Im Jahr 2320 sind interstellare Reisen ein Meilenstein, den die Menschheit bereits erreicht hat. Zwar dauern die Flüge zu den nächsten bewohnbaren Welten, über den Daumen gepeilt, noch ein Menschenleben lang (oder sogar mehr), aber sie sind möglich. Im Klartext heißt das: Wer sich auf eine solche Reise begibt, lässt alles und jeden, sein gesamtes Leben, die Familie, Freunde, den Job, eben wirklich alles, komplett hinter sich, denn wenn er oder sie am Ende des langen (und von den autonomen Systemen des Raumschiffes durchgeführten) Fluges aus dem Kälteschlaf erwacht, sind alle Menschen, die auf der Erde zurückgeblieben sind, mit größter Wahrscheinlich bereits gestorben. Jim Preston (gespielt von Chris Pratt), ein Ingenieur aus Denver, ist solch ein Reisender. An Bord des Kreuzers Avalon macht er sich gemeinsam mit dessen Crew und 4.999 weiteren Kolonisten auf den Weg nach Homestead II, der schönsten Welt im Angebot der Homestead Company. Dieser gehören sowohl die Avalon und eine Reihe weiterer Raumschiffe, als auch die Patente an der Kryo-Technik (und vermutlich den meisten anderen Technologien, die auf interstellaren Reisen zum Einsatz kommen). Interstellare Reisen gelten als sicher, die verwendeten Kälteschlaf-Kammern als unfehlbar und so wähnt sich Jim als er aufwacht in Sicherheit und nur noch wenige Monate Flugzeit von seiner neuen Heimat entfernt.

Er wird vollautomatisch erst durch seinen Aufwachprozess und dann zu seiner Kabine geleitet und ruht sich brav – ganz wie es das freundliche Hologramm von ihm verlangt hat – erst einmal aus. Als er einige Stunden später erwacht, macht er sich – noch ein wenig benommen – auf den Weg auf das Freizeit-Deck, denn während der verbleibenden Flugzeit soll er sich a) noch ein wenig von seinem Kälteschlaf erholen und b) die anderen Reisenden in Ruhe kennenlernen, eigentlich ganz wie auf einem heutigen Kreuzfahrtschiff.

Doch alsbald muss er feststellen, dass er wohl der einzige Mensch auf dem Schiff ist, der nicht mehr im Kälteschlaf liegt – und nicht die anderen Schläfer sind es, die den richtigen Zeitpunkt zum Aufwachen verpasst haben, sondern er selbst. Bis nach Homestead II sind es noch ganze 90 Jahre Flugzeit

Passengers vermischt für sein Setting das gute alte Robinson-Crusoe-Flair mit einer ordentlichen Portion Science-Fiction, würzt das ganze mit etwas Katastrophen-Film und versucht dabei, einen möglichst realistischen Ansatz zu verfolgen. Soweit so gut. Obendrauf kommt eine Romanze zwischen den beiden Hauptdarstellern (Chris Pratt & Jennifer Lawrence), etwas Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur und nach der ersten Hälfte des Films eine Menge Explosionen und cooler Effekte.

Das bringt mich zum Produktionsdesign – denn das sieht wirklich großartig aus: Das Schiff, dessen Bedienelemente, das All, der – nennen wir es mal – architektonische Stil der Inneneinrichtung des Schiffs, der Swimming-Pool (den müsst Ihr Euch einfach selbst anschauen). Ich mag es sehr, wenn solche Sci-Fi-Szenarien den Eindruck machen, als hätte man sie auch zu Ende gedacht. So dass man das Gefühl bekommt, was man gerade gesehen hat, könnte wirklich so funktionieren (das war auch eines der besten Features der Batman-Trilogie von Chris Nolan). Nennt mich ruhig einen Nerd oder Geek, das ist zutreffend und kein Geheimnis, aber was soll ich sagen? Ich weiß sowas einfach zu würdigen. Ich hatte quasi spontan das Bedürfnis Screenshots zu machen, weil in der Avalon einfach so viele schöne Ideen stecken.

Reden wir als nächstes über die Story. Die hat durchaus einen guten und spannenden Ansatz und der Film macht in der ersten Stunde auch den Eindruck, er könnte diesen konsequent verfolgen. Leider verliert er danach etwas den Faden und verlegt seinen Schwerpunkt von dem interessanten Setting weg zu einer Effekt-Orgie. Wer im Vorfeld der Veröffentlichung letztes Jahr die Trailer gesehen hat, mag davon etwas enttäuscht sein, weil der Film am Ende nicht hält, was das Marketing im Vorfeld versprochen hat: Irgendwie konnte man den Eindruck gewinnen, Passenger hätte auch so etwas wie eine Mystery-Komponente oder einen zusätzlichen Plot, der sich zunächst hinter den Kulissen aufbaut und dann gegen Ende mit einem großen Aha-Effekt enthüllt wird, davon ist aber nicht einmal ansatzweise etwas zu sehen.

Die Schauspieler haben durchaus Ihren Job gemacht, das Ergebnis kann man zufriedenstellend finden oder auch nicht. Ist wohl Geschmacksache. Ich für meinen Teil mochte in jedem Fall die Darstellung von Chris Pratt: Sein Charakter ist zwar kein zweiter Mark Watney (absolut grandios gespielt von Matt Damon in „Der Marsianer“), aber ich empfand Jim Preston als durchaus glaubwürdige Figur und hatte mit den einen oder anderen Star-Lord-Schmunzel-Moment.

Alles in allem kann ich Passengers im Fazit somit zwar nicht uneingeschränkt für den Kauf empfehlen (denn mehr als einmal schauen, braucht man ihn eigentlich wirklich nicht), aber um in auszuleihen und einen damit einen entspannten Filmabend einzulegen taugt er allemal. Erst recht, wenn ihr Spaß an hübsch erdachten Raumschiffen habt. 😉

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Das oben verwendete Cover-Artwork ist Eigentum von Columbia Pictures (einem Teil der Sony Pictures Motion Picture Group).