Die Sonne kann nicht immer scheinen.

Wenn man als Typ wie ich einen Blog wie diesen betreibt, ist man in der glücklichen Lage, sich meistens nur mit den Dingen zu beschäftigen, die einen sowieso interessieren, über die man sich vorher bereits informiert hat und die einem mit großer Wahrscheinlichkeit und in letzter Konsequenz auch gefallen. Je besser man vorbereitet ist, umso höher ist die Trefferquote und umso öfter vergibt man hohe Punktzahlen. Ein Luxus, zu dem ein neutrales Magazin, egal ob zum Thema Spiele, Serien, Filme, Spielzeug oder sonstigem Gedöns, nie kommt.

Im Gegenzug wird es zur Seltenheit, dass man sich in meiner Position dazu „gezwungen“ sieht, einen Verriss in die Tasten zu hämmern. Dazu bedarf es dann schon einer herben Enttäuschung, denn schließlich hat einem etwas nicht so gut oder gar nicht gefallen, von dem man eigentlich das Gegenteil erwartet hat. Ich kann das nicht leiden. Ich äußere mich lieber mit flammender Begeisterung zu etwas, das ich mag. Aber manchmal lässt sich ein negatives Fazit einfach nicht vermeiden.

Brad Pitt sucht zwischen den Sternen seinen altern Herrn.

Brad Pitts Hauptfigur (Roy McBride) arbeitet als Wartungstechniker im Raumanzug täglich an der Instandhaltung einer riesigen Antenne, die zum Auffinden außerirdischer Funksignale gedacht ist, mit dem Ziel die Existenz extraterrestrischen intelligenten Lebens nachzuweisen. Obwohl er ein verdienter Astronaut und Soldat ist, fristet er – gefangen in seinem unaufgeregten Job – ein unfreiwillig unspektakulären Leben. Zumindest aus seiner Sicht. Seine Frau sieht das vollkommen anders. Wirklich mit ihm darüber sprechen kann sie jedoch nicht, denn wie eine gut geölte Maschine lässt er wenig äußere Einflüsse, darunter auch die meisten Emotionen, nicht an sich heran. Was seine Ehe problematisch macht, ist für seine Vorgesetzten die perfekte Ausgangslage, ihn auf eine gefährliche und recht einsame Missionen bis in die äußersten Winkel unseres Sonnensystems zu entsenden. Dort soll er seinen verloren gegangenen Vater (gespielt von Tommy Lee Jones) finden, der (wie man auf der Erde glaubt) nicht nur vom Pluto aus den weiter entfernen Raum nach Funksignalen abgesucht hat, sondern auch für eine technische Katastrophe verantwortlich sein soll, deren Auswirkungen bis zur Erde reichen und dort Technologie und Menschenleben in Gefahr bringen. Klingt doch eigentlich ganz vielversprechend, soweit…

Mit angezogener Handbremse.

Nach einem spannenden Einstieg in den ersten fünf Minuten (Pitts Charakter stürzt nach einem Unfall im freien Fall auf die Erdoberfläche zu, während ein brennendes Trümmerfeld an ihm vorbei zieht), schraubt der Film erstmal gehörig das Tempo runter. Was völlig in Ordnung ist, weil sich die Story entgegen des ersten Eindrucks primär auf die Psyche von Pitts Charakter stürzt und im Detail beleuchtet, welche Entwicklung unser “Held“ durchmacht: Vom stillen und braven militärischen Mitläufer mit Vaterkomplex und gehemmtem Gefühlsleben zu einem zornigen Mann mittleren Alters, der endlich mit der Welt und der Ablehnung die er durch seinen größten Helden, seinen Vater, erfahren hat aufräumen möchte um den Kopf dafür frei zu kriegen, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden, wo sein bisheriges Leben doch daraus bestand, den Träumen seines verschollenen Vaters zu folgen um diesem auch in dessen Abwesenheit irgendwie nahe zu sein.

Bis hierhin hätte ich noch geurteilt: Ok, der Film ist nicht, was ich nach dem Trailer erwartet habe, aber eine Charakterstudie im Weltraum muss je schließlich nichts schlechtes sein. Gravity [Affiliate-Links: amazon.de]ging in gewissem Maße ja auch in diese Richtung und der Streifen hat großartig funktioniert.

Aber: Spätestens nachdem McBride den Mond (von hier stammen wie erwartet die Verfolgungsszenen aus dem Trailer) in Richtung Mars verlassen hat, steigt der Film nochmal weiter auf die Bremse. Und reißt noch den Handbremshebel hoch. Und dabei bleibt es dann. Bis zum bitteren Ende. Obwohl das Thema, auch nach meiner “inhaltlichen Neubewertung“, für mich interessant geblieben ist, entpuppt sich der Streifen als langatmig und antriebslos. Die Handlung plätschert nur noch vor sich hin, ganz so wie das auch bei Once Upon A Time in Hollywood der Fall war (was ich seinerzeit in einem Facebook-Post bemängelt habe). Wirklich schade, denn auch bei Ad Astra sehe ich das Problem nicht in der schauspielerischen Leistung der Darsteller. Brad Pitt hat auch diesmal einen, zwar (mit Absicht) zumeist emotionsarmen, aber sehr ordentlichen Job gemacht.

Endlich im Ziel. Mein Fazit.

Das Ende vom Lied: Ad Astra ist technisch und schauspielerisch solide aufgestellt, animiert beim Anschauen aber zu keinerlei Gefühlsregung, wenn man von dem regelmäßigen Check der Timeline einmal absieht, mit dem man in Erfahrung bringen will, wie lange der Streifen noch läuft. Viel Weltraum, viel Studie, wenig Charakter – das alles schön auf Sparflamme und Überlänge zurecht geköchelt, solange bis von einem guten Ansatz einfach kaum noch was übrig bleibt.

Zum Zeitpunkt, zu dem ich mir den Film geliehen habe, kostete er in der Anschaffung 16,99 EUR und in der Ausleihe 4,99 EUR. Soweit so klar, kennen wir iTunes Kunden schon. Ein paar Tage danach, startete Apple eine Sonderaktion, während der man ihn für 2,99 EUR hätte ausleihen können. Und während mich eine derartige Diskrepanz für gewöhnlich nicht die Bohne stört, habe ich mich diesmal noch über die 2 EUR geärgert, die ich zu viel in den Film gesteckt habe.

Das hat doch schon irgendwie eine gewisse Aussagekraft. Ad Astra bekommt von mir daher wohlwollende…

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


Hinweis: Die in diesem Beitrag verwendeten Grafiken, Bilder und Videos dienen lediglich der Illustration und verbleiben geistiges Eigentum von 20th Century Fox. Info am Rande: Das hier ist der erste Artikel, den ich von unterwegs und vom Entwurf bis zur Veröffentlichung vom iPad aus produziert habe. Bin (immer noch) begeistert.