Ich gehe mal davon aus, wir alle (und damit meine ich Euch, also meine Zielgruppe und mich selbst) haben in unserem Leben mindestens einmal Star Wars gesehen. Dementsprechend sollte jedem Leser dieser Zeilen die Geschichte um den ersten Todesstern und dessen Zerstörung am Ende von Episode IV (Eine neue Hoffnung) ein Begriff sein. Wie wir wissen, war dieser erste große Sieg der Rebellen über das Imperium in erster Linie einer kleinen Rebellengruppe zu verdanken, die unter Einsatz ihres Lebens die Pläne der besagten Kampfstation beschafft hat. Rogue One ist das Rufzeichen eben dieser Einheit und der gleichnamige Film handelt von ihrem verbissenen Kampf für die Freiheit der Galaxie. Er ist damit der erste Kinofilm im Star Wars Universum, der „außerhalb“ der weltbekannten Episoden und deren Hauptgeschichte spielt. Wobei: So ganz richtig ist das eigentlich nicht, sind die geschilderten Ereignisse doch gleichermaßen bedeutend, wie eng mit der Hauptstory verbunden.

Sagen wir einfach, es ist der erste Star Wars Film ohne Episoden-Nummer. *g*

Die Story beginnt mit einem kurzen Blick auf die Familie Erso: Vater Galen, eigentlich ein brillianter Wissenschaftler, lebt zurückgezogen als Farmer, gemeinsam mit seiner Frau Lyra und seiner noch sehr jungen Tochter Jyn. Sie sind auf der Flucht vor dem Imperium, nicht weil sie (offenkundige) Rebellen oder klassische Verbrecher wären, sondern weil Galen Erso sich nicht länger an der Entwicklung einer (noch unbenannten) Superwaffe beteiligen will. Als der militärische Direktor Orson Krennic mit einem Trupp von Deathtroopern auf dem Planeten landet, um Galen Erso und seine Familie unter Zwang ins Imperium zurückzuholen, kommt es zu einem Schusswechsel. Lyra Erso stirbt, Galen wird festgenommen. Nur die kleine Jyn bleibt – zuvor von ihren Eltern in einer getarnten Kammer unter einer Höhle versteckt – in Freiheit und wird einige Stunden später von Saw Gerrera, einem extremistischen Rebellen, gerettet.

15 Jahre später ist Jyn erwachsen geworden und sitzt in einem imperialen Gefängnis. Ihr Vater ist noch am Leben und hat die Waffe für einen Planetenkiller entwickelt, den Todesstern. Er konnte aber einen imperialen Frachtpiloten davon überzeugen, zu den Rebellen überzulaufen und eine geheime Nachricht an Saw Gerrera zu überbringen, offenbar nicht wissend das Gerrera und die Rebellen inzwischen nicht mehr viel miteinander zu tun haben. Der Geheimdienst der Rebellen hat dennoch von der Sache Wind bekommen. Da man vermutet, dass Saw Gerrera weiß wo Galen Erso sich aufhält und dieser vor dem (imperialen) Senat eine Aussage zu der Superwaffe machen soll, die er entwickelt hat (offenbar glauben einige Rebellen immer noch an eine politische Lösung), befreit man Jyn aus ihrem Arbeitslager und gibt ihr den Auftrag, im Austausch für ihre Freiheit Kontakt zu Gerrera herzustellen.

Diese Ausgangslage vermittelt Rogue One in den ersten 10 bis 15 Minuten in kurzen, düsteren, schnell geschnittenen und teils unverholen gewalthaltigen Sequenzen (anders als bei Han Solo und Greedo ist es hier keine Frage, wer wen einfach kaltblütig abknallt), die ebenso von einem Handlungsträger zum nächsten springen, wie von einem Planeten zu einem anderen. Die Abschnitte bauen inhaltlich aufeinander auf, machen sich aber nicht die Mühe, den Zuschauer mit näheren Details zu versorgen. Das lässt erstmal Fragen offen. Ein für Star Wars ungewohntes Tempo. Bis hierhin sollte jedem klar geworden sein, dass er oder sie sich hier keinen typischen Star Wars Abenteuerfilm im gewohnten Mantel-und-Degen-Stil ansieht:

Rogue One ist ein Kriegsfilm.

In den folgenden 2 Stunden punktet Rogue One bei den Fans, dank seiner zeitlichen Nähe zur mittleren (alten) Trilogie, mit den guten alten imperialen Sturmtrupplern, AT-AT und AT-ST Kampfläufern, TIE-Fightern, original X- und Y-Flüglern und den klassischen Sternenzerstörern. Diese „Design-Philosophie“, die auch schon in der Animations-Serie Star Wars: Rebels gut funktioniert hat, lässt nostalgische Gefühle aufkommen. Sogar Gouverneur Tarkin beehrt uns – wenn auch als CGI Charakter – mit seiner Anwesenheit.

„Rebellion entsteht aus Hoffnung.“

Und das unsere Filmhelden davon überhaupt noch etwas übrig haben erscheint, im Hinblick auf ihre düstere Lage, wie ein Wunder: Auf dem Wüstenmond Jedha findet ein Guerilla-Krieg statt, den Saw Gerreras Kämpfer gegen die imperialen Truppen führen, die den dortigen Jedi-Tempel plündern um an möglichst viele Kyber-(aka: Lichtschwert-)Kristalle zu kommen. Dabei scheren sich weder die Imperialen, noch die Guerillas um Kollateralschäden. Binnen Sekunden wird ein scheinbar friedlicher Marktplatz mit Händler, Käufern und spielenden Kindern zum Kriegsgebiet. Auf Eadu lässt Orson Krennic unvermittelt alle Wissenschaftler & Ingenieure hinrichten, die am Bau des Todessterns beteiligt waren, es ist dunkel und nass, die Rebellen-Truppen rücken mit einem klaren Tötungsbefehl an und unsere Helden kämpfen um das nackte Überleben. Auf dem tropischen Planeten Scarif kämpfen sie schließlich um den Erhalt der Baupläne, unterstützt von Rebellen-Soldaten, die stellenweise noch wie Jugendliche wirken. Riesige Kampfläufer werden gegen wenige Kämpfer entsandt, überall Explosionen, abstürzende Schiffe, schreiende Menschen, Verwundete und Leichen. Und von den Zerstörungen, die der Todesstern anzurichten vermag, will ich erst gar nicht sprechen…

Noch nie hat man in einem Star Wars Film so viele Menschen – bewusst – sterben sehen (Sturmtruppen, die umfallen wie die Fliegen einmal ausgenommen). Und noch nie kam man auf den Gedanken, dass nicht alles so Schwarz und Weiß ist, wie es die jeweiligen Machthaber der beiden Fraktionen gerne hätten. Versteht mich nicht falsch: Das Imperium und die Sith sind ohne jeden Zweifel die Bösewichter in diesem Spiel. Aber auch bei den Rebellen gibt es die eine oder andere skrupellose Figur, die ohne Bedenken über Leichen geht um zu bekommen, was sie will.

Rogue One besitzt den Mut uns deutlich zu machen, dass auch der „heldenhafte“ Krieg der Sterne ein schmutziger Kampf ist. Und genau dadurch funktioniert er. Sind wir ehrlich: Die Geschichte wird spannend erzählt, aber wir allen wissen doch sowieso schon, wie sie ausgeht. Dem Film also ein grundlegend anderes Konzept zu verpassen, wie wir Star Wars Fans es gewohnt sind, war also eine mutige und dennoch absolut logische Wahl – die sich eindeutig für alle ausgezahlt hat, Produzenten wie Zuschauer.

Wer den Film – so wie ich – zum Jahreswechsel im Kino verpasst hat oder ihn einfach nochmal (und nochmal und nochmal und nochmal) sehen möchte, kann ihn seit letzter Woche über iTunes und ab heute, dem internationalen Star Wars Tag (May, the 4th be with you), im Handel erwerben, was ich jedem Filmfreund – egal ob mit Hang zu Star Wars oder nicht – nur wärmstens empfehlen kann. Guckbefehl! Und falls sich jemand abschließend für die Schauspieler interessiert, die an Rogue One mitgewirkt haben, habe ich hier eine kurze Liste der wichtigsten Figuren nebst der Menschen, die sie verkörpert haben: Felicity Jones (Jyn Erso), Ben Mendelsohn (Orson Krennic), Alan Tudyk (K-2SO), Mads Mikkelsen (Galen Erso), Forest Whitaker (Saw Gerrera), Jimmy Smitts (Bail Organa) und Genevieve O’Reilly (Mon Mothma).

Ich wünsche viel Spaß beim Anschauen und sage: Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Begriffe und Bilder sind Eigentum von Lucas Film Ltd. LLC und Walt Disney Studios Motion Pictures.