Am 29. März hat Samsung seine Smartphone Generation für 2017 vorgestellt: Zwei Modelle wird es geben, das Samsung Galaxy S8 und das etwas größer dimensionierte S8+ und beide werden ab dem 28. April, also in knapp vier Wochen, in Deutschland verfügbar sein.

Wenn man die S8 Serie zum ersten Mal betrachtet, fallen einem drei Dinge direkt ins Auge: Das Display ist bei beiden Versionen nach beiden Seiten zum Rand hin gebogen (wodurch man diesen beinahe nicht mehr wahrnimmt und was die Edge Variante gleichzeitig überflüssig macht), die (optisch verbliebenen) Ränder oben und unten sind verdammt schmal geworden und der physikalische Homebutton ist verschwunden.

Wer jetzt weiter denkt und nach dem Fingerabdruck-Sensor sucht, findet diesen aber (leider) nicht unter dem Display (also nicht gefühlt als Teil desselben, was technisch möglich wäre), sondern auf der Rückseite, gleich neben der Kamera. Diese Design-Entscheidung ist gleich aus zwei Gründen ein wenig unpraktisch: Erstens erschwert die Position so weit oben auf der Rückseite definitiv die Einhand-Bedienung, wenn man kleine Hände hat (beim S8+ gilt das auch für größere Hände). Zweitens dürfte sich der Sensor, wenn man ihn „blind“ zu ertasten versucht, ganz genauso anfühlen, wie die Kamera, was (zumindest während der Eingewöhnungsphase) dafür sorgen dürfte, das Anwender anstatt auf dem Sensor auf der Kamera herumfummeln (um dort mächtig viele Fingerabdrücke zu hinterlassen) und sich wundern, warum das Smartphone nicht entsperrt wird. Ich verstehe, dass der Sensor grundsätzlich auf die Rückseite gewandert ist, dies hat sich auch schon bei anderen Herstellern als praktische und für die Anwender komfortable Entscheidung herausgestellt. Aber da sitzt der Sensor auch stets mittig und etwas weiter unten…

Wie beim Vorgänger, besteht das Gehäuse auch beim S8 aus Glas & Aluminium, was dem Gerät eine ebenso edle Optik & Haptik angedeihen lässt, wie im letzten Jahr der S7 Serie. Ebenso ist das S8 gegen Staub und eindringendes Wasser geschützt – im Rahmen des IP68 Standards. Beide Gerätevarianten sind in den Farben „Midnight Black“, „Orchid Gray“ und „Arctic Silver“ erhältlich und in ihren Außenmaßen gegenüber dem jeweiligen Vorgänger leicht gewachsen: Das S8 bringt es auf 148,9 mm (Länge)68,1 mm (Breite) x 8,0 mm (Höhe) und das S8+ auf 159,5 mm (Länge)73,4 mm (Breite) x 8,1 mm (Höhe) was recht wenig ist, bedenkt man die Größe der jeweils verbauten Displays.

Beschäftigen wir uns mit den inneren Werten:

Bleiben wir direkt bei dem primären Merkmal, dem Display. In beiden Varianten steckt jeweils ein Super-AMOLED-HD Display mit 2960 x 1440 Pixeln, beim S8 ist es 5,8 Zoll (570 ppi) groß, beim S8+ sogar satte 6,2 Zoll (529 ppi). Das ist mächtig viel Fläche. Angetrieben werden diese beiden „großen Brummer“ (im europäischen Raum) von einem 8-kernigen SoC Exynos 8895 von Samsung, der sich aus 4 ARM-Cortex-A53 Kernen auf 1,69 GHz und 4 Samsung Exynox M2 Kernen auf 2,13 GHz zusammensetzt. Der Prozessor wird im 10 nm Verfahren gefertigt, beherrscht die 64-Bit-Adressierung und wird von 4 GB LPDDR4 RAM Speicher unterstützt. (In China & USA kommt übrigens Qualcomms 4-Kern Snapdragon 835 zum Einsatz.)

Die Hauptkamera auf der Rückseite setzt, wie beim Vorgänger, auf 12 Megapixel mit 1,7er Blende. Sie verfügt über einen Autofokus mit Dualpixel-Technik, der dank Phasenvergleich für eine schnelle und weitestgehend fehlerfreie Scharfstellung sorgen soll, optische Bildstabilisierung ist ebenfalls mit an Bord. Videos lassen sich in FullHD mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen, auch 4K Videos sind möglich, dann allerdings bei niedrigerer Bildrate. Positiv auffällig: Auch wenn es auf den Bildern anders wirkt, die Kamera steht nicht mehr aus dem Gehäuse heraus. Die Frontkamera hat ein Upgrade erhalten und kommt beim S8 a) mit 8 (anstatt 5) Megapixeln daher und verfügt jetzt b) ebenfalls über einen Autofokus, was in Zukunft für schärfere Selfies sorgen soll. Auch der Iris-Scanner aus dem Samsung Galaxy Note 7 hat es in die S8 Modellreihe geschafft: In Form einer weiteren Frontlinse mit 4 Megapixeln Auflösung. Insofern dieser vernünftig funktioniert, ist die etwas ungeschickte Position des Fingerabdruck-Sensors möglicherweise gar kein Problem mehr, über das man sich Gedanken machen müsste.

Die Stromversorgung erfolgt auch beim S8 über nicht austauschbare Akkus, was inzwischen wohl a) zum Standard avanciert und b) wohl der ultra-flachen Bauform geschuldet ist. Die Geräte können wahlweise über ein USB-C Kabel (zwei Adapter von USB-C auf A und von USB-C auf B liegen bei) oder drahtlos (per elektromagnetischer Induktion) nach dem Qi Standard aufgeladen werden. Das entsprechende Induktions-Ladegerät muss separat erworben werden. Erwartungsgemäß stecken in den beiden Varianten verschieden große Lithium-Ionen-Akkus: Der S8 Akku fasst 3.000 mAh, die Ladekapazität des Akkus im etwas größeren S8+ beträgt 3.500 mAh.

Und was gibt’s sonst noch zu wissen?

Der Micro-SD Karten Steckplatz ist erhalten geblieben und kann mit Karten bis zu 256 GB Fassungsvermögen umgehen. Ein 3,5 mm Klinkenanschluss ist vorhanden. Die S8 Serie kann sich in GSM, UMTS und LTE-A Netzen bewegen, beherrscht darüber hinaus WLAN nach 802.11 a/b/g/n/ac Standard, Bluetooth 5.0, ANT+ und NFC. An Sensoren finden sich die heute gängigen Optionen im Gehäuse: 3-Achsen-Gyrosensor, Beschleunigungssensor, Annäherungssensor, Kompass und Barometer. Als Betriebssystem wird beim Release der Smartphones Google Android 7.0 (Nougat) zuzüglich der von Samsung angepassten Oberfläche vorinstalliert sein.

Gestatten, Bixby!

Tja, zuletzt wäre da dann doch noch „One more thing.“ Ähm. Verzeihung. Falsche Marke! Trotzdem müssen wir mal kurz in Richtung Apple & Co schielen, denn unter iOS gibt’s eine Sprach-Assistentin names Siri, bei Microsoft verrichtet deren Kollegin Cortana ihren Dienst, auf Amazon’s Echo kennen wir Alexa und Google bietet seit dem Release des Google Pixel den Google Assistant unter Android und auf dem Google Home an. Man sollte meinen, es gäbe auf dem Markt inzwischen genug Sprach-Assistenten und mit dem Google Assistant stünde einer davon auch dem Samsung Galaxy S8 zur Verfügung. Doch allen Erwartungen zum Trotz, hat man sich bei Samsung überraschend (das war’s zumindest vor dem Info-Leak im Vorfeld des Release-Events) dazu entschlossen, doch ein eigenes Süppchen auf den Herd zu stellen – der Name: Bixby.

Bixby wird über einen eigenen, physikalischen Button am linken Rand des Gehäuses gestartet. Sobald er „zuhört“ gibt es drei Wege um mit ihm zu kommunizieren: Das System erkennt, ob man den Bildschirm berührt um einen Befehl zu schreiben, ob man einen Befehl spricht oder ob man – ganz ohne Worte – die Kamera benutzt um irgendein Objekt zu fotografieren, zu dem man Informationen haben will. Er soll in der Lage sein, uns Informationen zu Produkten, Orten und Restaurants in der Nähe zu besorgen oder Texte aus fremden Sprachen zu übersetzen. Die Inhalte seiner Info-Übersicht lassen sich beispielsweise an Tageszeiten anpassen, so dass man morgens mit dem Wetter begrüßt wird, mittags die Nachrichten zum Essen lesen kann und am Abend mit der Fitness-Zusammenfassung des Tages ins Bett geht. Dazu kommen Dinge, die man von anderen Assistenten auch schon kennt, wie zeit- und ortsgebundene Erinnerungen.

Mittelfristig kann man hier wohl mit einigen Funktionserweiterungen rechnen, insofern Bixby Akzeptanz findet und sich seine Weiterentwicklung für Samsung lohnt. Und da hier sicher auch schon einige Entwicklungszeit eingeflossen ist, ist wohl damit zu rechnen, dass uns das System wohl mindestens die nächsten Jahre über erhalten bleibt und seine Chance erhält, auch richtig bei uns Benutzern anzukommen.

Doch was erzähl‘ ich Euch das eigentlich?! Uns trifft das jetzt erstmal noch gar nicht, den Bixby wird zum Marktstart wohl noch nicht der deutschen Sprache mächtig sein. Fraglich bleibt bis dahin, ob er hier in Deutschland überhaupt freigeschaltet wird, solange er uns noch nicht versteht oder ob Samsung ihn bis auf weiteres erstmal abklemmt.

Soweit so gut. Und das heißt jetzt was genau? Wie lautet das vorläufige Fazit?

Ich war nicht selbst in New York oder London auf einem der Samsung Events (ich betreibe dieses Geschäft noch nicht lange genug, um mal eben so einen Trip machen zu können), dass heißt alle hier präsentierten Informationen entstammen ausschließlich meiner Recherche im Netz. Ich kann meine Meinung, zumindest bis zum Release des Geräts, also nur auf Basis der Beobachtungen aufbauen, die „meine Kollegen“ vor Ort gemacht haben. Nichtsdestotrotz ist wohl eines schon klar: Das Galaxy S8 und sein großer Bruder, das Galaxy S8+, werden wohl keine Probleme damit haben, in die Fußstapfen ihrer Vorläufer zu treten und zwei richtig gute Geräte zu werden.

Was natürlich die Kameras im täglichen Gebrauch wirklich leisten, wie gut der Iris-Scanner funktioniert, wie schlecht man den Fingerabdruck-Sensor im Alltag tatsächlich erreichen kann, wie lange die Batterien bei der Benutzung durch verschiedene User-Archetypen am Ende halten und – vor allem – wie gut es sich im Vergleich zu Konkurrenz schlägt, das alles wird man erst nach dem Release beantworten können und erst später im Jahr, wenn noch mehr neue Geräte das Licht der Welt verblickt haben.

Mir gefällt jedenfalls, was ich bis jetzt vom Galaxy S8 gesehen habe und wenn es alle Versprechen halten kann, die es bei der Preview gemacht hat und wenn die Akkus auch auf lange Sicht nicht dazu neigen, in Flammen aufzugehen, dann macht man sicher keinen Fehler auf das S8 umzusteigen. Was mir immer etwas Bedenken macht, ist die vom Hersteller angepasste Oberfläche. Mir wäre grundsätzlich lieber, das OS wäre das Original von Google und dementsprechend auch immer flott auf einem aktuellen Stand. So ist man immer zusätzlich noch auf Samsung (und im Zweifel auch noch auf den Carrier – ich weiß gar nicht, wie das hierzulande genau verteilt wird) angewiesen und das macht mir im Zweifel immer etwas Bauchweh. Aber naja, das Problem mit Android und den massiv fragmentierten Versionsständen bei dessen Benutzern, ist ja kein neues.

Wäre ich nicht fest in der Apple-iOS-Welt verankert, ich würde ernsthaft darüber nachdenken, für eine Weile das Galaxy S8+ als meinen Daily Driver auszuprobieren. So ging es mir bislang eigentlich nur mit dem Google Pixel XL. Und wer mich kennt weiß: Das ich das sage, will womöglich viel heißen.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Logos & Fotos dienen lediglich der Illustration. Alle Rechte an diesem Bildmaterial gehören Samsung.