Apple hat gestern im frisch fertiggestellten „Steve Jobs Theater“ unter anderem das Jubiläums-Modell des iPhones vorgestellt – einen Ausblick, wie Tim Cook in seiner Präsentation sagte, auf die nächste Dekade der Smartphone-Entwicklung: Das iPhone X (gesprochen: iPhone Ten). Die Rahmendaten zum Gerät, gab es im Vorfeld der Veranstaltung schon an den üblichen Stellen im Netz zu lesen, von der gestrigen Veranstaltung existieren zahlreiche Mitschriften – beides findet Ihr natürlich auch hier auf outzoned.com (siehe Links). Inzwischen ist, wie gewohnt, auch die Apple Website auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Infos zum iPhone X, so wie sie dort zu lesen sind, habe ich in diesem Artikel nochmals für Euch zusammengetragen:
Das iPhone X wird in den Farben Space Grau und Silber erhältlich sein. Gold und Roségold fallen bei diesem Modell weg. Auch an den verfügbaren Speichergrößen wurde gestrafft: Das neue Smartphone gibt es wahlweise mit 64 GB oder mit 256 GB Speicher. Das Gehäuse ist aus Edelstahl und Glas gefertigt und nach IEC Norm 60529 unter IP67 klassifiziert. Damit ist es, wie auch schon das iPhone 7, gegen Staub und Spritzwasser geschützt.
Der nahezu randlose Bildschirm wurde „Super Retina HD Display“ getauft: Es handelt sich dabei um ein 5,8 Zoll (14,7 cm) großes OLED Multi-Touch HDR (High Dynamic Range) Display von Samsung mit 2436 x 1125 Pixeln Auflösung, bei einer Bildpunktdichte von 458 ppi. Das True Tone Display mit großem P3 Farbraum (gab es bislang nur im iPad Pro) bietet ein typisches Kontrastverhältnis von 1.000.000:1 bei einer typischen Helligkeit von 625 cd/m² und selbstverständlich ist auch 3D Touch wieder mit an Bord.
Als Herz des iPhone X kommt der neue A11 Bionic Chip von Apple zum Einsatz. Dieser bietet uns insgesamt 6 Kerne: 2 High-Performance-Kerne (die beispielsweise beim Spielen zum Einsatz kommen) und 4-High-Efficiency-Kerne (die auf gute Leistung bei geringer Energieaufnahme ausgelegt sind). Der 64 Bit Prozessor soll die maximale Leistung des A10 bei halbem Energieverbrauch schaffen, die zwei Hochleistungskerne liegen 25%, die vier Effizienzkerne sogar 70% über dem Vorgänger. Die integrierte Grafikeinheit wirft 30% mehr Leistung in die Waagschale. Dennoch verspricht Apple eine im Schnitt um zwei Stunden verlängerte Laufzeit. Der A11 beinhaltet außerdem den M11 Motion Coprozessor, der (wie schon sein Vorgänger M10) für die energieeffiziente Verarbeitung der Bewegungsdaten verantwortlich ist. Als Besonderheit ist wohl außerdem zu erwähnen, dass der A11 auf einer neuralen Architektur basiert. Dies sorgt einerseits dafür, dass die neuen iPhones für AR (Augmented Reality) Anwendungen besonders gut geeignet sein sollen. Andererseits unterstützt der A11 Bionic Chip damit insbesondere auch die neue Face ID Gesichtserkennung des iPhone X und damit indirekt auch dessen Selfie-Kamera – Stichwort: virtuelles Portraitlicht. Hier beleuchtet das iPhone glaubhaft Gesichter mit seitlich aufgestellten Lampen, die gar nicht da sind.
Wo wir gerade von den Kameras sprechen: Auch hier hat man – ganz wie man das von neuen iPhones gewohnt ist – wieder Möglichkeiten zur Verbesserung der Foto- und Videoleistung gefunden. Den besten Überblick geben in diesem Fall die technischen Spezifikationen (der Hauptkamera):
- 12 Megapixel Kamera mit Weitwinkel- und Teleobjektiv
- Weitwinkel: ƒ/1.8 Blende
- Teleobjektiv: ƒ/2.4 Blende
- Optischer Zoom, bis zu 10x digitaler Zoom
- Porträtmodus
- Porträtlicht (Beta)
- Duale optische Bildstabilisierung
- Langsamer 4fach-LED True Tone Synchronblitz
- Panoramabild (bis zu 63 Megapixel)
- Objektivabdeckung aus Saphirkristall
- Rückwärtig belichteter Sensor
- Hybrid IR Filter
- Autofokus mit Focus Pixels
- Live Photos mit Bildstabilisierung
- Fotos und Live Photos mit großem Farbraum
- Optimiertes lokales Tone Mapping
- Körper- und Gesichtserkennung
- Belichtungsregler
- Rauschunterdrückung
- Automatisches HDR für Fotos
- Automatische Bildstabilisierung
- Serienbildmodus
- Selbstauslöser
- Geotagging für Fotos
- Aufgenommene Bildformate: HEIF und JPEG
Für die Aufnahmen von bewegten Bildern mit der Hauptkamera (Rückseite) gilt:
- 4K Videoaufnahme mit 24 fps, 30 fps oder 60 fps
- 1080p HD Videoaufnahme mit 30 fps oder 60 fps
- 720p HD Videoaufnahme mit 30 fps
- Optische Bildstabilisierung für Video
- Optischer Zoom, 6x digitaler Zoom
- 4fach‑LED True Tone Blitz
- Unterstützung für Zeitlupenvideo in 1080p mit 120 fps oder 240 fps
- Zeitraffervideo mit Bildstabilisierung
- Cinematic Videostabilisierung (1080p und 720p)
- Kontinuierlicher Autofokus
- Körper- und Gesichtserkennung
- Rauschunterdrückung
- Während der Aufnahme von 4K Video Fotos mit 8 Megapixeln machen
- Zoomen bei der Wiedergabe
- Geotagging für Videos
- Aufgenommene Videoformate: HEVC und H.264
Den größten Entwicklungssprung macht wohl die Frontkamera nebst darauf zugreifender Software. Dies sollte, wie oben schon angesprochen, der Face ID Technologie geschuldet sein. Die neue „Frontknipse“ hört auf den Namen „TrueDepth Kamera“ und liefert die folgenden Werte:
- 7 Megapixel Kamera
- Porträtmodus
- Porträtlicht (Beta)
- Animoji
- 1080p HD Videoaufnahme
- Retina Blitz
- ƒ/2.2 Blende
- Fotos und Live Photos mit großem Farbraum
- Automatisches HDR
- Rückwärtig belichteter Sensor
- Körper- und Gesichtserkennung
- Automatische Bildstabilisierung
- Serienbildmodus
- Belichtungsregler
- Selbstauslöser
Wenn man sich die Fotos, Zeichnungen und Videos zum iPhone X aufmerksam anschaut, sollte einem der nicht mehr vorhandene Home-Button ins Auge springen. Tatsächlich ist dieser vollständig entfallen und mit ihm auch die Touch ID Technologie, die uns seit einigen iPhone Generationen sehr erfolgreich und ebenso zufriedenstellend begleitet hat.
Der Home-Button wird durch Wisch-Gesten ersetzt. Ein entsprechender Wisch von unten nach oben regelt in Zukunft den Wechsel in, aus und zwischen Apps. Nach ganzen 10 Jahren auf den kleinen runden Knopf am unteren Gehäuseende verzichten zu müssen, wird sicher etwas Gewöhnungszeit in Anspruch nehmen. Phil Schiller und Craig Federighi schwören aber, der Verzicht sei definitiv die bessere Lösung – wir wollen das einfach mal glauben.
Der Touch ID Sensor, der sich seit seiner Einführung immer direkt unter (respektive in) dem Home-Button befand, wird durch die neue Face ID Technologie ersetzt. Das heißt, die biometrische Entsperrung des Smartphones, die Sicherung des App- oder iTunes Stores und von Apple Pay und andere Anwendungen, die bislang an Touch ID gekoppelt waren, werden in Zukunft über Face ID abgesichert oder haben zumindest die Möglichkeit dazu (insofern es sich um Apps von Drittherstellern handelt, beispielsweise).
Face ID beleuchtet das Gesicht dafür mit Infrarot, projiziert ca. 30.000 Infrarot-Punkte auf das Gesicht und vermisst es dann dreidimensional – nicht nur direkt von vorne, sondern auch aus anderen Blickwinkeln. Das ermöglicht einerseits, dass wir das Telefon mit unserem Antlitz entsperren können, ohne es irgendwie albern in die Luft zu halten und senkt andererseits die Fehlerquote beim Anmelden auf 1:1.000.000. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, ein iPhone 7 mit dem falschen Fingerabdruck entsperren zu können, liegt bei 1:50.000. Ich gebe zu, das ist durchaus einleuchtend. Doch was passiert mit dem 3D Scan unseres Gesichtes? Der verlässt, laut Apple, niemals das Gerät sondern wird lokal im A11 Prozessor verarbeitet, ohne Hilfe von externen Servern. Möglich wird dies durch die Neuralnetz-Struktur der CPU. Diese ist es auch, die dafür sorgen soll, dass die Gesichtserkennung trotz Hüten, Bärten, Brillen, starkem Make-Up, neuen Frisuren oder anderen (teils täglichen) Veränderungen nicht ins Straucheln kommt. Und die dreidimensionale Komponente in dem Scan sorgt beiläufig auch dafür, dass das Entsperren mit Fotos scheitert. Insofern gibt es an Face ID eigentlich nichts auszusetzen…
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Stromversorgung: Das der A11 Prozessor energieeffizient arbeitet, haben wir ja vorhin schon angeschnitten. In Zahlen ausgedrückt führt das zu den folgenden Werten:
- Sprechdauer (drahtlos): bis zu 21 Stunden
- Internetnutzung: bis zu 12 Stunden
- Videowiedergabe (drahtlos): bis zu 13 Stunden
- Audiowiedergabe (drahtlos): bis zu 60 Stunden
- Schnelle Aufladung: In 30 Minuten bis zu 50 % laden
Damit soll das iPhone X im Schnitt 2 Stunden über den Werten des iPhone 7 liegen. Die eigentliche Ankündigung in diesem Zusammenhang ist aber die Kompatibilität zum Qi Standard, für kabelloses Laden, wodurch das iPhone X mit allen entsprechend gekennzeichneten Geräten aufgeladen werden kann. Möglich wird dies (endlich) durch die Tatsache, dass die Gehäuserückseite wieder aus Glas besteht, anstatt wie in den letzten Jahren aus Metall.
Apple wäre aber nicht Apple, wenn sie nicht auch ein eigenes Ladegerät in Arbeit hätten (das war zum Event gestern noch nicht vorführbereit). Unter dem Namen AirPower bietet der Konzern in Zukunft eine „Ladematte“ an, über die zügig das iPhone, die aktuelle Apple Watch und AirPods (insofern man das neue Case mit Qi Unterstützung nachrüstet) gleichzeitig aufgeladen werden können. Das, liebe Freunde, ist eine gute Sache.
TL;DR: Ich bin ehrlich. Trotz vieler guter Neuigkeiten im Vorfeld und recht vielversprechenden Gehäuse-Leaks und Mockups, war ich dieses Jahr zum ersten Mal in meiner iPhone-Benutzer-Karriere in einer „Ach-naja-ich-warte-mal-noch-ein-Jahr-ab-Stimmung“. Doch Apple versteht sich ausnehmend gut darauf, schicke Hardware zu bauen – vor allem im Zusammenspiel mit der darauf laufenden Software aus dem gleichen Haus. Und Apple versteht sich ebenso gut darauf, die neuen Produkte in durchgestylten Events überzeugend zu präsentieren. Erschwerend kommt wohl hinzu, dass mein erster Kommentar nach meinem ersten Kontakt mit dem Samsung Galaxy S8 (den Artikel müsste ich auch endlich mal zu Ende schreiben) war: „Das Display hätte ich jetzt gerne in meinem iPhone 7!“ Und was soll man sagen… Apple hat geliefert.
Sie haben mich an der Angel. Mal wieder. *seufz* Bestellen kann man das iPhone X ab dem 22. Oktober.
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Bilder und Videos sind Eigentum von Apple.