Das Marvel Cinematic Universe, kurz MCU, existiert inzwischen seit fast zehn Jahren: Bekannte Helden wie Iron Man, Thor und Captain America haben es – seit 2008 und extrem erfolgreich – nach und nach auf die große Leinwand geschafft. Seit 2013 verbinden Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. auf heimischen TV-Geräten die Filme der Kinohelden mit einem zusätzlichen roten Faden.

Seit 2015 arbeitet Marvel gemeinsam mit Netflix an einigen weiteren Serien, die sich mit den „Helden aus der zweiten Reihe“ befassen, den Figuren die nicht bei jedem Einsatz gleich um das Schicksal der ganzen Welt oder des Universums kämpfen, sondern für ihre Stadt, ihr Viertel, ihre Nachbarn oder ihre Familien.

Seit ein paar Tagen haben Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist (unverhoffte) Verstärkung:

Frank Castle, bekannt als The Punisher, war beim Publikum der zweiten Daredevil-Staffel so dermaßen gut angekommen, dass man kurzerhand beschloss ihm eine eigene Serie zu spendieren. Seit dem 17.11.2017 ist sie auf Netflix online. Stefan Raab würde wohl laut „Mein lieber Herr Gesangverein!“ ausrufen.

Die Marvel/Netflix Serien sind allesamt wirklich gutes Material. Keine Frage. Aber Marvel’s The Punisher hat sie, zumindest in meinen Augen – und denen meiner Frau – alle miteinander von der ersten Folge an in die Tasche gesteckt. The Punisher ist intensiv, düster, bedrückend und blutig. Es geht um Kriegsverbrechen, posttraumatische Belastungsstörungen, Gerechtigkeit, Verrat, Rache, Loyalität und Freundschaft.

Frank Castle ist kein Held. Er meint es nicht gut. Er will die Welt nicht verbessern. Er ist ein Opfer. Und er ist ein Schlächter. Er leidet psychische Qualen und gibt diese ohne jegliche Gewissensbisse in physischer Form an jene zurück, die sie verursach(t)en. Rache ist zunächst alles, was ihn antreibt. Erst im Verlauf der Staffel findet er wieder ein wenig zu seinem alten Ich und zu den Menschen, die ihn umgeben zurück. Das er der Welt dabei einen Gefallen tut, ist ein positiver Nebeneffekt, der ihn gar nicht weiter interessiert. (Das ändert sich möglicherweise in der zweiten Staffel, sollte es denn eine geben.)

Wer die Figur aus den Comics kennt, dürfte eigentlich nichts anderes erwartet haben.

All das bedeutet auch: Die 18+ Markierung der FSK ist ernsthaft gerechtfertigt. Und ich behaupte das keineswegs leichtfertig. Der Punisher geht stellenweise so rabiat zu Werke, dass selbst actionerprobte Erwachsene hier und da mit ungläubigem Blick vor der Glotze sitzen und schlucken müssen.

Muss sowas wirklich sein? Klar, die Frage stellt sich selbstverständlich und lässt sich auch nicht einfach wegdiskutieren. Die Antwort darauf muss wohl jeder für sich selbst finden: Wer die ersten zwei Folgen nur schwer erträgt, sollte sich den Rest der Staffel vielleicht nicht anschauen. Castle wird im weiteren Verlauf ganz sicher nicht gnädiger mit seinen Gegnern. Das gleiche gilt übrigens für die Bösewichte. Die sind ebenso wenig von zartem Gemüt, wie der finstere Rächer mit dem Totenkopf auf der Brust. Nachdem ich die Staffel komplett gesehen habe würde ich aber behaupten wollen, dass das ganze Konzept in sich funktioniert. Auf mich wirkte die Gewalthaltigkeit der Serie zwar exzessiv aber nicht aufgesetzt. Die Gewaltdarstellung gibt es nicht aus reinem Selbstzweck, nicht nur um der Darstellung willen. Das ist aber wohl alles Ansichtssache.

Mit Sicherheit kann man nur eines festhalten: Marvel’s The Punisher ist nichts für Kinder!

Erwachsenen, die mit Explosionen, Blut und diversen abgetrennten Körperteilen umgehen können, liefern Marvel & Netflix aber eine packende, spannende, intensive Serie mit sehr gutem Cast.

Für das richtige Publikum eine klare Empfehlung. Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Beitrag enthaltenen Bilder dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum von Marvel Television und Netflix.