Vorwort: Ja, Star Wars Battlefront II ist negativ aufgefallen – durch Mikrotransaktionen. Ja, die Kritik hat sich (wie heute üblich) ausgiebig im Internet entladen. Ja, ich beteilige mich an solchen Wutausbrüchen geflissentlich nicht, das tun mehr als genug Kollegen. Aber dennoch, die Kritik an Electronic Arts und deren exzessivem Gebrauch von Mikrotransaktionen, in Form von Lootboxen mit zufälligem Inhalt gegen Echtgeld, ist mehr als berechtigt und das Geschäftsgebaren dahinter mehr als bedenklich. Ob damit für Battlefront II eine echte pay-2-win Situation geschaffen worden ist, sei mal dahingestellt. In jedem Fall wurden beliebte Helden-Figuren wie Luke Skywalker oder Darth Vader hinter spielerisch geradezu unmenschlichen Hürden verborgen, die man durch das Zücken der Kreditkarte vergleichsweise problemlos aus der Welt schaffen kann. Ich verstehe, dass es für Unternehmen heute üblich ist, über den Kaufpreis eines Spiels hinaus Geld an den Spielern verdienen zu wollen. Sollen Sie machen, ich kann mich als Spieler schließlich immer noch dagegen entscheiden, da mitzuziehen. Dann doch aber bitte transparent und in Form von präzise ausformulierten DLCs, dann weiß man wenigstens vorher genau, wofür man zur Kasse gebeten wird.

Punkt. Ebenso ehrlich muss man aber auch eingestehen, dass sich das soeben angesprochene Problem ausschließlich im Multiplayer-Modus des Spiels auswirkt. Klar, der macht für viele Spieler 80% und mehr der Spielerfahrung aus, das sollte Gewicht haben. Aber bei allem Ärger wird gerne vergessen, dass Battlefront II im Gegensatz zu seinem Vorgänger einen Solo-Modus mitliefert, der einer Einzelbetrachtung würdig ist.

Da dies nun klargestellt ist, widmen wir uns ab jetzt also ganz offiziell dem Singleplayer-Story-Modus von Star Wars Battlefront II. Das Spiel beginnt kurz vor dem Ende von Star Wars Episode VI – Die Rückkehr der Jedi Ritter.  Wir schlüpfen in die Rolle der Protagonistin der Geschichte: Iden Versio. Sie ist nicht nur die Tochter eines imperialen Admirals, sondern auch die Anführerin einer imperialen Spezialeinheit, des Inferno-Trupps. Der kommt auf dem Waldmond Endor als Teil einer, vom Imperator gestellten, Falle für die Rebellen-Allianz zum Einsatz. Von dem bevorstehenden Sieg der Rebellen ahnt im Imperium zu diesem Zeitpunkt noch niemand etwas, entsprechend groß ist der Schock, als am Himmel plötzlich die Explosion des zweiten Todessterns zu sehen ist. Die Gruppe wird evakuiert und nach einem kurzen Briefing etwas später auf eine geheime Mission geschickt, deren langfristiges Ziel es sein wird, der Neuen Republik nichts weiter als Tod und Zerstörung zu hinterlassen, indem man die eigenen imperialen Welten und Außenposten niederbrennt – Operation „Asche“, die letzte Order des Imperators.

|SPOILERWARNUNG|: Die Charakterentwicklung im Rahmen der Story

Überbracht werden die neuen Befehle von einem Androiden, den der Imperator persönlich programmiert zu haben scheint. Der Kopf der Maschine ist eine Art Vollvisier-Helm, in dessen Innerem bei Bedarf ein holografisches Bild Palpatines zu sehen ist. So wollte der Sith-Meister offenbar sicherstellen, auch über seinen Tod hinaus noch die Zügel des Imperiums in der Hand zu haben. Der Herold spricht, der Admiral spurt und Iden zeigt sich irritiert, wird von ihren Vorgesetzten im Dunkeln gelassen. Davon ist sie wenig begeistert. Sie ist wütend und will unbedingt zurückschlagen. Sie will Rache. Sie will jene vernichten, die alles zerstört haben, woran sie ihr Leben lang geglaubt, wofür sie gearbeitet hat. Doch genau das darf sie nicht. Und das Verbot kommt von einem Roboter, der mit der Stimme eines Toten spricht. Stattdessen soll sie mit ihrem Team auf eine Reihe scheinbar sinnloser Missionen gehen. Als ihr später klar wird, dass ihre Aktionen die Unterstützung für eine großangelegte Operation liefern, mit der alle imperialen Welten vernichtet und dabei unzählige imperiale Zivilisten getötet werden sollen, bekommt sie erste Zweifel. Als einer ihrer Aufträge sie auf ihre Heimatwelt führt und nicht einmal ihr Vater Einwände zu haben scheint, sein altes Zuhause zu zerstören, entschließt sich Iden spontan dazu, ihre Befehle zu verweigern. Da dies einem Todesurteil gleich kommt, bleibt danach nur noch die Suche nach Asyl bei der Rebellen-Allianz.

Hier hätte es die Chance gegeben, mit einem „bösen“ Charakter eine dennoch nachvollziehbare Story zu entwickeln, doch man geht lieber „auf Nummer sicher“ und macht aus den Protagonisten des Spiels am Ende doch noch Figuren auf der „hellen Seite der Macht“. Ob man diesen Umstand nun als Fehler und Nachteil wahrnimmt, bleibt wohl jedem Spieler selbst überlassen.

Die – ehrlich gesagt – recht simple und vorhersagbare Story wäre eigentlich negativ zu erwähnen, doch das Spiel ist mit seiner Handlung und seinem Look & Feel so eng an die Filme angebunden, dass sich bei jedem echten Star Wars Fan – wie von selbst – ein krasses Mittendrin-Gefühl einstellen sollte. Dass lässt einen leicht über die offensichtlichen Schwächen hinwegsehen.

Ein echtes Plus ist das Missions-Design: Mal streift man durch Urwälder, mal schleicht man durch eine imperiale Basis und versucht nicht aufzufallen. Mal steuert man einen kleinen Kampfläufer frei durch einen felsigen Level-Abschnitt, mal bedient man die Laser-Kanonen eines riesigen AT-AT inmitten einer imperialen Großstadt. Dann setzt man sich in seinen Raumjäger, nimmt an mitreißenden Dogfights teil, beschützt eine Basis oder ein Großkampfschiff und landet danach um sich wieder zu Fuß einen Weg durch die Gegner zu bahnen. Die Übergänge von einem Abschnitt zum nächsten sind innerhalb einer Mission fließend, zumeist verbunden mit einer kurzen Filmsequenz. Zwischen den Missionen treiben längere Sequenzen die Story voran. Hier hat DICE einen wirklich guten Job gemacht, sehr viel besser kann man den Spieler nicht in das Geschehen einbinden. Da wirken die 6 Stunden Spielzeit gleich mal noch kürzer als sie es ohnehin sind.

Die recht vielseitige Bewaffnung und die – durch Sternenkarten erlernbaren – Sonderfähigkeiten, lassen sich vor jedem Missionsbeitritt und teilweise auch innerhalb der Levels frei wählen. Negativ ist mir hierbei lediglich aufgefallen, dass neu erlernte Fähigkeiten automatisch ausgerüstet werden, was dazu geführt hat, dass ich in einer neuen Mission plötzlich mitten im Kampf bestimmte Angriffe oder Schutzmaßnahmen nicht nutzen konnte, weil das Spiel sie mir hinter meinem Rücken weggenommen hatte. Kein unlösbares Problem, aber auf Dauer ein wenig nervtötend.

Ebenso anpassbar wie die Ausrüstung ist der Schwierigkeitsgrad, den man vor Missionsbeginn jeweils frei auf eine von drei Stufen einstellen kann. So soll’s sein. Wenn jetzt noch die automatischen Speicherpunkte (manuell speichern ist nicht) etwas fairer verteilt wären, so dass man – in manchen Missionen – nicht nach jedem Schnitzer gleich von vorne anfangen müsste, gäbe es in diesem Punkt nichts auszusetzen.

|SPOILERWARNUNG|: Alte und neue Bekannte

Im Rahmen der Solospieler-Geschichte trifft man auf verschiedene bekannte Gesichter aus der Original- (Episoden IV, V und VI), sowie der aktuellen Trilogie (Episoden VII und VIII). Diese Helden sind in der Kampagne teilweise sogar spielbar. Man ist man nicht nur als Iden oder ihr (ebenfalls desertierter) Team-Kollege unterwegs, sonder auch als Luke, Leia, Han oder Lando. All diese Abschnitte sorgen nicht nur für zusätzliche Abwechslung, sondern machen auch wirklich viel Spaß.

Umso deutlicher wird hier allerdings auch, weshalb derzeit auf der ganzen Welt unzählige Spieler des Multiplayer-Parts, EAs Umgang mit den unsäglichen Helden-Freischalt-Mechanismen kritisieren.

Optisch macht Star Wars Battlefront II einiges her. Die Frostbite-Engine darf mal wieder zeigen, was sie kann und macht ihrem guten Ruf alle Ehre. Hoher Detailgrad, scharfe Texturen, auf der XBOX One X auch in flüssigem 4K/HDR (zumindest soweit ich das mitbekommen habe) und im Hintergrund ist immer so viel los, dass einem als Spieler die teilweise ein wenig arg begrenzten Spielzonen am Boden und in der Luft gar nicht störend auffallen.

Ähnlich angenehm steht es um die Sound-Kulisse: Waffen, Raumjäger und Musik donnern mit wuchtigem Klang auf unsere Ohren und sind ganz und gar Star Wars. Bekannte Charaktere greifen (zumindest in der deutschsprachigen Version) auf ihre bekannten Synchronstimmen zurück. Das sorgt für wohlige Gefühle.

Die Steuerung entspricht gängigen Shooter-Konzepten und funktioniert im Großen und Ganzen sauber. Zumindest solange man nur gegen die KI spielt (die ihren Job nach meinem Dafürhalten durchaus brauchbar erledigt). Gegen menschliche Mitspieler habe ich sie bekanntermaßen ja nicht getestet.

Kurz gesagt: Battlefront II liefert in technischer Hinsicht eine gute Gesamtleistung ab. Das die Physik-Engine hin und wieder ein etwas eigentümliches Eigenleben zu entwickeln scheint, darf man als Solist gerne und guten Gewissens außer Acht lassen – gerade weil sowas in der Regel nachträglich noch gepatched wird.

Fazit: Solltet Ihr Euch Battlefront II im Moment kaufen? Das hängt von Eurer persönlichen Einstellung ab.

Für reine Solospieler ist der Titel ähnlich gut oder schlecht wie es auch einer der letzten Call of Duty Teile wäre. Die Spielzeit ist kurz, die Präsentation dafür großartig. Ob das den vollen Preis rechtfertigt, ist aber eine Ermessensfrage. Das kann ich nicht für Euch beantworten.

Was das Spiel in der Solo-Kampagne vom Gameplay her richtig macht, gilt meines Wissens auch für den Multiplayer-Part. Ich bin sicher, man kommt auch hier mit Battlefront II durchaus auf seine Kosten. Ob man nun aber Helden mit Hilfe von Echtgeld freischaltet oder stattdessen extrem viel Zeit in das Sammeln von Ressourcen steckt, ist wieder so eine Frage der eigenen Präferenzen.

Wer sich über Electronic Arts und deren Geld-aus-den-Spielern-quetsch-Methoden ärgert, der darf das Spiel schon aus Prinzip nicht kaufen. Inhaltlich entgeht einem dann aber ein gutes Star Wars Spiel.

Ihr merkt schon, ganz so einfach ist das nicht. Vor allem, wenn man mal den ganzen Frust außen vor lässt, der momentan durch das Internet geistert – nicht zuletzt in Form einer Petition, die inzwischen weit über 100.000 Spieler unterzeichnet haben und die fordert, das Lucasfilm sich besinnt und Electronic Arts die Rechte am Star Wars Franchise entzieht. Der beste Tipp: Denkt einfach mal in Ruhe drüber nach.

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Solltet Ihr Euch für den Kauf entscheiden, wünsche ich Euch jedenfalls schon jetzt viel Spaß!

In diesem Sinne: Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Das Bild- und Videomaterial in diesem Beitrag ist geistiges Eigentum von Electronic Arts sowie von Walt Disney Studios Motion Pictures und dient lediglich der Illustration.