Saints Row III interessierte mich, als es raus kam, nicht die Bohne. Nicht weil ich das Genre nicht mochte, sondern gerade deshalb. Als großer Fan von GTA & Co erschien mir Saints Row, aus dem Bauch heraus beurteilt, als geschmacklose Verballhornung dessen, was ich mochte. Damit wollte ich nichts zu tun haben. Erst sehr viel später spielte ich es aus Langeweile und auf Drängen eines guten Bekannten hin an (der es mir auch zum Spielen überließ), nur um dann völlig überrascht festzustellen, dass ich völlig daneben lag.

Seitdem warte ich auf eine angemessene Fortsetzung: Saints Row IV war nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Mit Gat out of Hell bin ich nicht richtig warm geworden, so gerne ich es auch wollte (wobei nicht gesagt ist, dass ich das Spiel nicht irgendwann nochmal in die Hand nehme und es dann besser mit uns läuft). Als dann der erste Trailer für Agents of Mayhem im Internet aufschlug, noch dazu aufgemacht wie alte 80er Jahre Serien, war ich sofort Feuer & Flamme.

Trotz verhaltener Kritiken kaufte ich das Spiel zum Release-Tag und stieg noch am gleichen Abend ein. Der Spielbeginn ging recht flott von der Hand, die Grafik hätte angesichts der aktuellen Konsolengeneration ruhig etwas zulegen dürfen, im Vergleich zu den Vorgängern, aber ich wusste ja was mich erwartete, also ging der comichafte Stil für mich in Ordnung. Ebenso verhielt es sich mit den Zwischensequenzen, die das Spiel im „gezeichneten Look“ präsentierte. Soweit passte das alles zusammen und ich fühlte mich in meine Schulzeit zurückversetzt, als im Fernsehen noch Zeichentrickserien wie Mask oder Saber Rider liefen.

Die verschiedenen Agenten, über die ich abwechselnd die Steuerung übernehmen durfte (man stellt pro Mission ein 3er Team zusammen und spielt diese Agenten dann im Wechsel), spielten sich teilweise ähnlich, teilweise unterschiedlich, je nach Charakterklasse. Das passte soweit. Der derbe Humor entstammte eindeutig dem Saints Row Universum und Unmengen an sammelbaren Plänen, Bauteilen und sonstigem Krams versprachen – unter idealen Umständen – langfristige Motivation. Ein flottes, actionlastiges Gunplay und die Tatsache, dass man sich quasi fast von Anfang an frei in der Spielwelt bewegen darf, trugen zum positiven Ersteindruck bei.

Doch nach den ersten drei bis vier Spielstunden traf die Ernüchterung dann umso härter: Die Aufgaben sind zwar zahlreich, aber monoton. Obwohl jeder spielbare Charakter seine eigene kleine Story hat und diese halbwegs sinnvoll in die übergreifende Geschichte eingewoben wird, spielen sich alle Aufgaben nahezu gleich. Nur die Zwischenbosse bieten ein wenig Abwechslung, da durch deren verschiedene Fähigkeiten die Herangehensweise an den jeweiligen Kampf variiert. Da die Kämpfe aber dennoch recht anspruchslos über die Bühne gehen, ist auch das ein Vorzug mit engen Grenzen. Versteht mich nicht falsch, wenn das übrige Paket stimmt, kann ich mit anspruchsloseren Kämpfen gut leben, insbesondere wenn die Story großartig verkauft wird. Wenn aber das Spiel schlicht in allen Belangen auf Sparflamme läuft, dann ist die Hoffnung schnell verloren. Selbst die Mühe, die die Entwickler in die Fülle an Sammelobjekten und die Stadt gesteckt haben, verpufft einfach in der allgemeinen Lustlosigkeit.

Es passiert mir wirklich selten und ich habe diesmal auch lange mit mir gerungen, was ich mit dem Spiel machen soll, letztlich habe ich es aber – ohne es zu Ende zu spielen – dem Gebrauchtmarkt zugeführt. All das mag Geschmacksache sein, schließlich hätte ich wohl sonst auch keinen Käufer gefunden. Und man kann auch nicht frei von Diskussion behaupten, Agents of Mayhem sei ein grottenschlechtes Spiel. Das stimmt so nicht. Aber gut kann man es nicht nennen und keinesfalls ist es ein würdiger Nachfolger des grandiosen Saints Row III.

Insofern lautet meine Empfehlung in diesem Fall: Wenn Ihr nächstes Jahr irgendwann mal Langeweile habt und Agents of Mayhem steht für ’nen Zehner irgendwo im Regal, dann könnt Ihr damit nicht viel falsch machen. Für ein paar Stunden zwischendurch macht es durchaus Laune. Wenn ihr aber, so wie ich, sehnsüchtig auf ein neues Saints Row gewartet habt, dann lasst die Finger davon, denn Agents of Mayhem bleibt – nach einem ordentlichen Knall beim Abschuss – insgesamt doch eher ein Rohrkrepierer.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Bilder sind Eigentum von Volition / Deep Silver.