„Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ beginnt in New York, im Jahre 1926, als der Zauberer und Forscher Newt Scamander gerade eine lange globale Exkursion zu Ende gebracht hat, deren Ziel es war eine Reihe außergewöhnlicher magischer Wesen zu finden und zu dokumentieren. Scamander hätte in der großen Stadt ganz einfach unentdeckt einen kurzen Zwischenstopp einlegen können, doch ein No-Maj (das amerikanische Wort für Muggel, also Nicht-Magier) namens Jacob, ein erneut auftauchender magischer Kriminalfall und die Tatsache, dass es einigen magischen Wesen gelingt, aus ihren Gehegen (in Scamanders magischem Koffer) zu entkommen, machen ihm einen Strich durch seine Rechnung. Und so muss Newt Scamander, ein seltsamer Vogel mit einem unglaublichen Gespür für die magische Tierwelt, in einer der größten Städte unseres Planeten in die Welt seiner Mitmenschen eintauchen, in deren Gegenwart er sich für gewöhnlich so gar nicht wohl fühlen mag.

Newt Scamander wird von Eddie Redmayne verkörpert, dessen Gesicht ich bislang nur aus dem Trailer zu „The Danish Girl“ (den ganzen Film habe ich bislang nicht gesehen, daraus konnte ich also nicht wirklich viel ableiten) und aus „Jupiter Ascending“ kannte. In letzterem spielte er eine Figur, die man getrost als „fiesen Psycho-Mistkerl“ bezeichnen könnte und entsprechend vorbelastet war mein Hinterkopf – man kennt das ja auch umgekehrt: Stellt Euch mal Tom Hanks, der Zeit seines Lebens immer nette Typen gespielt hat, als Bösewicht vor. Geht irgendwie nicht, bis man es in einem neuen Film mit eigenen Augen sieht. (Was übrigens seinerzeit „Face/Off“ so genial gemacht hat, als Nicolas Cage und John Travolta die Rollen tauschten.) Selbstverständlich wurde mein Unterbewusstsein in den ersten 20 Minuten direkt eines besseren belehrt: Newt Scamander ist ein skuriller aber sehr sympathischer Typ und Eddie Redmayne geradezu perfekt besetzt.

Mehr oder weniger (un)freiwillig begleitet wird Scamander von Jacob Kowalski, einem Muggel (oder No-Maj) wie Ihr und ich, gespielt von Dan Fogler, der zufällig in die magische Welt hineinstolpert und den Eindruck macht, er könne seine wahre Bestimmung (als Begleiter / Helferlein von Scamander, nachdem die Bank ihm das Eröffnen einer Konditorei verwehr hat) gefunden haben. Jacob kann – im Gegensatz zu seinem neuen Freund Newt – gut mit anderen Menschen, obwohl er ein wenig schüchtern ist. Er erlebt die auf ihn hereinstürzenden neuen Eindrücke fast mit dem Staunen eines Kindes und ist im Laufe des Films für mehr als einen Lacher gut.

Begleitet werden die beiden von Tina Goldstein (gespielt von Katherine Waterston), einer jungen Aurorin, die sich entgegen den Anordnungen ihrer Vorgesetzten a) für einen alten Fall und b) für Newt Scamander und seinen Koffer interessiert (für alle, die Harry Potter nicht gesehen / gelesen haben: Auroren sind die Magier-Polizei) und ihrer Schwester Queenie (gespielt von Alison Sudol).

Die heimlichen Stars des Films sind allerdings die, im Titel benannten, phantastischen Tierwesen: Jede Spezies hat ihre ganz eigenen Besonderheiten, rein optisch wie „biologisch“. Keine Art wirkt dabei generisch, alles ist irgendwie neu und einzigartig und damit auch irgendwie spannend – besonders tritt dies in einer längeren Szene zu Tage, in der Newt und Jacob in den Koffer hinabsteigen (und das meine ich wörtlich), um sich in den Gehegen um die Tiere zu kümmern – und so erleben wir die Faszination der Welt der magischen Wesen als Zuschauer durch die Augen von Newt Scamander. Ein Konzept, das grundlegend auch in den Harry Potter Geschichten funktioniert hat, in denen Harry uns mit in die Welt der Zauberei zog und sie uns durch seine Augen entdecken ließ.

Der Hauptfigur und seinen Freunden bei der „Jagd“ auf die ausgerissenen Wesen zu folgen macht Spaß, sogar soviel, dass man immer wieder aus den Augen verliert, dass es sich dabei eigentlich nur um einen Nebenschauplatz der Ereignisse handelt. Die eigentliche Gefahrenquelle, der unsere Freunde sich stellen müssen, ist eine andere: Die Ereignisse um Grindelwald (mit denen der Film ansatzweise in einer kurzen Szene beginnt, und von denen wir ein paar Details aus den Harry Potter Geschichten kennen) und seltsame Geschehnisse in der Stadt (Angriffe von Wesen auf Menschen), welche die Existenz der Zauberer zu enthüllen drohen, liegen die ganze Zeit wie ein drohender Schatten über New York City und unseren Figuren. Daran lässt der Film im Laufe des Geschichte nie einen Zweifel bestehen, dennoch gerät diese Tatsache beim Zuschauer durch den „Zauber“ der übrigen Handlung immer wieder ein wenig in Vergessenheit. So ging es zumindest mir. Ich geriet im Verlauf des Films immer wieder in so einen „Ach ja, da war ja noch was“-Moment, in dem mir klar wurde, dass es eigentlich nicht primär um die Tierwesen geht, auch wenn der Film nach ihnen benannt ist.

(Das ist irgendwie schwierig zu erklären, ohne dabei zuviel zu verraten…)

Anders ausgedrückt: Es werden zwei Geschichten parallel verfolgt, eine davon wird gefühlt als besonders wichtig in den Fokus gerückt, dann jedoch nicht konsequent verfolgt. Stattdessen verliert man sich, in der zweiten Geschichte, die sich – nachdem der Fokus bewusst woanders gesetzt worden ist – eigentlich als Mitläufer hätte entwickeln müssen. Das will nicht so recht passen und normalerweise müsste man das ziemlich kritisch betrachten, dadurch, dass dieses „Pseudo-Beiwerk“ aber so viel Spaß macht (und eben auch dem Titel des Films Rechnung trägt), mag man diese Inkonsequenz aber nicht so recht als Makel wahrnehmen. Dafür macht der Film insgesamt einfach zuviel Freude! Dennoch bleibt die Frage offen, warum man die Prioritäten nicht einfach etwas deutlicher verteilt hat…

Werfen wir das über Bord und kommen zum Fazit: Alles in allem ist „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ein überaus unterhaltsamer Streifen und ein schöner, gelungener und vor allem frischer Wiedereinstieg in J.K. Rowlings Harry-Potter-Universum. Ein klares Muss für Fans und eine ebenso klare Empfehlung für alle anderen Filmfreunde mit Hang zur Fantasy, egal ob Kinder oder Erwachsene.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Das oben dargestellte Cover-Artwork ist Eigentum von Warner Bros. Entertainment.