Verallgemeinernd könnte man sagen, jeder mag Heldengeschichten. Und die müssen keineswegs immer actionreich erzählt werden: Ob es nun Mütter sind, die fremde Kids in ihre Familie aufnehmen (Blind Side), Geheimagenten im Dienste Ihrer Majestät (James Bond 007: Spectre) oder ein Waisenkind, das in einer Zauberschule (Harry Potter) zum Retter der Welt avanciert. Helden können alle möglichen Typen sein und versteht man es ihre Geschichten richtig zu erzählen, landet man in der Regel einen sicheren Treffer.

Superhelden allerdings, sind schon etwas speziell: Damit man auch Zuschauer erreicht, die nicht schon in Jugendzeiten die entsprechenden Comics gelesen haben, muss man diesen innerhalb des Films durchaus begreiflich machen, warum es irgendwie Sinn macht, dass ein stinkreicher Playboy sich des Nachts als Fledermaus verkleidet, um in den Verbrechervierteln der Großstadt Gangster zu Brei zu schlagen. Ungleich kniffliger wird diese Aufgabe, wenn in einem Superhelden-Film dann gleich ein ganzes Team von solch abgefahrenen Typen zusammen kommt. Mit dem Kinodebüt der Justice League, den ich weit besser fand, als viele Kritiker den Film haben aussehen lassen, haben uns DC und Warner Bros. Pictures vorgeführt, wie man es nicht ganz so richtig macht. Die Konkurrenz von Marvel und Disney hingegen, hat uns in den letzten 10 Jahren nicht nur eindrucksvoll gezeigt, wie man unzählige Filme thematisch miteinander verknüpft und sie dennoch eigenständig bleiben lässt, sondern auch wie man das Kinoerlebnis noch auf den Genuss einer ganzen Reihe an TV-Serien (Daredevil, Luke Cage & Co) am heimischen Bildschirm ausdehnt.

Mit Avengers: Infinity War erschien in diesem Jahr nun Marvels bislang größter Heldenepos, in dem nicht nur die namensgebende Truppe von der Erde mit von der Partie ist, sondern auch deren galaktisches Gegenstück, die Guardians of the Galaxy. Nicht zu vergessen, Black Panther, der Magier Dr. Strange und natürlich die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Sie stellen sich dem unsagbar mächtigen Thanos in den Weg, der nach nicht weniger trachtet, als der Vernichtung der Hälfte allen Lebens im Universum.

Zählt man einmal nach, kommt man auf 23 Superhelden (und ich hoffe, ich habe dabei keinen vergessen). 23 Helden mit eigenen Geschichten, eigenen Motivationen und eigenen Herangehensweisen. Man sollte meinen, der Film würde unter dieser schieren Übermacht an Charakteren schlicht zusammenbrechen, wäre völlig überfrachtet. Aber genau das ist eben nicht der Fall. Obwohl jeder unserer, inzwischen lieb gewonnen, Helden ganz zwangsläufig nur wenig Screentime bekommt und der Film häufig zwischen verschiedenen Schauplätzen wechselt, wirkt er zu keiner Zeit hektisch, oberflächlich oder unvollständig. Den Grund dafür finden wir in der eigentlichen Stärke des Marvel Cinematic Universe:

Marvel hat sich 10 Jahre und ca. 20 Filme Zeit genommen, um uns jeden Helden in Ruhe vorzustellen. Wir haben gelernt wer wer ist, wie die Leute zueinander gefunden haben, wer gut, wer böse und wer irgendwas dazwischen ist und worum sich alles im Marvel Universum dreht. Und mit unzähligen Mid- und End-Credit-Scenes haben sie uns darüber hinaus begreiflich gemacht, dass alle Geschichten, die für sich genommen schon alleine gute Filme abgeben, in Wahrheit alle durch mehrere rote Fäden miteinander verbunden sind.

Avengers: Infinity War nimmt jetzt all diese Fäden und führt sie in einem Film zusammen, in dem wir uns über die Backstories der Heldenfiguren gar keine Gedanken mehr machen müssen. Stattdessen können wir uns voll und ganz auf Thanos und seine Geschichte konzentrieren, was uns als Zuschauer ermöglicht, sogar zu dem größten Bösewicht des ganzen Universums eine gewisse Verbindung aufzubauen, denn aus seiner ganz persönlichen Perspektive ist Thanos der Held in dieser Geschichte.

Und damit nicht genug, nimmt sich der Film am Ende die Freiheit (man sollte fast „Frechheit“ sagen) heraus, uns quasi mit geballter Faust ins Gesicht zu schlagen und uns jegliche Hoffnung zu nehmen, dass unsere Helden es auch dieses Mal schaffen die Welt zu retten. Wer im Verlauf des Films auf alle Details geachtet und zwischen den Zeilen gelesen hat, weiß schon im Kino, dass das „krasse Ende“, über dass sich die „ganze Welt“ auch Monate nach dem Film-Release noch die Köpfe heiß redet, natürlich ein Cliffhanger und bei Marvel nie etwas in Stein gemeißelt ist. Aber für einen Kloß im Hals und eine Gänsehaut beim ungewohnt farblosen Abspann reicht es dennoch. Mehr Emotionen hat noch kein Marvel Film geweckt.

Wie selbstverständlich, bedient natürlich auch der dritte Avengers Film unsere inzwischen festgezurrten Qualitätsansprüche hinsichtlich Musik, Soundeffekten und Optik. Der Film könnte weder besser klingen, noch besser aussehen. So sind wir es von Marvel gewohnt und so erwarten wir es mittlerweile auch.

Wollte ich hier noch weiter ins Detail gehen, könnte ich ebenso gut auch einen entsprechenden Absatz aus einer Review zu einem anderen Marvel Film kopieren. Was soll ich Euch da schon neues erzählen? (Es wäre beinahe schon erwähnenswerter, würde ein neuer Marvel Streifen diesbezüglich mal hinter unseren hoch gesteckten Erwartungen zurück bleiben. Das dies passiert wollen wir selbstverständlich nicht wirklich.)

Kurze Rede, noch kürzerer Sinn: Technisch ist Infinity War schlicht top! Punkt.

Das Fazit kann ich ähnlich knapp formulieren: Ich habe den Film inzwischen drei Mal gesehen, einmal im Kino und zwei weitere Male kurz hintereinander, seit er letzte Woche bei iTunes [Affiliate-Link] erschienen ist. Innerhalb der nächsten paar Wochen schaue ich ihn mir wahrscheinlich nochmal an und ich weiß schon jetzt, Infinity War wird in der Top 5 meiner absoluten Lieblingsfilme landen. Wie könnte ich daher anders, als ihm die volle Punktzahl zu verpassen?!

In einem Wort: Guckbefehl! (Und das gilt eigentlich für alle Filme und Serien im MCU.)

In diesem Sinne, viel Spaß und… Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die in diesem Beitrag verwendeten Logos, Bilder und Videos dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum von Marvel Studios & Walt Disney Studios Motion Pictures.