Stellt Euch vor, Ihr seid Ende 20, steht mitten im Leben und im Begriff ein/e junge/r, aufstrebende/r Arzt/Ärztin zu werden. Ihr verdient Euch Euren Lebensunterhalt als Assistenz-Weißkittel in einem Krankenhaus und eines Abends lädt Euch Eure Kollegin zu einer Party auf einem Boot (organisiert von einem Energy-Drink-Hersteller) ein. Ihr lehnt erst ab, werdet dann aber von Eurem Partner / Eurer Partnerin dazu überredet doch zuzusagen und es richtig krachen zu lassen. Gesagt, getan: Die Party ist in vollem Gange, plötzlich verwandelt sich ein Großteil der jungen Feierwilligen in Zombies und aus der lustigen Feierstunde wird ein gemeines Gemetzel. Ihr flüchtet vom Boot, schwimmt an den Strand, werdet bewusstlos und erwacht am nächsten Morgen in einem Leichensack, kreidebleich, mit weißem Haar, ohne fühlbaren Puls und mit einem Wahnsinns-Appetit auf Gehirn.
Klingt völlig absurd? Ist es auch! Und trotzdem ist iZombie eine leichtfüssige, witzige und dabei erstaunlich fesselnde Krimi und Dramedy-Serie. Lasst mich Euch erzählen, warum dem so ist.
Die Hauptfigur ist Liv Moore, die zwar zum Zombie geworden ist, solange sie genug Gehirne zu futtern bekommt aber charakterlich die gleiche bleibt. Da sie andere Menschen kinderleicht mit ihrer „Krankheit“ anstecken kann, hängt sie ihren Arztberuf an den Nagel, trennt sich von ihrem Verlobten, lässt Freunde und Familie weitestgehend hinter sich und nimmt eine Stelle in der städtischen Pathologie an. Das löst gleich zwei Probleme: Sind die Menschen bereits tot, kann sie sie nicht mehr „anstecken“. Und genügend Gehirn-Nachschub ist auch vorhanden, ohne dass sie dafür Leichen ausbuddeln oder unschuldige Menschen überfallen und um die Ecke bringen müsste. Und da sie durch den Genuss der Gehirne obendrein Flashbacks der Erinnerungen der verstorbenen Menschen bekommt, die meistens mit ihrem Ableben und der Zeit unmittelbar davor zu tun haben, kann sie der Polizei mit ihrem Wissen auch noch bei der Aufklärung von Verbrechen helfen.
Zur Seite stehen ihr dabei ihr Boss, Ravi Chakrabarti, der schon in der ersten Folge erkennt, zu was Liv geworden ist und damit erstaunlich locker umgeht (er nimmt Proben, beobachtet sie, versorgt sie mit ihrer speziellen Nahrung und versucht ein Heilmittel für ihre „Krankheit“ zu finden) und Clive Babineaux, ein junger Detective aus der Mordkommission, der sich Liv’s Visionen nur dadurch selbst erklären kann, dass sie offenbar eine „echte“ Hellseherin ist. Etwas später in der Serie kommen auch ihr Ex-Verlobter Major und ihre beste Freundin Peyton dazu.
Natürlich darf es heutzutage auch an einem staffelübergreifenden Gegner nicht fehlen. Hier kommt Blaine DeBeers ins Spiel, ein ehemaliger Drogendealer und ebenfalls ein Zombie, der gemeinsam mit Liv auf der besagten Bootsparty war und sie dort während ihres Fluchtversuchs „angesteckt“ hat, indem er sie kratzte. Blaine nutzt seine neue „Gabe“ um nach und nach reiche und mächtige Persönlichkeiten anzustecken, um sie danach für 25.000 Dollar pro Monat und gegen diverse Gefallen mit frischen Gehirnen zu versorgen, die er – Überraschung – nicht von bereits vorher toten Menschen entnimmt.
Ich muss gestehen, ich habe mich anfangs gegen die Serie gewehrt, weil ich mit Zombie-Grusel-Geschichten eigentlich so gar nichts anfangen kann. Nachdem meine Frau mich dann überredet hat, mir doch mal eine Folge anzugucken, bin ich direkt daran hängen geblieben. Die dargestellten Zombies sind – bis auf wenige Ausnahmen – nicht (wirklich) gruselig: Liv scheint (von Haut- und Haarfarbe abgesehen) ein ganz normaler Mensch zu sein und tarnt ihren unfreiwilligen Gehirn-Genuss für andere Leute (und sich selbst), indem sie exzessiv zu Kochen beginnt und dabei wirklich lecker aussehende Gerichte zubereitet (was pro Folge jeweils in einer oder mehreren Sequenzen zelebriert wird). Das nimmt der ganzen Zombie-Sache fast vollständig den Schrecken. Die kurzen Krimigeschichten sind pro Folge in sich abgeschlossen, dafür steckt hinter dem Ausbruch der „Zombie-Invasion“ steht eine Verschwörung, die sich über die Staffelgrenzen hinweg ausbreitet und alles sinnvoll miteinander verbindet. Durch Liv’s Zombie-ismus (wie sie es selbst nennt) entsteht die eine oder andere unfreiwillig komische Szene und da mit den Flashbacks der Verstorbenen auch noch ein Teil von deren Charaktereigenschaften auf Liv übergehen, ist Liv von Folge zu Folge nie so ganz die selbe Person – gut in Szene gesetzt von Rose MacIver, die als Hauptdarstellerin einen tollen Job macht.
iZombie verbindet die Leichtigkeit von Castle mit dem Stil von Veronica Mars (ebenfalls eine Serie von Rob Thomas) und schlägt bei mir in die gleiche Kerbe, wie damals Pushing Daisies (auch eine Serie, zu der meine Frau mich erst bequatschen musste). iZombie lässt sich gut einzeln am Abend oder auch mal am Stück am Wochenende anschauen und ist es in jedem Fall wert, mindestens mal einen Blick darauf zu werfen. In diesem Sinne: Guckbefehl!
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Hinweis: Das oben dargestellte Cover-Artwork ist Eigentum von Warner Bros. Television.