Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht war eine (für Regisseur J.J. Abrams, nach der erfolgreichen Modernisierung von Star Trek, fast schon zu vorsichtige und) sichere Wette: Als Erfolgsrezept funktionierten das Story-Strickmuster von Episode IV: Eine neue Hoffnung, gewohnt bombastische Spezialeffekte und gute Schauspieler, die gute Dialoge spielten. Alles gut, aber alles auch wenig überraschend.
Das war vielen Kritikern zu wenig. Rian Johnson nimmt sich für Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi ganz unverblümt und schamlos viele Versatzstücke aus mehr als einer der vorangegangenen Episoden, was keineswegs etwas schlechtes ist. So holt er die Fans im Laufe des (mit 2,5 Stunden etwas überlangen) Films immer wieder neu ab. Das ist für viele sicher auch nötig, denn davon einmal abgesehen macht die achte Episode der Sternenkrieg-Saga alles anders, räumt mit alten Vorstellungen auf, schafft neue Ideen für das Universum und rückt vor allem eines wieder deutlich in den Vordergrund: Die Menschen.
Es geht nicht um die Macht, die Jedi, die Sith, das Imperium oder die Allianz. Es geht nicht um die ganze Galaxie, nicht um das Schicksal einer einzelnen Familie namens Skywalker, die im Laufe der Jahrzehnte immer im Zentrum des Geschehens und für das Schicksal aller verantwortlich zu sein scheint. Naja. Doch. Irgendwie natürlich schon. Wie könnte es auch nicht. Aber eben nicht vordergründig. Zumindest ist das der Eindruck, wenn man nach dem Ende des Films das Kino verlässt. Episode VIII dreht sich um Schicksale, um Beweggründe, um die Dinge, die unsere Helden (und Schurken) auch 30 Jahre nach der Rückkehr der Jedi, in Verkörperung von Luke Skywalker und seiner machtbegabten Familie, antreiben.
Star Wars: Rogue One war der erste Schritt in diese Richtung. Da sich der Streifen außerhalb der „großen Episoden“ abspielt, war das für Macher auch vergleichsweise leicht: Es bot sich eine gute Gelegenheit für ein (letztlich geglücktes) Experiment. Dennoch blieb uns von den, für das Krieg der Sterne Universum eigentlich so wichtigen, Figuren rund um Jyn Erso am Ende kaum mehr als eine „blasse Erinnerung“, endet der Film doch nicht mit deren heldenhaftem Ableben auf Scarif, sondern eigentlich mit Prinzessin Leia, Darth Vader und dem Beginn von Episode IV. Das Schlagen dieser „Brücke“ war gleichsam großartig, wie schade.
Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi geht hier mutig einen deutlichen Schritt weiter und trägt diesen „frischen Wind“ in die Hauptgeschichte hinein. Damit schafft der Film Raum für Rey, Finn, Poe und Kylo. Freien Raum zur Entfaltung der Charaktere, der in der Prequel-Trilogie fast vollständig von der Alten Republik, den Jedi, der Macht und einem Jahrtausende alten Machtkampf eingenommen wurde.
Das „neue“ Star Wars mag nicht jedem Fan der alten Stunde gefallen und wer das sprichwörtliche „Haar in der Suppe“ sucht, wird sicher auch eines finden. Für alle anderen ist Star Wars aber auch heute noch mit Sicherheit das, was es immer war: Ein grandioser Kino-Spaß, den man unbedingt auf der großen Leinwand gesehen haben sollte. In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Vergnügen und sage…
Möge die Macht mit Euch sein.
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