Die Menge an Informationen, welche uns die Damen und Herren von Apple in Ihrer diesjährigen WWDC Keynote um die Ohren gehauen haben, ist selbst für das weltbekannte Unternehmen aus Cupertino außergewöhnlich. Für alle, die sich die Keynote nicht selbst angesehen haben oder dieses Wochenende noch nachträglich deren Aufzeichnung anschauen wollen, habe ich hier die wesentlichen Informationen (in möglichst knapper Form) zusammengetragen. Detailreichere Infos zu den Geräte-Upgrades oder den neuen Funktionen der einzelnen Betriebssysteme werden in den nächsten Wochen (und Monaten) nach und nach das Licht der Welt erblicken, wenn a) die Software-Betas mal ein paar Wochen im Einsatz waren und b) die ersten Geräte tatsächlich auf dem Markt sind. Diesbezüglich halte ich Euch selbstverständlich auf dem Laufenden.
Bis dahin gilt es für mich aber erst einmal, Euch einen möglichst guten Überblick zu verschaffen:
01. Nach dem Upgrade des Standard-iPads, werden nun auch die Pro Modelle aufgerüstet. Ab dieser Woche gibt es ein iPad Pro mit 10,5 Zoll Display (ab 649 $) und eines mit 13 Zoll (ab 799 $), in der Basisversion beide mit 64 GB Speicher. Die technischen Spezifikationen sind vielversprechend: Die True Tone Displays mit P3 Wide Color Gamut, 600 nits Helligkeit, und 120 Hz (!!!) Bildwiederholrate stellen echtes HDR Video dar. Der A10X Fusion Prozessor bietet 6 CPU und 12 GPU Kerne und soll 30% mehr Leistung und 40% mehr Grafikleistung liefern und das bei gleichbleibender Akkulaufzeit von bis zu 10 Stunden. Die Kamera wird dieselbe sein, wie im iPhone 7.
02. iOS 11 erscheint im Herbst und ist – mit Blick auf das iPad – das größte Tablet-Update der letzten Jahre: Das Dock wird aufgebohrt, so dass in Zukunft mehr Apps darin untergebracht werden können, ähnlich dem Dock in macOS. Der rechte Abschnitt des Docks wird prädiktiv Apps vorschlagen, basierend auf dem, was wir gerade tun. Das Dock kann außerdem durch eine Wischgeste jederzeit von unten eingeblendet werden, also auch über gerade geöffneten Apps. In der Demo wurde auf diesem Weg ein iMessage Chat als Fenster über eine andere App gezogen. Die Tastatur wurde überarbeitet, alternative Bedeutungen für Tasten – wie „ß“ über „s“ – können durch ein „Ziehen“ nach oben schneller gewählt werden, ohne erst das Kontextmenü öffnen zu müssen. Die neue App „Files“ bringt ein (sichtbares / verwendbares) Dateisystem auf das iPad: Verschachtelte Ordner, Listen-Ansichten, Favoriten, eine Suchfunktion, Tags und eine Übersicht, die sogar verschiedene Quellen (nicht nur iCloud, auch Dropbox, OneDrive, Google Drive, Creative Cloud & Co) einbinden kann. Die Funktionen des Apple Pencil wurden ebenfalls erweitert: Man kann in Zukunft Texte markieren, Zeichnungen direkt in getippte Notizen einfügen und handschriftliche Notizen scannen und von der Suchfunktion nach Schlüsselworten durchsuchen lassen.
03. iOS 11 verspricht uns außerdem: Synchronisation bestehender iMessage Chats auf neue Geräte, Apple Pay für Person-to-Person-Payment (auch direkt in iMessage integriert), Siri bekommt eine natürliche Stimme, eine Übersetzungsfunktion (Beta-Version / Wobei: Ist Siri selbst inzwischen eigentlich schon aus der Beta raus?) und On-Device-Learning das ermöglichen soll, dass Siri (ganz ähnlich wie Cortana) durch Benutzung und „Beobachtung“ mehr über ihre Anwender lernt, wodurch sie ihre Assistenz-Funktion besser erfüllen können soll. Dabei wird aber ein stärkeres Augenmerk auf unsere Privatsphäre gelegt, indem diese Informationen den Dunstkreis unserer Apple ID und der daran angebundenen Geräte nie verlassen. Wie das am Ende genau aussehen wird, bleibt wohl abzuwarten. Desweiteren gibt es Verbesserungen an der Kamera-Software für noch bessere Bildqualität und bessere Low-Light-Performance. Die API für die Tiefenerkennung (die beim iPhone 7 für den Portrait-Modus angewandt wird) öffnet Apple mit iOS 11 für Entwickler, das Kontrollzentrum (von unten nach oben wischen) wurde komplett überarbeitet, hat jetzt alle wichtigen Einstellungen auf einer Seite und bietet weitere Settings über 3D Touch. Und dann wären da zuletzt a) noch Airplay 2 zu erwähnen, das im Zusammenspiel mit HomeKit endlich Multi-Room-Audio innerhalb von iOS ermöglichen soll und b) das Augmented Reality Kit.
04. Alexa und Google Home bekommen Gesellschaft: Der Apple HomePod ist ein High-End-Bluetooth Lautsprecher, fast komplett umhüllt von einem nahtlosen 3D-Mesh-Stoff-Cover, bestückt mit 7 (beam-forming) Hochtönern, einem von Apple selbst entwickelten 4 Zoll Woofer, dem A8 Chip, 6 Mikrofonen in der Mitte und Siri. Der Lautsprecher lässt sich mit anderen HomePods im gleichen Netzwerk zusammenschließen und fungiert, ebenso wie der Apple TV 4, als HomeKit Basis. Der HomePod wird in den USA, UK und Australien ab Dezember und bei uns irgendwann im nächsten Jahr auf dem Markt aufschlagen und für 349 $ in den Farben Weiß und Space Grau zu kaufen sein.
05. Das komplette MacBook LineUp bekommt ein Upgrade auf die Kaby Lake Architektur von Intel und die Basismodelle teilweise neue „Einstiegspreise“: Das MacBook (12 zoll) wird in Zukunft ab 1.299 $ erhältlich sein, das MacBook Pro (13 zoll) ebenfalls ab 1.299 $, das MacBook Pro Retina (13 zoll) ab 1.799 $ und das MacBook Pro Retina (15 zoll) ab 2.399 $.
06. Auch das iMac LineUp erhält etwas Zuwendung: Auch hier gibt’s für alle Modelle ein Upgrade auf Kaby Lake CPUs. Der 21,5 Zoll iMac lässt sich in Zukunft ab Werk mit bis zu 32 GB RAM ausstatten, die 27 Zoll Variante mit bis zu 64 GB. Der Fusion Drive wird zum Standard für alle 27 Zoll iMacs und kann dabei bis zu 2 TB groß werden. Alle iMacs haben in Zukunft 2 Thunderbolt 3 kompatible USB-C Ports. Der 21,5 Zoll iMac wird ab 1.099 $ erhältlich sein, der iMac Retina 4K (21,5 Zoll) ab 1.299 $, der iMac Retina 5K (27 Zoll) ab 1.799 $.
07. Und dann erschien er auf der Bildfläche, wie aus dem Nichts und ohne das vor ein paar Monaten jemand damit gerechnet hätte: Der iMac Pro. Dieser steckt 27 Zoll iMac Gehäuse, kommt allerdings nicht in dem gewohnten Silber sondern in Space Grau daher und in Begleitung einer schwarzen Magic Mouse, eines schwarzem Magic Keyboards inklusive Nummernblock (!!!) und eines schwarzen Magic Trackpads. Als CPU kommt ein Intel Xeon zum Einsatz, mit minimal 8 bis zu maximal 18 Kernen. Für ausreichend professionelle Grafikleistung soll eine AMD Radeon Vega GPU sorgen, mit bis zu 16 GB eigenem VRAM (bei bis zu 22 TeraFlops). Der RAM Speicher kann beim iMac Pro nicht nach- bzw. aufgerüstet werden (Was um Himmels willen soll das denn bitte…?), lässt sich dafür aber ab Werk auf bis zu maximal 128 GB (ach du meine Güte) ECC RAM aufstocken. Als neue Anschlüsse erwarten uns vier Thunderbolt 3 Ports und 10Gbit Ethernet, sogar der SD Kartenleser ist noch da (war ja ein großer Aufreger bei den noch aktuellen MacBook Pros). Und selbstverständlich beglückt uns an der Front das geniale 5K Display. Soweit so gut. Jetzt allerdings kommt der Schlag mit dem dicken Hammer: In der Basiskonfiguration mit 8-Kern-CPU, 32 GB RAM und einer 1TB SSD (kann man nicht meckern) kostet der iMac Pro gerade einmal „schlanke“ 4.999 $ – ganz ehrlich: Die Kiste ist ein Knaller, ich würde sie mir sofort auf den Tisch stellen. Aber welcher Pro kauft so eine Maschine für 5.000 Mücken, wenn er nicht mal das RAM tauschen kann, ganz zu schweigen von der Grafikkarte? Das erscheint (nicht nur) mir an der eigentlichen Zielgruppe irgendwie vorbei geplant…
08. amazon prime video kommt – etwas später in diesem Jahr – auf tvOS. Dazu sage ich nur eines: ENDLICH! Nicht, dass es nicht zahlreiche Möglichkeiten gegeben hätte, den Content von prime video auf die Glotze zu bekommen, aber direkt über den Apfel-TV wird die Geschichte einfach noch eine Spur runder. Sehr fein.
09. Natürlich bekommt in diesem Jahr auch macOS ein Update: Aus Sierra wird High Sierra und ganz ähnlich wie bei iOS stecken die meisten Neuerungen hier in den Details und nicht in irgendwelchen „plakativen“ Groß-Umbauten. Safari bekommt endlich ein Autoplay Blocking. Die Intelligent Tracking Prevention soll dafür sorgen, dass man nicht mehr auf jeder Website die man besucht immer die gleiche Werbung zu sehen bekommt, weil der User über verschiedene Websites hinweg getracked wird. Apple Mail bekommt eine bessere Suche und einen Splitview-Modus. Die Fotos App erhält eine persistente Sidebar, eine Import-Ansicht in der chronologisch sortiert werden kann und eine bessere Gesichtserkennung (dank einem neuronalen Netz im Backend) und die Benennung und Erkennung von Gesichtern in der Fotosammlung wird künftig über alle Geräte hinweg synchronisiert. APFS, das Apple File System, welches seit iOS 10.3 auf unseren mobilen Geräten zuhause ist, findet mit High Sierra jetzt auch seinen Weg in macOS. Und dann wären da abschließend noch neue Schnittstellen: Metal for VR, das Steam VR SDK for Mac und die VR Engines von Unity und Unreal. Wie üblich ist der offizielle Start im Herbst, verfügbar wird High Sierra für alle Systeme, auf denen bislang auch macOS Sierra gelaufen ist.
10. WatchOS 4 bekommt neue Watchfaces: ein Siri Watch Face das intelligent Informationen darstellen soll und drei Toy Story Watchfaces, als Ergänzung von Mickey und Minnie Mouse. Und ein Kaleidoskop-Watchface ist auch noch dabei. Die Workout App bekommt neue Challenges und Messfunktionen, ein neues User Interface und eine neue und offene API für die direkte Anbindung der Apple Watch (per Bluetooth) an kompatible Fitness-Geräte (also die größeren Brocken, die man in Fitness-Studios findet). Ebenfalls soll die Musik App einen Schwung neuer Features bieten.
Falls möglich / nötig, werde ich diesen Artikel in den nächsten Tagen und Wochen um aktuellere, zusätzliche oder genauere Infos ergänzen. Bis dahin…
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Hinweis: Das oben verwendete WWDC 2017 Artwork ist Eigentum von Apple.