Wer in seinem Leben irgendwann mit dem Comic-Helden Spider-Man in Kontakt kam, müsste eigentlich auch schon von Venom gehört haben. Sei es mittels der Comics oder sei es mittels Sam Raimis drittem Spider-Man Film mit Tobey Maguire in der Hauptrolle. Nach einem eher schwachen Auftritt in besagtem Streifen, feiert die beliebte Figur nun endlich ihre Rückkehr auf die große Kino-Leinwand.

Eddie Brock (Tom Hardy) liebt seinen Job. Und er ist gut darin. Als Enthüllungs-Reporter eines in San Francisco beheimateten Fernsehsenders, tritt er regelmäßig den Reichen und Mächtigen auf die Füße. Sein Leben läuft gut, bis er eines Tages von seinem Boss darum gebeten wird, ein Interview mit dem Industriellen Carlton Drake (Riz Ahmed) zu führen.

Seinem Instinkt und seiner Neugier folgend, findet er auf dem Notebook seiner Verlobten Anne Weying (Michelle Williams), die indirekt für Drake als Anwältin tätig ist, Beweise für ein laufendes Verfahren wegen illegaler Menschenversuche. Nachdem er Drake am nächsten Tag in dem Interview auf dieses Verfahren anspricht, verlieren sowohl er, als auch seine Verlobte kurz darauf ihre Jobs.  Anne fühlt sich betrogen und ausgenutzt, verlässt Eddie und löst die Verlobung. Kurz gesagt: Eddies Leben geht den Bach runter…

6 Monate später wird Eddie mitten in der Nacht von Dr. Dora Skirth (Jenny Slate), einer Angestellten von Carlton Drakes Life Foundation, angesprochen, die Beweise für die besagten Menschenversuche haben will. Eddie beißt an und dringt gemeinsam mit Skirth in eines der Labors ein, in denen Menschen außerirdischen Symbionten ausgesetzt werden, um die Wirkung dieser Symbiose zu erproben, wobei die Probanden früher oder später ihr Leben lassen müssen, da die Symbionten dazu neigen ihre Wirte zu töten und wieder zu verlassen, wenn diese nicht optimal zu ihnen passen.

Das Schicksal nimmt seinen Lauf und Eddie wird von einem der Symbionten befallen: Venom.

Als ob es nicht schon seltsam genug wäre, seinen Körper überhaupt mit einer anderen Lebensform teilen zu müssen, handelt es sich bei den besagten Alien-Symbionten auch noch um eine intelligente Spezies. Soll heißen: Eddie hat fortan eine Stimme im Kopf, die ihm unaufhörlich mitteilt, was sie will, wohin sie will und das Eddie keine andere Chance hat, als sich ihrem Willen zu beugen. Und da Venom, was im Übrigen der Name von Eddies neuem Mitbewohner ist, mindestens ebenso stur ist, wie sein neuer Wirt, führt deren neue und ungewohnte Koexistenz nicht selten zu einem gewissen Maß an Situationskomik, die den Film insgesamt auflockert, aber zu keiner Zeit unnötig albern werden lässt.

Ein Marvel-Film, auch wenn in diesem Fall Sony hinter der Produktion steckt, wäre kein Marvel-Film, wären nicht auch Superkräfte mit im Spiel. Diesmal sind aber keine kosmischen Energien, Mutationen, modernste Technik oder Zauberei im Spiel, sondern die Tatsache, dass Venoms Spezies nicht nur selbst ihre Form verändern kann, sondern auch in der Lage ist, den Wirt jederzeit auf molekularer Ebene an die Situation anzupassen. In der Praxis bedeutet das: Eddie gerät in Gefahr und Venom nimmt sich des Problems an, in dem er nach außen drängt und Eddies Körper scheinbar in eine Art biomechanischen Anzug hüllt.

Sobald Venom am Drücker ist, fährt Eddie mehr oder weniger nur noch mit, dafür ist er stärker, schneller, bedingt kugelsicher und profitiert von der Kampferfahrung seines Symbionten. Erst wenn Venom seinem Gegner mal eben den Kopf abbeißt, um „einen kleinen Snack“ zu sich zu nehmen wird klar, dass das schwarze Ungetüm mit den scharfen Zähnen mehr tut, als schlicht Eddies Körper zu umhüllen. Was erstmal nur gruselig klingt, entpuppt sich bald aber als sehr praktisch, da Venom auf diese Weise auch in der Lage ist, nahezu jede Verletzung seines Wirts von eben auf jetzt zu heilen. Gut für Eddie.

Jetzt mag man sich aber fragen, wo eigentlich Venoms Vorteile in der Symbiose mit Eddie liegen? Ganz einfach: Ohne einen luftatmenden Wirt, ist Venoms Spezies in einer sauerstoffreichen Umgebung nicht lebensfähig. Und wenn ein Symbiont und sein Wirt nicht auf zellulärer Ebene optimal harmonieren, geht das auf Dauer nicht nur für den Wirt nicht gut aus. In Eddie scheint Venom einen optimalen Wirt gefunden zu haben. Entsprechend groß ist sein Interesse, seine neue Mitfahrgelegenheit am Leben zu halten.

In den Spider-Man Comics wurde Venom, nach seiner Zeit als „Spideys schwarzer Anzug“, zunächst als Superschurke gehandelt. Erst sehr viel später änderte die Figur ihre Marschrichtung und begann damit Gutes zu tun, wenn auch mit teils etwas fragwürdigen Methoden. Der Film verfolgt direkt diesen Ansatz.

An dieser Stelle ist es Zeit für ein wenig Extra-Nerdwissen: Die Geschichte des Films basiert zum Teil auf den Storylines der beiden Comics Tödlicher Beschützer (1993) und Planet der Symbionten (1995).

Das ist auch vollkommen logisch wenn man bedenkt, dass wir Kinozuschauer schließlich eine Hauptfigur brauchen, mit der wir uns auch (mindestens halbwegs) identifizieren können. Die Parallelen zu Deadpool [Affiliate-Links: iTunes/amazon.de] sind hier unübersehbar. Und das ist durchaus eine gute Sache…

TL;DR // Mein Fazit: Venom macht Spaß. Als ich am Ende des Abspanns (es gibt übrigens zwei Credit Scenes) das Kino verließ, fühlte ich mich wie nach dem ersten Deadpool. Es gab eine Menge Action zu sehen, ein paar ernste Momente, ordentlich was zu lachen, derbe Sprüche, bissige Wortgefechte und eine brauchbare Geschichte, die es erlaubte mit dem Titelhelden mitzufiebern. Ein solider Marvel-Film, also. Und ich verbleibe, nachdem ich nun Venoms Origin Story gesehen habe, definitiv mit der Lust auf mehr. Gut so.

Venom ist bei uns in Deutschland seit dem 03. Oktober im Kino und den Preis für ein paar Kinokarten absolut wert. Schaut ihn Euch an! Viel Spaß dabei. Hier noch ein paar bewegte Bilder:

PS.: Falls Ihr Euch fragt, ob Venom dank des neuen Deals zwischen Sony und Marvel (zwecks der Filmrechte am Spider-Man Universum) jetzt Teil des Marvel Cinematic Universe ist… Nein, ist er nicht. Es war zwar mal angedacht, in letzter Konsequenz spielt Venom aber in seiner eigenen Realität. Ist aber kein Beinbruch.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Beitrag verwendeten Logos, Bilder und Videos dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum von Marvel Entertainment & Sony Pictures.