Ich bin ein großer Freund der Hard- und Software aus dem Hause Apple. Dies gilt ganz besonders für mobile Geräte wie Smartphones, Tablets oder Notebooks. Für alle, die mich schon etwas länger kennen, ist das kein Geheimnis. Dazu kommt, dass Apple das Unternehmen unter „den großen Drei“ ist, dem ich das größte Vertrauen entgegenbringe, was meine persönlichen Daten anbetrifft. Das hat drei Gründe: Erstens wäre ein Smartphone, ohne Zugriff auf mein tägliches Leben, so überhaupt nicht smart – irgendeinem Hersteller muss ich also Vertrauen schenken, wenn ich die Vorzüge des smarten & mobilen Lebens nutzen will. Zweitens verdient Apple – im Gegensatz zu Google – seine Brötchen im Wesentlichen mit Hard- und Software und nicht mit der Sammlung und Verknüpfung meiner Daten, mit dem Ziel möglichst effiziente Werbung schalten / verkaufen zu können. Und Microsoft, als drittes Unternehmen im Bunde, ist mit Windows Phone zwar auf dem richtigen Weg, spielt derzeit aber noch nicht wirklich eine Rolle.

Technisch interessiert wie ich bin, begeistere ich mich nun aber auch für ein weit gefächertes Thema, dass sich unter dem schönen Begriff „Smart Home“ zusammenfassen lässt. Vernetzte Türschlösser, Thermostate, Temperatursensoren und Beleuchtung sind erst der Anfang, die nahe Zukunft wird noch viele, viele weitere Gimmicks für uns bereithalten. Und was wäre so ein smartes Eigenheim, ohne einen sprachgesteuerten, „virtuell intelligenten“ Helfer im Stil von Tony Starks J.A.R.V.I.S.? Nur halb so schön, natürlich.

Richten wir unseren Blick wieder auf Apple und schauen uns dort nach einem digitalen Assistenten um, stoßen wir unweigerlich auf Siri. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Ich mag sie. Trotz ihrer offensichtlichen Unzulänglichkeiten. Auf meinen mobilen Endgeräten macht sie was sie soll und das ziemlich zufriedenstellend und auch schon ziemlich lange. Aber lässt sich das auch auf das „Smart Home“ anwenden? Theoretisch ja, den Siri ist inzwischen in der Lage, im Zusammenspiel mit einem Apple TV 4 und HomeKit, entsprechend angepasste Hardware zu steuern, auch per Sprache – insofern ein iPhone, iPad oder die Apple TV 4 Remote zur Hand sind. Anders ausgedrückt, die Geräte auf denen sowohl Siri, als auch ein Mikrofon zur Verfügung stehen.

Und genau da liegt das Problem: Wenn ich zu Hause bin, steht mein Smartphone auf meinem Schreibtisch in seinem Dock. Solange ich im Büro sitze und arbeite oder spiele, ist die Bedienung von meiner Bürobeleuchtung nur einen Sprachbefehl entfernt. Verlasse ich den Raum, muss ich aber entweder mein iPhone mitnehmen oder im Wohnzimmer den Apple TV laufen haben und meinen Sprachbefehl in die Fernbedienung sprechen. Mal ehrlich: Wie albern ist denn das? Ich rede doch nicht mit meiner Fernbedienung! Offen gestanden, fällt mir in dem Vergleich der Tastendruck via Apple Watch doch erheblich leichter. Das funktioniert – was beispielsweise mein Licht angeht – schon recht komfortabel, ist aber nicht dasselbe wie zu sagen „Jarvis, mach doch bitte mal das Licht an“. Dazu kommt – zumindest im Moment – die Tatsache, dass der Markt mit Geräten die HomeKit „sprechen“, noch relativ dünn besiedelt ist.

Schauen wir nun von Apple weg zum Wettbewerb, so stehen mit Google Home und Amazon Echo schon zwei gute Systeme in den Ladenregalen und wie neulich bekannt wurde, arbeitet sogar Microsoft inzwischen an einer hardwaregestützten Version von Cortana. Beide (beziehungsweise in Zukunft alle drei) Systeme lassen sich so im Haus installieren, dass keine gesonderte Hardware mehr als Mikrofon verwendet werden muss. Aktivierungsphrase aussprechen, und los geht’s. Lassen wir den etwas gruseligen Hintergedanken erstmal außen vor, dass diese Systeme im Grunde pausenlos zuhören (und damit vielleicht auch Menschen, die das nicht sollten), so stellen Home und Echo Stand Januar 2017 genau die Sorte Hardware dar, die man sich auch als Apple User für sein smartes Zuhause wünscht. Insofern Apple uns nicht in den nächsten Monaten mit entsprechenden News überrascht, bleiben die beiden Geräte in näherer Zukunft erst einmal die Platzhirsche in ihrem Marktsegment.

That said, stellen sich mir – als Apple User – nun zwei wichtige Fragen:

a) Will ich ein, auf Google-Diensten basierendes, Gerät wie Home oder Echo grundsätzlich im Haus haben?
b) Könnte ich, als Nicht-Nutzer von Google Diensten, überhaupt etwas sinnvolles damit anfangen?

Genau genommen stellten sich mir diese beiden Fragen schon im Spätherbst 2016, als das Internet vermehrt News zu Google Home zu Tage förderte und Amazon damit angefangen hatte, Anmeldungen für den baldigen Empfang einer Einladung zum Kauf (wenn man näher darüber nachdenkt, kann man sich durchaus das Gehirn verrenken – also einfach sein lassen) des Echo entgegen zu nehmen.

Die erste Frage zu beantworten viel mir erstaunlich leicht: Vorausgesetzt ich könnte erreichen was ich will, ohne dafür meinen Datenaustausch mit Google von 0 auf 100 zu schrauben, wäre ich einem solchen Gerät nicht abgeneigt. Letztlich käme es da wohl aber, neben ausgiebiger Recherche, wohl oder übel auf einen Selbstversuch an. Die zweite Frage zu beantworten war schon schwieriger: Ich schaute mich im Netz um, sog jeden Infoschnippsel in mich auf, den ich finden konnte, kam aber zu keinem wirklich klaren Ergebnis. Ich beschloss schließlich, nach ein paar Wochen mehr oder weniger intensiven Nachsinnens, mich a) für das Amazon Echo zu entscheiden und das Gerät b) nicht als digitalen Assistenten, sondern als reines Sprach-Interface für die Teile meines Eigenheims zu betrachten, die ich schon auf die eine oder andere Weise auf „smarte Funktion“ umgestellt hatte. Auf diese Weise könnte ich, so war mein Plan, eigentlich nicht allzu viel falsch machen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich meldete mich bei Amazon als Interessent für einen Echo Dot (preisgünstiger als die normale Version, würde zum Testen – aufgrund des ansonsten identischen Leistungsspektrums – aber vollkommen genügen) an. Dann passierte erstmal: Gar nichts! Keine Einladung. Keine Info. Nichts. Dann meldeten auf Twitter die ersten deutschen Käufer, ihren Echo erhalten zu haben. Bei mir immer noch Totenstille. Weihnachten ging vorbei. Silvester. Irgendwann zwischenzeitlich bekam ich über irgendeinen Kanal die Info, dass man mich nicht vergessen habe, ich müsse – aufgrund der immensen Nachfrage – einfach nur noch etwas Geduld haben…

Mitte Januar war’s, als ich dann endlich meine Einladung zum Kauf bekam. Und um fair zu bleiben muss ich eines sagen: Sie lieferten mir das Gerät dann von einem Tag auf den anderen. Das ging absolut flott und sauber über die Bühne. Ganz so, wie man es von Amazon eigentlich gewohnt ist. Inzwischen steht „sie“ neben mir, die gute Alexa, mein Selbstversuch hat begonnen und mein erster Eindruck nach ein paar Tagen ist ziemlich positiv.

TL;DR // _01: Wie läuft’s bislang mit Alexa und mir?

Nach ihrer Inbetriebnahme habe ich sie erstmal so gut beschnitten, wie es über ihre Konfiguration möglich war. Ungewollte Amazon-Bestellungen per Sprache (wie sie jüngst durch die Presse gingen) hatte ich somit erstmal ausgeschlossen. Und übermäßig unnötiges Nach-Hause-Funken hoffentlich ebenfalls, auch wenn das wohl eher Wunschdenken ist. Etwas Tüftelei und ein paar FAQ Artikel später, hatte ich sie dann soweit, dass sie meine Büro-Beleuchtung im Griff hatte. Da mit solchen Skills (Philips hue in diesem Fall) verbundene Dienste bei mir grundsätzlich über eigens dafür erstellte Email-Konten laufen, die ansonsten für nichts Anwendung finden, war Alexa an diesem Punkt trotzdem noch weitestgehend von meinen privaten Daten abgeschnitten. Die einzige Ausnahme bildet hier wohl das Amazon Konto, aber ohne das würde sie ohnehin keinen Finger rühren, von daher: Schwamm drüber. Was muss, das muss. Und Amazon kennt, Echo hin oder her, ohnehin seit vielen Jahren meine Kaufgewohnheiten.

In diesem Zusammenhang durfte ich dann übrigens lernen, dass ich als Amazon Prime Kunde inzwischen nicht nur Zugriff auf viele Filme und Serien habe, sondern auch auf Amazon Music – das hätte ich, als bisheriger Music-Streaming-Verweigerer, normalerweise bestimmt erstmal ignoriert, aber mit Alexa im Haus bedeutete dies sprachgesteuerten Zugriff auf ein paar Millionen Songs.

Also, da kann ich doch mit leben!

Soweit so gut. Was kann sie noch? Was könnte ich ihr neben Licht und Musik auf’s Auge drücken? Gerade als ich darüber nachdachte, hörte ich vor dem Haus die Müllabfuhr vorfahren. Da kam mir ein Gedanke: Meine Geschäftstermine kommen über Exchange, meine privaten Termine aus der iCloud, alle laufen sie in der gleichen Kalender App zusammen, ohne sich dabei gegenseitig in die Karten gucken zu können. Einen Google Kalender hier noch zusätzlich einzubinden, würde wie gewohnt funktionieren. Nur meine privaten Kalender will ich um nichts in der Welt zu Google verlagern…

Aber (und an dieser Stelle kam die Müllabfuhr ins Spiel): Ich pflege tatsächlich auch einen Kalender mit Terminen, die nicht meine Frau oder mich direkt / persönlich betreffen, sondern unseren Hausstand: Mülltonnen-Abholungen, Sperrmüll, die Tage an denen der Schornsteinfeger kommt oder der nette Mensch von unserem Stromversorger die Zählerstände abliest. Allesamt ohnehin öffentlich verfügbare Daten, die ich in den letzten Jahren immer in einen eigenen iCloud Kalender übernommen habe, um sie nicht ständig online (oder auf einem Stück Papier) nachschlagen zu müssen. Diese Infos einfach in Richtung Google zu verlagern würde mir wohl keine Bauchschmerzen bereiten. Und thematisch wäre das durchaus ein Job für Alexa.

„Alexa, wann steht die Biotonne das nächste mal im Kalender?“

Gesagt, getan: Ich eröffnete ein extra Google Konto, das – ein wenig paranoid – sonst für nichts weiter genutzt wird und richtete dort den entsprechenden Kalender mit allen dazugehörigen Terminen ein. Google Kalender rein, in meine App. Den iCloud Müllkalender gelöscht. Dann Alexa Zugriff auf das neue Kalender-Konto und seitdem beantwortet mir mein Zuhause auch die Frage, wann ich das nächste Mal den Sperrmüll anmelden kann. Ein guter Anfang, wie ich finde.

Und es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten: Kochrezepte, Telefonbuch, Nachrichten aus der Tagesschau oder auch von Heise. Das sind nur die ersten Beispiele, die mir spontan beim Schreiben dieses Artikels einfallen. Und es werden täglich mehr. Nicht jeder neue Skill taugt etwas, nicht jede neue Anbindung läuft von Anfang an fehlerfrei. Aber meine Güte, auch in Apples App Store war aller Anfang irgendwann mal schwer. Ich bleibe also guter Dinge und voller Optimismus.

TL;DR // _02: Mein (vorläufiges) Fazit.

Ich bin noch lange nicht durch alle Möglichkeiten durchgestiegen, die Alexa schon heute bietet und ihr Funktionsumfang wird sich in den nächsten Monaten (und Jahren) noch massiv erweitern. Ebenso werde ich in naher Zukunft mit Sicherheit noch mehr als genug weitere Ansatzpunkte finden um Alexas Nische, in der sie in meinem Umfeld gezwungenermaßen sitzt, noch weiter auszubauen. Aber eine Frage kann ich schon jetzt guten Gewissens beantworten: Taugt sie auch etwas für Non-Google-User?

Die Antwortet lautet ganz klar: Ja. Mit ein wenig gutem Willen und der einen oder anderen guten Idee, kann man sie sinnvoll für sich einsetzen – auch ohne exzessiver Nutzer von Googles Diensten zu sein. Grundsätzlich sollte man jetzt, in ihrer Anfangsphase, vielleicht einfach noch nicht zu viel erwarten. Genau genommen, sollte man allzu große Erwartungen derzeit noch an keinen Sprachassistenten stellen. Von daher… Das ist Geduld, die ich gerne aufbringe. Und wer weiß? Vielleicht werden sich Amazon und Apple in Zukunft doch noch weit genug einander nähern, um den einen oder anderen Dienst miteinander zu verknüpfen. Man kann nie wissen. Immerhin haben wir schon seit vielen Jahren iTunes für Windows

Und – unabhängig von jeglicher technischen Vorliebe oder aktueller Begeisterung, für ein neues Stück Technik in meiner Sammlung – kann ich guten Gewissens behaupten, das Amazon Echo auch technisch eine brauchbare Figur macht: Die runde Kiste ist zwar aus Kunststoff, aber gut verarbeitet. Der kleine Lautsprecher im Echo Dot gibt Alexas Stimme laut und deutlich wieder, die Fernfeld Spracherkennung funktioniert auch, wenn ich am anderen Ende des Raumes stehe, ohne das ich Brüllen muss – und das sogar dann noch recht zuverlässig, wenn gleichzeitig der Fernseher läuft. Ich freue mich schon darauf, das System mit ein oder zwei weiteren Echos zu testen, die in verschiedenen Winkeln des Hauses untergebracht sind. Und wo wir gerade beim Erkennen meiner Sprache sind: Ich hatte in 8 Tagen Testphase jetzt gerade mal zwei Situationen, in denen Alexa nicht verstanden hat, was ich von ihr wollte. Und ich könnte nicht behaupten, ich würde für die gleiche Aufgabe jedes Mal die selbe Phrase von mir geben. (Ich wünschte ein wenig, Siri hätte heute schon die gleiche Trefferquote…) Alles in allem kann ich an dem kleinen Knubbel bislang nichts schlechtes finden. Und der Echo Dot im Büro bleibt sicher nicht der letzte Echo in meinem Haushalt. Was mich darauf bringt, dass ich mich wohl direkt mal für die nächste Einladung anmelden muss, damit ich vor dem Sommer vielleicht noch einen zweiten kaufen darf… *seufz*

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Das amazon echo Logo ist Eigentum der Amazon.com, Inc. Die Artikelbilder wurden von mir selbst angefertigt.