitteln aus einem beliebigen Inhalt (oder Teil-Inhalt) des Bildschirms ein Bild oder eine GIF-Animation zu erstellen ist einfach unsagbar praktisch. Eine dieser Funktionen von der man erst weiß, dass man sie braucht, wenn man sie hat. Noch schöner wird das Toolkit in Kombination mit dem S-Pen auf dem Note9.

Anmerkung: Für den S-Pen wird es entscheidend sein, wie zugänglich die zugehörige API für App-Entwickler ist und wie viele wirklich sinnvolle Szenarien sich daraus in den nächsten Monaten entwickeln. Potenzial hat das Teil und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage.

Und ein paar Dinge, die mich (am S8) auch heute noch in den Irrsinn treiben:

  • Auf dem ersten Platz dieser Liste hat sich der Homescreen-Editor eingesessen. Vielleicht liegt’s ja an mir, aber hat man das Smartphone entsperrt und berührt (meistens) mit dem Daumen auch nur einen Sekunden-Bruchteil zu lange das Display, wechselt das Gerät in den Editor. Anstatt nun die App zu öffnen, die ich verwenden wollte, muss ich stattdessen zuerst den Editor wieder schließen um auf den Homescreen zurück zu kommen. Ich habe mir inzwischen einen Wolf gegoogelt auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob man diesen Unsinn irgendwie verzögern oder ganz abschalten kann, aber dies ist wohl nicht vorgesehen. Inzwischen habe ich gelernt, dass Gerät mit so wenig Berührungspunkten wie möglich und nur am äußersten Rand zu greifen, das minimiert den Frust-Faktor, aber ich ärgere mich immer noch mindestens einmal die Woche darüber…
  • Der Fingerabdruck-Sensor. Erst einmal ist das Teil auf der Rückseite. Ist man Touch ID gewohnt, kommt man damit erstmal ein paar Tage nur schwer zurecht. Zudem sitzt der Sensor neben der Kamera. Während man sich mit dem Finger also „blind“ von unten kommend nach oben tastet, um den Sensor zu erreichen, landet man in mindestens 65% der Fälle erstmal auf der direkt daneben platzierten Linse. Kein Scan. Kein Zugang zum Homescreen. Hat man den Sensor dann gefunden, scannt er den Fingerabdruck oft erst beim zweiten oder sogar dritten Versuch. Nervig. Und ja, ich habe den Abdruck schon mehrfach neu eingelesen, andere Finger probiert, selbst welche die nicht an meinem Körper befestigt sind. Daran liegt’s nicht. Entweder mein S8 hat in diesem Punkt einen Schatten oder mit dem Sensor stimmt grundsätzlich etwas nicht. Erfreulich in diesem Zusammenhang: Beim Testen des Note9 (Artikel dazu ist in Arbeit) hatte ich dieses Problem nicht. Gefällt mir.
  • Mancher mag denken: „Wenn der Fingerabdruck für dich nicht funktioniert, benutze doch den Iris-Scan oder die Gesichtserkennung.“ Auf die Idee kam ich natürlich auch. Aber beim Gedanken daran, ein Smartphone nur mit einem simplen Foto von mir entsperren zu können, wird mir dann doch ein wenig mulmig und der Iris-Scan?! Mal ehrlich, benutzt das wirklich jemand im täglichen Leben und hält sich das Smartphone mittels denkbar unnatürlicher Armbewegung direkt vor die Augen, um deren Abbild dann erst noch in den beiden dafür vorgesehenen Kreismarkierungen zu platzieren. Das ist so fummelig! Ich habe es ehrlich wochenlang versucht, aber der dafür nötige Bewegungsablauf wollte mir beim besten Willen einfach nicht in Fleisch und Blut übergehen. Usability geht anders. Und das es geht, hat Apple im letzten Jahr mit der Einführung von Face ID bewiesen.
  • Habt Ihr mal versucht eine Konversation aus dem Nachrichtenverlauf zu löschen? Eine simple Aufgabe sollte man meinen. Auf meinem Androiden muss ich dafür aber erst die Konversation öffnen, dann den „3-Punkte-Button“ oben rechts drücken um das Kontextmenü zu öffnen, hier drückt man dann unten links das Löschen-Icon in Form eines kleinen Mülleimers, danach schließt sich das Kontextmenü und die Nachrichten im Verlauf sind markiert. Dann muss man oben rechts nochmal auf den Text-Button mit der Aufschrift „Löschen“ drücken, nur um danach die Frage, ob man den markierten Datensatz auch wirklich löschen will, nochmal extra mit „Ja“ zu beantworten. (Manchmal warte ich darauf, dass „Bodo mit dem Bagger“ hinter der nächsten Ecke hervorspringt, um bei meinem Smartphone irgendeinen „Nippel durch die Lasche zu ziehen“ und mich dann zu fragen, ob ich irgendwo eine Kurbel zur Hand habe.) Zum Vergleich: In iOS startet man in der Chat-Übersicht, drückt oben links auf „Bearbeiten“, markiert den oder die Chats und drückt dann unten rechts auf den „Löschen“ Button. Fertig.

Von diesen kleinen und größeren Irrsinnigkeiten einmal abgesehen, hat Android aber ein ganz anderes und viel gravierenderes Problem: Updates. Google verbessert sein mobiles Betriebssystem, genau wie Apple, zwar ständig und gibt regelmäßig kleinere Patches und einmal im Jahr ein großes Update heraus, diese Verbesserungen kommen auf den meisten Android Smartphones aber sehr spät oder sogar gar nicht an.

So manches preisgünstiges Gerät enthält nach seiner Fertigstellung kein einziges Update mehr und selbst die Flaggschiffe von Samsung müssen Monate auf große Updates warten. Ein Beispiel: Zwischen dem Release von Android Oreo im August 2017 und dem Release des auf Oreo basierenden Updates für das Galaxy S8 (aka: Samsung Experience 9.0) vergingen ganze sechs Monate. Das ist schlicht fatal.

Die Folge davon ist ein massiv fragmentierter Smartphone-Markt, in dem alte Androiden oftmals kaum eine andere Chance haben, als auf den Schrott zu wandern, schon allein deshalb, weil die veraltete Software darauf früher oder später zum Sicherheitsrisiko für den Anwender wird. Gutes Lifecycle-Management sieht leider anders aus und solange Google nicht (noch weiter, wie nur mit der hauseigenen Pixel Serie) aus dem Schatten tritt und bei den unzähligen Herstellern mit expliziten Forderungen für ordentlich Aufregung sorgt, wird sich daran auch nichts ändern.

Wie es anders geht, zeigt Apple: Vorgestern erschien mit iOS 12 die aktuellste Inkarnation des mobilen Betriebssystems. Und die ist nicht nur abwärtskompatibel bis zurück zu iPhone 5S, iPad mini 2, iPad Air und iPod touch Gen. 6, sondern verschafft der alten Hardware auch noch einen messbaren Performance-Boost.

Wie man es dreht und wendet und welche Vor- und Nachteile die zwei Betriebssysteme auch haben mögen, in letzter Konsequenz bleibt die Kaufentscheidung eine Frage der persönlichen Präferenzen, zumindest wenn wir in dieser Gleichung großzügig die Hardwarepreise ignorieren und damit die Tatsache, dass sich nicht jeder Smartphone-Benutzer eines der Flaggschiffe leisten kann.

Grundsätzlich gilt: Sowohl Apple, als auch Google leisten mit ihren mobilen Betriebssystemen gute Arbeit.

Will man Android in voller Pracht erleben und immer up2date sein, dann sollte man Ausschau nach dem Google Pixel 2 oder demnächst dem Google Pixel 3 halten. Wenn einem etwas Wartezeit hinsichtlich der Android Updates egal ist und man auch gut mit einem nicht-nativen Android leben kann, dann trifft man mit einem aktuellen Smartphone von Samsung sicher keine schlechte Wahl – das hat das, erst kürzlich auf dem Markt aufgeschlagene, Samsung Galaxy Note9 gerade wieder bewiesen.

Auf dem Papier sind die technischen Spezifikationen der großen Androiden stets beeindruckend und überflügeln in der Regel auch die jeweils aktuelle iPhone Generation. Allerdings gelingt es Apple stehts, die eigene Software optimal auf die eigene Hardware abzustimmen und damit vermeintlich schwächere Werte locker auszugleichen. Das Hard- und Software hier aus dem selben Haus kommen und die Software darüber hinaus nicht für gefühlt tausend andere Hersteller offen sein muss, erweist sich für Apple Jahr für Jahr als echter Heimvorteil.

Kurz gesagt, kauft man nicht gerade ein Billig-Gerät, kann man nicht viel falsch machen. Kommen wir abschließend aber zu den alles entscheidenden Fragen, die „drohend über diesem Beitrag schweben“:

Kann man guten Gewissens von iOS zu Android wechseln?

Man kann. Man muss dafür aber in die Materie einsteigen und sich den Androiden mühsam so zurechtbasteln, wie man ihn haben will. Hat man das mal geschafft und sich in das neue System eingefunden, gelingen die täglichen Abläufe auch für Umsteiger problemlos. Man muss sich aber vorher darüber im Klaren sein, dass man auf lange Sicht das eine oder andere iOS Schmankerl, wie beispielsweise iMessage, mit Sicherheit schmerzlich vermissen wird.

Und wie ist das umgekehrt?

Einfacher. Apples iOS ist, wahrscheinlich auch wegen der „Einschränkungen“ die Android-Fans so gerne bemängeln, das bedienerfreundlichere System. Es ist leicht verständlich, auch tief innerhalb der Einstellungs-Menüs, die Bedienung auch für unbedarfte Nutzer in kurzer Zeit erlernbar. Für den Wechsel gibt sogar ein Tool von Apple das, erstaunlicherweise, wirklich perfekt funktioniert. Sowohl Neuein- als auch Umsteiger tun sich mit einem iPhone in jedem Fall leichter.

Wenn ich ehrlich bin, sollte die erste Frage aber anders lauten: Will man von iOS zu Android wechseln?

Nein, eigentlich nicht. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, dass mit einem iPhone zu 99,9% alles rund läuft, erst recht wenn man in seinem Umfeld noch weitere Geräte aus Apples Ökosystem hat, der wird sich mit dem Wechsel zu Android, auch auf lange Sicht, immer ein wenig schwer und keinen Gefallen tun. Versteht mich nicht falsch, die aktuellen Androiden am Markt sind alles andere als schlechte Smartphones! Aber man muss immer etwas dafür „arbeiten“, dass alles läuft. Kennt man es nicht anders, stört es nicht. Aber war man mal zufriedener iPhone Benutzer, kommt man davon nie mehr richtig weg.

Was soll ich sagen? Hier drüben, auf Apples Wiese, ist das Gras dann einfach doch ein wenig grüner…

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Bilder, Grafiken und Videos dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum von Samsung und Apple.