Seit 2009, in diesem Jahr erschien Assassin’s Creed II [Affiliate-Link], bescherte uns Ubisoft jedes Jahr einen neuen Teil der Serie. Nach Assassin’s Creed Syndicate [Affiliate-Link] im Jahr 2015 entschied man dann, den Release-Zyklus für zukünftige Titel etwas zu strecken. Kürzlich, am 27. Oktober 2017, standen dann nach zwei Jahren Pause die Zeichen für den Release von Assassin’s Creed Origins [Affiliate-Link] auf „Grün“.

Der Name ist Programm: Origins markiert nicht nur in der Geschichte der Assassinen den Anfang, sondern soll auch spielerisch einen Neuanfang einläuten. Folgten die Titel der letzten Jahre mehr oder weniger immer dem gleichen Prinzip und boten (von diversen Verfeinerungen einmal abgesehen) weitestgehend identisches Gameplay, mit lediglich wechselndem Setting (was vielen Spielern auf Dauer zu eintönig wurde), so erfindet sich Assassin’s Creed Origins mit neuen Kampfmechaniken und stärkeren Rollenspielelementen in großen Teilen neu. Ebenso neu ist selbstverständlich auch das Setting im ptolemäischen Ägypten.

Wenn es Euch so geht, wie ursprünglich mir, dann fragt Ihr Euch womöglich: Ägypten? Na toll. Sand, Felsen, noch mehr Sand, Pyramiden, Sand, viel mehr Sand und noch viel, viel, viel mehr Sand. Und wo soll ich mit meinem sportlichen Assassinen herumklettern? Auf drei Palmen in einer Oase? Haben die sie noch alle?

Ich kann Euch beruhigen. Natürlich gibt es jede Menge Wüste in Assassin’s Creed Origins, aber das wird keineswegs zum Nachteil. Im Gegenteil. Wer mitten in der Wüste in seinen ersten Sandsturm gerät und sieht, wie danach die Luft wieder klar und der Himmel wieder sichtbar wird oder wer nach „Stunden“ in der Wüste plötzlich Dinge sieht, die gar nicht da sind, der wird erkennen, dass dieses Szenario einen ganz eigenen Reiz hat. Davon abgesehen gibt es in Origins auch jede Menge anderer Landschaften, wie Ihr auf den Screenshots weiter unten im Artikel sehen könnt: Berge, üppige Wiesen und jede Menge Wasser sind ebenso vorhanden, wie Sand und Geröll in drei verschiedenen Farben.

Die Spielwelt ist riesig, abwechslungsreich, lebhaft und durchaus glaubwürdig bevölkert und keineswegs flach. Es klettert sich vortrefflich auf Bergen, allerlei Gebäuden und riesigen Tempelanlagen. Und wenn Klettern gerade keine Option ist und Ihr nicht laufen möchtet, dann schnappt Ihr Euch einfach eines der zahlreichen Fortbewegungsmittel (diverse Pferde, Kamele, Streitwagen und Boote).

Das Kampfsystem: Hier haben wir die wohl grundlegendste Änderung, die man mit Origins an Assassin’s Creed vorgenommen hat. Bestanden die Kämpfe bislang zumeist aus dem Fokussieren eines einzelnen Gegners, um dann auf dessen Angriff zu warten und diesen spielend leicht zu kontern, während seine Kameraden brav warteten bis sie an der Reihe waren, kämpft man in Origins aktiv. Unterschiedliche Waffen ermöglichen unterschiedliche Kampfstile, die sich besser oder schlechter für bestimmte Gegnertypen eignen. Trefferzonen ermöglichen ebenso das Treffen mehrerer Gegner mit nur einem Streich, wie ins Leere zu schlagen, wenn man vom Ziel zu weit weg steht. Ausweichen geschieht nicht automatisch, hier muss der Spieler selbst ran, das gilt auch für das Blocken von Angriffen mit dem Schild. Für so manchen schweren Gegner müsst Ihr Euch unter Umständen eine entsprechende Taktik zurechtlegen um dessen spezifische Schwächen zu Eurem Vorteil zu nutzen, damit Eure Angriffe auch (möglichst viel) Schaden anrichten. Der Wechsel zwischen den Waffen geschieht fließend und ist während eines Kampfes möglich.

Beispiel: Ihr sitzt gut versteckt auf einem Vorsprung, zielt in Ruhe mit Pfeil und Bogen auf Euren Gegner und verpasst ihm den ersten Treffer. Dann springt Ihr zu ihm herunter, zielt dabei weiterhin mit Eurem Bogen, was bei entsprechend gesetztem Talent zu einem Slow-Motion-Modus führt, so dass Ihr bei Eurem Feind während Ihr fallt noch einen weiteren Treffer landen könnt. Ihr kommt auf dem Boden auf, wechselt zu Schwert und Schild, hebt diesen und blockt den schweren Axthieb des Gegners. Durch den erfolgreichen Block taumelt dieser kurz und verliert dabei seine Deckung. Ihr nutzt den gerade geschaffenen Vorteil und schickt ihn mit dem Schwert in die Ewigen Jagdgründe noch bevor sein Kamerad überhaupt mitbekommen hat, wo Ihr so plötzlich hergekommen seid. Klingt cool? Ist es!

Das Beutesystem: Habt Ihr einen Gegner besiegt, lässt er ganz rollenspieltypisch Beute fallen, die Ihr aufheben könnt. Hierbei kann es sich um Geld, Ausrüstung, wertvollen Schnickschnack oder Materialien für das Crafting handeln. Euer Inventar ist groß und sortiert die sämtlichen Gegenstände sowohl sinnvoll, als auch übersichtlich. Waffen und Ausrüstung die Ihr nicht gebrauchen könnt, lassen sich – ebenso wie besagter Schnickschnack – bei jedem beliebigen Händler im Spiel gegen Geld verkaufen. Alternativ könnt Ihr alte oder anderweitig nicht benötigte Ausrüstungsgegenstände auch in ihre Bestandteile zerlegen, was Materialien für das Crafting ergibt.

Das Verbesserungssystem: Mit den eben schon angesprochenen Crafting-Materialien könnt Ihr Eure Ausrüstung aufwerten, also Eure Montur, die Armschiene, die versteckte Klinge und die Munitionstaschen. Diese Aufwertungen verändern teilweise und dezent die Optik der entsprechenden Teile. Völlig andere Monturen gibt es auch, diese können größtenteils bei den Händlern in den verschiedenen Zonen erworben werden, haben aber nur kosmetischen Nutzen. Munition könnt Ihr entweder selbst herstellen oder einfach bei einem Schmied kaufen. Dort gibt es auch Aufwertungen für Eure bestehende Ausrüstung. Das bedeutet, wenn Euch eine Waffe oder ein Schild besonders gut gefallen, könnt Ihr diese durchaus von Stufe 5 auf Stufe 40 aufwerten und das gute Stück so auf Dauer tragen. Nice.

Das Talentsystem: Der durchaus riesige Talentbaum verteilt Eure Fähigkeiten und Perks auf drei grundlegende Kategorien. Jäger-Skills legen den Fokus auf den Distanzkampf mit dem Bogen, hier werdet Ihr zum lautlosen Killer. Krieger-Fertigkeiten sind vornehmlich für den Nahkampf und Euer Überleben. Im Abschnitt Seher (fragt mich nicht, warum der so heißt) findet Ihr solche Dinge wie Giftpfeile, den Zeitraffer für  einen schnellen Tageszeitwechsel oder größere Reittiere. Neue Talente schaltet Ihr mit Hilfe von Fertigkeitenpunkten frei, die Ihr euch im Laufe des Spiels nach und nach verdienen könnt.

Die Spielwelt: Riesig. Absolut riesig. Das trifft es am ehesten… Riesig groß, riesig schön, riesig abwechslungsreich. Ich hab’s ja oben schon erwähnt, im alten Ägypten ist beileibe nicht alles nur trockene Wüste. Und seid ihr aus dem Tutorial-Intro-Bereich mal raus, könnt Ihr die Welt völlig frei bereisen. Die einzigen Grenzen sind die Level der Gegner (die Euch im Zweifel schneller abmurksen, als Euch lieb sein dürfte), zu hohe Berge und zu offenes Meer. Unsichtbare Wände gibt es quasi keine (da muss man es schon bewusst drauf anlegen und beispielsweise kilometerweit ins Bergland wandern/klettern). Nahezu alles was Ihr sehen könnt, könnt Ihr auch erreichen, erklettern und erforschen. Ich hoffe, ich kann das mit meinen Screenshots halbwegs vermitteln. Darüber hinaus ist die komplette Welt glaubwürdig belebt. Menschen gehen ihren Tagesabläufen nach, reisen von Ort zu Ort, Tiere jagen Beute, Banditen machen die Straßen zwischen den Ortschaften unsicher. Es gibt einen (freilich beschleunigten) Tag-Nacht-Wechsel und auch das Wetter wechselt zuweilen. Ich habe mich oft dabei erwischt, dass ich einfach stehen geblieben bin und habe mich bei Sonnenauf- oder untergang einfach mal in Ruhe umgesehen und das Naturschauspiel abgewartet.

Es gibt immer was zu tun: Neben den Hauptmissionen, durch welche die grundlegende Geschichte von Origins vorangetrieben wird, gibt es unzählige Nebenmissionen. Diese solltet ihr gleich aus zwei Gründen ins Auge fassen. Erstens wirkten sie auf mich nie aufgesetzt, so als würden sie einfach nur die Spielzeit strecken wollen, sondern sind nahtlos in das Gesamtkonstrukt integriert, passen thematisch fast immer zu der Hauptquest, der ihr gerade folgt und erzählen viele kleine spannende Geschichten. Zweitens bekommt ihr dadurch Erfahrungspunkte, die Euch in der Charakterstufe aufsteigen lassen. Dadurch werdet Ihr nicht nur mächtiger, weil Eure Grundwerte steigen, sondern mit jedem Aufstieg werden neue Fertigkeitenpunkte freigeschaltet, die Ihr in Euren Talentbaum investieren könnt. Lasst Ihr die Nebenmissionen komplett links liegen, ist Euer Level zwangsläufig irgendwann so weit unter den Anforderungen der Hauptquests, dass Ihr Schwierigkeiten haben werdet hier weiter zu kommen. Und Ihr würdet wirklich was verpassen.

Und dann wären da noch Gräber, die es zu erkunden gilt, Steinkreise, die Ihr Euren Erinnerungen an Euren Sohn und den Sternzeichen am Himmel zuordnen könnt, Ihr könnt auf die Jagd gehen, was Euch Crafting-Materialien einbringt und tief im Wasser in versunkenen Schiffen nach Schätzen tauchen. Dann gibt es da noch die Phylakes, gewissermaßen das Spezialeinsatzkommando des Pharaos, dass Euch nach dem Leben trachtet und dessen Anführer Ihr nach und nach ausschalten könnt.

Das reicht Euch noch nicht? Dann versucht Euch doch an Gladiatorenkämpfen! Oder übernehmt die Kontrolle über Euren Adler und erkundet die Spielwelt ganz ohne spezifische Aufgabe einfach mal aus der Vogelperspektive… Ganz ehrlich: Wenn Euch in Assassin’s Creed Origins ernsthaft langweilig wird, solltet Ihr Eure Spielkonsole verkaufen und Euch ein neues Hobby suchen… *hust*

Die Technik: Optisch ist Origins „ein Traum“ (wie eine gute Freundin gerne zu sagen pflegt), die Bilder und meine bisherigen Ausführungen sollten da hoffentlich eine deutliche Sprache sprechen. Licht & Schatten, Wetter, Wasser, Partikeleffekte, Bewegungsanimationen im Allgemeinen und Gesichtsanimationen in den zahlreichen Zwischensequenzen, knackscharfe Texturen – all das sieht wirklich genial aus. Bislang war Horizon: Zero Dawn [Affiliate-Link] auf dem ersten Platz in meiner persönlichen Liste der hübschesten Spiele, Origins hat hier mindestens aufgeschlossen.

Die Gegner-KI tut ihre Arbeit, Aussetzer sind angenehm selten. Die Bosskämpfe sind stark, besonders wenn man auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade spielt und wo wir gerade davon sprechen: Derer gibt es drei, die man jederzeit beliebig nach oben oder unten ändern kann, ohne dass das Spiel einen dafür gängelt. Die Steuerung per Controller (ich spielte die XB1 Fassung) ist leicht zu erlernen, schön präzise und geht entsprechend gut von der Hand. Und zuletzt trägt auch die Soundkulisse mit guter Sprachausgabe, schöner musikalischer Untermalung und ordentlichen Soundeffekten zum sehr guten Gesamteindruck bei.

TL;DR // Mein Fazit: Wenn Ubisoft versucht hat, mit Assassin’s Creed Origins [Affiliate-Link] einer (in den Augen mancher Spieler ausgelutschten) Spieleserie neues Leben einzuhauchen, dann ist es ihnen mehr als gelungen. Vorausgesetzt, man kann mit dem Open-World-Action-Adventure Genre etwas anfangen (ich gehe mal davon aus, andernfalls würdet Ihr diesen Artikel wohl nicht lesen), muss man Origins einfach mögen. Wir haben hier eine spannende und mitreißend erzählte Geschichte rund um die Geburt des Assassinen-Ordens, die Ubisoft uns obendrein technisch hervorragend präsentiert.

Origins besinnt sich auf die Tugenden der ganzen Serie, schnappt sich die besten Teile seiner Vorgänger, garniert diese mit ein paar guten Ansätzen aus anderen Spielen, streicht Spielmechaniken die sich als unnötig herausgestellt haben und bringt diese Vielfalt auf einen gemeinsamen Nenner, ohne dabei völlig überladen zu sein. Die zwei Jahre Wartezeit haben sich mehr als gelohnt. Ich habe jede Spielminute genossen und freue mich schon jetzt auf das nächste Spiel der Reihe.

PS.: Ja, es gibt einen Ingame-Shop der einem den Kauf von Ausrüstung, Spielwährung oder Fertigkeitenpunkten gegen Echtgeld erlaubt. Und ja, damit kommt man schneller voran. Ob man diese Mikro-Transaktionen jetzt gut oder schlecht findet, sei jedem selbst überlassen. Da keines, der im Shop angebotenen Produkte, für das Vorankommen im Spiel zwingend notwendig ist und weder deren Nutzung, noch deren Nicht-Nutzung an der Qualität des eigentlichen Spiels etwas ändert, habe ich beschlossen auf diesen Abschnitt schlicht und ergreifend nicht näher einzugehen. Es gibt genug „Schreihälse“ da draußen, die das Thema bei jedem Spiel auf’s Neue lautstark diskutieren, dem muss ich mich hier nicht anschließen.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Das in diesem Beitrag enthaltene Logo ist geistiges Eigentum von Ubisoft, die Screenshots sind auf meiner XBOX ONE entstanden und dienen lediglich der Illustration.