B|S|A|N: = Besser Spät Als Nie. In dieser Artikelserie wende ich mich Spielen, Filmen und anderen medialen Geschichten zu, die ich schon längst mal hätte konsumieren wollen, wozu es aus verschiedenen und/oder unerfindlichen Gründen aber bislang nicht gekommen ist.

1998 beglückten die Looking Glass Studios die spielwilligen Inhaber von Windows PCs im Auftrag von Publisher Eidos mit Thief: The Dark Project (das man hierzulande in Dark Project: Der Meisterdieb umbenannte). Als 1st Person Stealth-Action-Adventure war der Erstling, der inzwischen vierteiligen Serie, ein Sonderling: Neu, innovativ und obendrein „sackschwer“. Das war nicht für jedermann etwas. Dennoch verkaufte sich das Spiel so gut, dass Eidos mit Looking Glass im Anschluss einen Vertrag über die Entwicklung von vier weiteren Spielen abschloss.

Dennoch gingen zwischen Thief: Deadly Shadows (dem dritten Teil der Serie) und Thief ganze zehn Jahre ins Land. Und wie der schlichte Name der Fortsetzung andeutet, versteht sich das aktuelle Werk – das übrigens von Eidos Montréal entwickelt worden ist, die Looking Glass Studios wurden 2000 aufgelöst – als eine Art „weicher Serien-Reboot“. Der Protagonist (Meisterdieb Garret) ist immer noch der gleiche, das grundlegende Setting auch, die Welt birgt viele Querverweise auf die früheren Teile, aber die Zeitschiene in der Thief angesiedelt ist, setzt einige hundert Jahre später an. Und: Das Game macht auch spielerisch ein paar Dinge anders, als seine Vorgänger. Interessante Voraussetzungen also…

Was die Inszenierung der Spielwelt anbetrifft, macht Thief sehr viel richtig. Die Story beginnt direkt spannend, die Optik der Spielwelt ist gelungen, die Effekte (Licht, Schatten, Rauch und andere Partikel) machen etwas her und abwechslungsreiche Schauplätze, sowie ein ordentliches Maß an Nebenquests, laden den Spieler zum Erkunden der düsteren Spielwelt ein. Sowohl der wirklich stimmige Soundtrack, als auch die guten (englischen und deutschen) Sprecher tragen ebenfalls zur guten Atmosphäre bei.

Die Steuerung geht gut von der Hand und ist leicht zu erlernen, wenn auch zuweilen ein wenig hakelig (damit aber gerade für Neueinsteiger in die Serie durchaus geeignet), Fans der Vorgänger werden sich aber wohl etwas daran stören, ebenso wie an dem insgesamt recht geringen Schwierigkeitsgrad. Und das die Spannung der Story in der zweiten Spielhälfte deutlich an Fahrt verliert und die KI an diversen Stellen recht unkonventionell (klingt freundlicher als „bestenfalls seltsam“) agiert, trübt das Gesamtergebnis ebenfalls.

Alles in allem ist Thief (2014) aber – entgegen des großen Geschreis kurz vor und nach dem Release – keinesfalls ein schlechtes Spiel geworden. Die „üble Casualisierung“ ist zwar, wenn man die Vorgänger der Spielereihe kennt, deutlich spürbar, nimmt einem aber nicht unbedingt den Spielspaß, wenn man das Spiel als das begreift, was es ist: Eine Neuinterpretation.

Rückwirkend würde ich sicherlich keinen Kauf direkt zum Release empfehlen, es aber jetzt für unter 20 EUR abzustauben und mal auszuprobieren, wenn gerade kein anderes, weltbewegendes Spiel im Laufwerk liegt, ist es in jedem Fall wert. Fündig werdet Ihr beispielsweise bei amazon.de: [Affiliate-Link]

Viel Spaß auf Eurer eigenen Diebes-Tour! Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Das oben dargestellte Bildmaterial und/oder Cover-Artwork dient lediglich zur Illustration dieses Beitrags und ist geistiges Eigentum von Eidos Montréal.