John Wick war Profikiller. Die Mitglieder der russischen Mafia nannten ihn – aus einer Mischung von Angst und Ehrfurcht heraus – Babaj, den sprichwörtlichen „Schwarzen Mann“, wobei das wohl nicht ganz zutreffe, wie Mafiaboss Viggo Tarasov einst seinem Sohn mitteilte, da John wohl die Art Killer sei, die man losschicken könne um den eigentlichen Babaj zu töten.

Ich spreche deshalb in der Vergangenheitsform, weil John Wick zum Zeitpunkt der Filmhandlung eigentlich „im Ruhestand“ ist. Grund dafür, war seine Liebe zu einer Frau. Im ersten Film, den wir rückwirkend wohl als Kapitel 1 bezeichnen dürfen, erfuhren wir von dem tragischen Tod seiner großen Liebe und davon, dass sie John ein letztes Geschenk machte: einen Hundewelpen, der ihm am Tag ihrer Beerdigung per Spezial-Kurier geliefert wurde, da er auf lange Sicht „wieder etwas brauche, dass er lieben könne und mit dem Hund könne er den Anfang machen“. Einen Tag später traf John an einer Tankstelle – unwissentlich – auf den, eben schon erwähnten, Sohn von Viggo Tarasov. Da John das Angebot für den Verkauf seines Autos (einen alten, mächtig herausgeputzten 69er Mustang) ablehnte, suchte Tarasov Junior ihn in der darauffolgenden Nacht zu Hause auf, schlug ihn übel zusammen, tötete seinen Hund und stahl das begehrte Auto. Rasend vor Wut machte John Wick sich daraufhin auf um sich seinen Peiniger vorzunehmen.

John Wick: Kapitel 2 setzt einige Wochen (oder Monate…???) nach dem Ende des ersten Films an: Viggo und sein Sohn haben das erste Kapitel der Geschichte nicht überlebt, John hat inzwischen einen neuen Hund, sucht aber immer noch nach seinem Auto. Fündig wird er bei Abram Tarasov, Viggos Bruder. Dieser sitzt in seinem Büro oberhalb einer Lagerhalle und erzählt einem seiner braven Helferlein, warum John Wick hinter ihnen her ist und warum man sich – auch als gestandenes Mitglied der russischen Mafia – deswegen fürchten muss. Das ganze Intro ist bis oben hin vollgestopft mit Ironie, die den meisten Zuschauern weitestgehend entgehen dürfte, die den ersten Film nicht gesehen haben, es für „alte Hasen“ wie mich aber umso lustiger / besser macht.

Mit dem Beginn der eigentlichen Handlung betritt Santino D’Antonio die Bühne, eine zwielichtige Gestalt aus Johns Vergangenheit: Unter anderem dessen Hilfe, hat John wohl seinen Ausstieg aus dem Business zu verdanken, weshalb er bei Santino in einer Blutschuld steht, symbolisiert durch eine silberne Münze (die eher ein Amulett ist, mit bluten Fingerabdrücken darin). Santino fordert Johns Schuld ein und verlangt in diesem Zusammenhang die Erledigung eines Auftrags. John lehnt ab, was er mit dem Verlust seines Wohnhauses bezahlt, das Santino kurzerhand mit Hilfe eines Granatwerfers in Flammen aufgehen lässt.

Auf Anraten des befreundeten Continental Managers Winston, nimmt John den Auftrag wiederwillig an, um seine Schuld zu tilgen und sich so endgültig seine Freiheit zu sichern. Als sich herausstellt, das D’Antonio von John seine Schwester Gianna töten lassen will, um an deren Sitz um „Hohen Rat“ (einem kriminellen Gremium, bestehend aus den Oberhäuptern der weltweit zwölf größten Verbrecherorganisationen) zu kommen, fangen John Wicks Probleme – und die eigentliche Handlung von Kapitel 2 – erst so richtig an.

TL;DR: Wie ist der Film?

John Wick: Kapitel 2 ist ganz klassische Rache-Action. Das ist Fakt. Diesem Dogma entsprechend, liegt der Fokus eigentlich weniger auf den Charakteren und deren Geschichten, sondern eher auf den Kampfszenen. Dennoch schafft es Regisseur Stahelski, seine Figuren interessant genug zu zeichnen, das sie nach dem Ende des Films nicht direkt wieder aus unseren Köpfen verschwinden. Die Story wird, wie schon im ersten Teil, spannend und ohne Atempause erzählt, die Kämpfe sind hübsch durchchoreographiert, wirken aber stilistisch weniger glatt und fehlerlos, als noch im ersten Kapitel. Man sieht den Protagonisten deutlich an, dass das Töten von Menschen kein so einfaches Geschäft ist – eine gestalterische Maßnahme, die auch schon in Casino Royale (James Bond) und dessen Nachfolgern gut funktioniert hat.

Keanu Reeves ist wieder im großen Kino angekommen, aus Thomas Anderson ist John Wick geworden.

Und das ist gut so. Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


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