Dass das polnische Entwicklerstudio CD Projekt etwas von seinem Handwerk versteht, steht außer Frage. Dieses Statement wird sicher jeder Gamer unterschreiben, der in seiner Laufbahn jemals eines der Spiele aus der The Witcher Reihe angefasst hat. Das Kartenspiel (Gwent) und das letzte Addon (Blood and Wine) aus selbigem Universum mal außen vor gelassen, war The Witcher 3: Wild Hunt [Affiliate-Link] aus dem Jahr 2015 der letzte Release des Studios. Seitdem warten CD Projekt Fans auf den nächsten großen Wurf.
Nachdem Wild Hunt Geralt von Rivas letztes großes Abenteuer gewesen sein soll (was nicht bedeutet, dass es keine Spiele im The Witcher Universum mehr geben wird), wird uns das nächste Spiel in der Pipeline des polnischen Studios weg aus dem Fantasy-Genre und in die Zukunft des Jahres 2077 befördern.
Gestatten? Cyberpunk 2077…
Angelehnt an das Pen&Paper Rollenspiel Cyberpunk 2020, dessen Spielwelt wiederum auf dem Roman Neuromancer von William Gibson basiert, wird die Handlung des Spiels in Night City stattfinden, einer Open World mit sechs Teilregionen, gekleidet in das Bild einer dystopischen Großstadt in Kalifornien.
Anders als in den The Witcher Spielen, wird der Spielcharakter in Cyberpunk 2077 nicht fest vorgegeben sein. Lediglich dessen Name steht fest: V (ja, einfach nur der Buchstabe, englisch ausgesprochen). Das hat einerseits den Vorteil, dass man uns in den voll vertonten Gesprächen direkt ansprechen kann und andererseits lässt der kurze Spitzname immer noch etwas Raum für Interpretationen. Da wir diesmal auch das Geschlecht der Spielfigur frei wählen können, dürfen wir Spieler uns gerne selbst ausmalen ob V jetzt für (beispielsweise) Vivian oder Victor steht. Rollenspieltypisch stehen für die Erstellung unseres Charakters zahlreiche Optionen für die Individualisierung zur Verfügung:
Der größte Unterschied zu den bisherigen CD Projekt Titeln dürfte, neben dem Sci-Fi Setting, wohl die Tatsache sein, dass wir Cyberpunk 2077 vornehmlich aus der 1st-Person Perspektive spielen werden. Ausnahmen hiervon werden einerseits die Filmsequenzen und auf der anderen Seite die Steuerung von Fahrzeugen sein, für die man die Kameraposition wohl wahlweise (für eine etwas bessere Übersicht) hinter das Fahrzeug verlegen können wird. Davon abgesehen erwarten uns genretypische Spielelemente:
Neben den körperlichen Merkmalen bei der Charaktererstellung (Geschlecht, Gesichtsmerkmale, Körpertyp, Haarfarbe und Frisur) können wir die Kleidung und die Cybermodifikationen der Spielfigur anpassen. Dies wirkt sich nicht nur optisch aus, sondern auch auf unsere Eigenschaften wie Stärke, Konstitution, Intelligenz, Reflexe, technische Begabung und Street-Credibility. Letztere kann beispielsweise mit Hilfe richtig „cooler Klamotten“ gesteigert werden und erweist sich als wichtig, um auf der Straße bessere Informationen und niedrigere Händlerpreise zu bekommen.
Auch Talente werden im Laufe des Spiels für die Charakterentwicklung eine Rolle spielen und sich im Wesentlichen auf drei Talentbäume verteilen: Netrunner (Hacker), Techie (Maschinen und technische Hilfsmittel) und Solo (Kampf). Für den Kampf nutzt V neben seinen/ihren besonderen Talenten natürlich auch Nah- und Fernkampfwaffen, sowie technische Hilfsmittel: Armklingen beispielsweise, taugen sowohl für den Nahkampf, als auch für das Erklettern von Wänden. Zur Fortbewegung kann V am Boden und an Wänden entlang laufen, springen, Doppelsprünge ausführen, rutschen, sich ducken, ganz in Deckung gehen und sich für längere Strecken auch mal ins Auto setzen.
Waffen und Ausrüstung werden ebenfalls anpassbar sein. Fernkampfwaffen gibt es beispielsweise in drei Munitionsklassen: Power (Standardmunition), Tech (kann Wände und Feinde durchschlagen) und Smart (zielsuchende Geschosse). Mit Abprallschüssen kann man (wie Deadshot) auch gezielt Gegner ohne Sichtkontakt ausschalten, Reflexbooster ermöglich uns beim Zielen und Schießen so etwas wie eine Bullet Time (The Matrix, Max Payne). Zudem gibt es Qualitätsstufen von Grün (ungewöhnlich) bis Violett (episch).
Schadenstypen gibt es vier: Physikalisch, thermisch, elektromagnetisch und chemisch. Unser bionisches Auge wird uns dabei helfen, unsere Gegner zu identifizieren, zu markieren und zu klassifizieren, damit wir bei Bedarf immer den optimalen Schadenstypen auswählen können. Für Reparaturen und Verbesserungen stehen uns Waffenschmiede zur Verfügung, die uns gegen Bezahlung bereitwillig ihre Dienste anbieten.
Wie weiter oben schon erwähnt, unterteilt sich die frei begehbare Welt in sechs Stadtviertel: Das Corporate City Center (Stadtzentrum), Watson (Armenviertel), Westbrook (Luxusviertel), Heywood (Vorstadt), Pacifica (Verbrecherviertel) und Santo Domingo (Industriepark). Ob wir beim Durchstreifen der Stadt zu Fuß, mit dem Auto oder auf dem Motorrad unterwegs sind, bleibt uns überlassen. Fahrzeuge agieren auf Wunsch auch autonom und ermöglichen uns somit das Kämpfen während der Fahrt. Das Fahrzeug folgt dann weiterhin der Straße, während wir uns aus dem Fenster lehnen und unsere Gegner unter Feuer nehmen.
Während wir uns in ihr bewegen, durchläuft die Spielwelt einen kompletten (vermutlich beschleunigten) Tag-Nacht-Rhythmus, der sich auf die Nicht-Spieler-Charaktere und deren Handlungen auswirkt. Ebenso steht es um das Wetter. Wie sich das im Detail auswirkt, werden wir dann sehen aber man kann wohl davon ausgehen, dass bestimmte Geschäfte nur tagsüber geöffnet haben und mitten in der Nacht oder bei Regen weniger Menschen auf den Straßen unterwegs sind, in letzterem Fall vielleicht mit Regenschirm in der Hand?! Ich würde darauf wetten, dass CD Projekt hier sehr viel Wert auf die Details legt…
Das fängt schon damit an: Unser Charakter kann sich in der Stadt verschiedene Wohnungen kaufen, diese als Basis nutzen, dort auf die Waffensammlung und auf den Kleiderschrank zugreifen, sich erholen und im Falle eines Falles auch NSCs für sexuelle Aktivitäten mit dorthin nehmen. (Hat jemand Einhorn gesagt?!)
Oder das: Nicht jeder NSC spricht zwingend die gleiche Sprache wie unsere Figur. Verfügt unser Charakter über kein Übersetzungs-Implantat, dass auf die entsprechende Sprache kalibriert ist, haben wir erstmal keine Chance ein Gespräch zu führen. Und damit nicht genug, entscheidet die Qualität unserer Cybermod über die Qualität der Übersetzung.
In Dialogen mit anderen Figuren gibt es, auch das ist für Rollenspiele typisch, immer verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Davon abhängig, wie das Gespräch verläuft, erhalten wir unterschiedliche Informationen oder es ergeben sich daraus ganz neue Aufträge.
Derer gibt es zwei Typen: Hauptmissionen bringen uns vornehmlich Erfahrungspunkte, durch die unser Charakter in seiner/ihrer Stufe aufsteigt. Mit jedem Stufenanstieg können wir dann Punkte in unsere Talentbäume investieren, wodurch unser Charakter sich im Verlauf des Spiels allmählich immer weiter verbessert. Erledigte Nebenmissionen werden neue Orte, Verkäufer und zusätzliche Missionen freischalten, ebenso bestimmte Fertigkeiten und außerdem unser Ansehen auf der Straße (Street Credibility) erhöhen.
Unterstützt wird V beim Erledigen der Missionen außerdem von verschiedenen anderen Figuren, die uns teilweise direkt vor Ort und teilweise aus der Ferne (über Funk / Telefon) zur Seite stehen.
Verbrauchsmaterialien wie Nahrung und Getränke werden zur Heilung des Charakters verwendet werden. Hier sind sicherlich auch Verbände, Med-Packs und Stims denkbar. Alle Gegenstände können jederzeit über unser Inventar abgerufen und verwendet werden. Und das größte Statement zum Schluss: Unsere Handlungen führen, je nachdem wie wir uns entscheiden, zu unterschiedlichen Enden. Wie weit genau das gehen wird, bleibt sicher abzuwarten. Da es sich bei Cyberpunk 2077 um einen Titel von den The Witcher-Machern handelt, neige ich aber dazu, auch diesem Punkt mit großer Zuversicht entgegen zu sehen.
Fazit: Legt man einerseits zugrunde, was wir derzeit schon vom den Spiel wissen und bezieht andererseits die Erfahrungen mit ein, die wir in den letzten Jahren mit CD Projekt Produkten gemacht haben, so kann man wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass uns mit Cyberpunk 2077 nicht nur der nächste große Wurf des polnischen Studios erwartet, sondern (und jetzt lehne ich mich weit aus dem Fenster) eines der besten Spiele des aktuellen Jahrzehnts.
Ich für meinen Teil kann den Release jedenfalls kaum erwarten, zu rechnen ist damit wohl aber bestenfalls im Laufe des kommenden Jahres (2019). Aktuell ist das Spiel, laut einer Aussage des Entwicklerstudios, wohl zwar schon komplett spielbar, es gilt aber noch viele Elemente hinzuzufügen, anzupassen oder endgültig fertig zu stellen. Für uns heißt das: Wir müssen wohl noch für eine Weile geduldig sein.
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Grafiken, Bilder und Videos dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum von CD Projekt RED.