Wenn dir auf einem fernen Planeten kreischende Monstrositäten aus Erdlöchern entgegen preschen, wenn deren Schädel zertreten und deren Körper in blutigen Explosionen zerborsten werden und wenn so richtig harte Kerle das Testosteron regelrecht aus deinem Fernseher tropfen lassen, dann schaust du eventuell gerade Starship Troopers. Wenn gleichzeitig aber das Kettensägen-Geräusch eines Lancer-Gewehrs zu hören ist, dann spielst du ganz klar Gears of War!

Kleine Geschichtslektion: Am 17. November 2006 kam der erste Teil, entwickelt von Epic Games für die XBOX 360, auf den Markt. Bereits am 25. November 2006 setzte die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien das Spiel auf den Index, was ein Erscheinen hierzulande unmöglich machte. Auf dem Rest der Welt erhielt das Spiel eine, durchaus verdiente, PEGI 18 Wertung. Obwohl Gears of War damit prinzipiell nur einem erwachsenen Publikum zur Verfügung stand, war der Erfolg riesig, bereits in den ersten zwei Wochen setzte Microsoft weltweit mehr als eine Million Einheiten ab. Das innovative Gameplay (ich bilde mir ein zu wissen, Gears of War war der erste Deckungs-Shooter) wurde wegweisend für das ganze Genre.

Etwa 10 Jahre später, im Juli 2016, strich man das Spiel – so wie viele andere – im Schnellverfahren vom Index, was eine Veröffentlichung der Ultimate Edition im Septemper des gleichen Jahres möglich machte. Kurz darauf, im Oktober 2016, brachten Microsoft und das Studio The Coalition dann Gears of War 4 auf den Markt. Seitdem wartete es auf meiner need-2-play Liste auf ein wenig Zuwendung.

Als ich es dann kürzlich für schlappe 19 EUR (und brandneu) bei Amazon aufstöberte [Affiliate-Link], war es dann soweit. Und die Freude war noch größer als ich entdeckte, dass dem Spiel Download Codes für die XB1-Kompatibilitäts-Versionen von Gears of War, Gears of War 3 und Gears of War: Judgment beilagen.

Solltet Ihr mit der Gears of War Serie bislang keinerlei Berührungspunkte gehabt haben, braucht Ihr vielleicht eine kurze Einführung: Zu Beginn des ersten Spiels dauern auf dem erdähnlichen Planeten Sera bereits seit 79 Jahren die Pendulumkriege an, in denen sich verschiedene menschliche Parteien um die Vorherrschaft über den Planeten und seine Ressourcen – allen voran die sogenannte Emulsion streiten. An dem Tag, der später als der E-Day bekannt werden wird, tauchen plötzlich die Locust auf, eine teilweise menschenähnliche, teilweise monströse Spezies aus dem Planeteninneren.

Sämtliche menschlichen Streitkräfte werden an diesem Tag hart getroffen und infolge dieses Angriffs, schließen sich die zuvor verfeindeten Parteien zur KOR zusammen, der Koalition der Ordentlichen Regierungen. Deren letztes Bollwerk gegen die Locust sind die Gears, gut ausgebildete und ausgerüstete Infanterie-Einheiten, allen voran Sergeant Marcus Fenix, der Spielercharakter der ersten Gears of War Titel.

Gears of War 4 setzt 25 Jahre später an. Marcus Fenix ist in Rente, die Locust sind besiegt, die KOR neu geformt. Auf Sera leben nur noch mehrere hunderttausend Menschen und der Planet wird regelmäßig von tödlichen Stürmen heimgesucht, was die Führungsriege der KOR dazu veranlasst, Städte hinter riesigen Mauern zu errichten und deren Bewohner dahinter „zu ihrem eigenen Schutz“ einzusperren. Klar das damit nicht jeder einverstanden ist.

Es bildet sich eine Rebellengruppe, die sogenannten Outsider, die eigentlich nur in Frieden und selbstbestimmt leben wollen, wäre da nicht die Tatsache, dass sie einen Teil der benötigten Ressourcen (vor allem technischer Natur, wie Batterien und Ausrüstung) nur auf einem Weg beschaffen können: Durch Überfälle auf im Bau befindliche KOR Niederlassungen, was die Outsider quasi zum Staatsfeind Nr. 1 macht.

Die Geschichte des Spiels beginnt damit, dass J.D. Fenix  (richtig geraten: Marcus Fenix‘ Sohn) und sein bester Freund Del gemeinsam mit Kait (der Tochter von Reyna, der Anführerin der Outsider) und ihrem Onkel Oscar in eine noch im Bau befindliche Stadt der KOR einbrechen, um einen Fabrikator zu stehlen, eine Art Allround-3D Drucker mit dem sich allerlei Ausrüstung herstellen lässt. Natürlich läuft bei dem Diebstahl nicht alles rund, dennoch gelingt es dem Team die Mission erfolgreich abzuschließen und den Fabrikator in die Siedlung der Outsider zu bringen.

In der folgenden Nacht wird das Dorf von unbekannten Gegnern angegriffen, die meisten Bewohner dabei getötet, einige verschleppt – unter anderen auch Kaits Mutter. Unsere Freunde können die neuen Gegner bald als den „Schwarm“ identifizieren und beschließen, gegen diesen vorzugehen und verschleppte Freunde und Verwandte zu retten. Als klar wird, dass die Locust direkt oder indirekt in die Angriffe verwickelt sind, bittet das Team Marcus Fenix um Hilfe und ab da geht die wilde Fahrt erst so richtig los.

Eines nochmals vorweg: Gears of War 4 hat eine 18+ Altersfreigabe. Und die ist nicht unberechtigt. Die Gegner sind zwar ausschließlich Monster des Schwarms (siehe nächstes Bild) oder Roboter der KOR, man kämpft grundsätzlich nicht gegen Menschen, aber das ändert nichts daran, dass es in der Gears of War Serie brutal und blutig zugeht. Die Munition zerfetzt Köpfe und Gliedmaßen, die Finisher mit Messer oder Stiefel sind nicht weniger brutal und dass ein Lancer, die Standardwaffe der Gears, mit einer integrierten Kettensäge für den Nahkampf ausgerüstet ist, sollte als Information eigentlich schon genug sein.

Kurz: Gears of War 4 ist nichts für Kinder! Und wenn man ehrlich ist, würde das Spielprinzip ohne die derbe Gewaltdarstellung ebenso gut funktionieren, dafür gibt es mehr als genug Beispiele. Dennoch passt all dies auf seltsame Weise irgendwie zusammen, ähnlich wie es seinerzeit in Paul Verhoevens Starship Troopers der Fall war. Da denkt man sich in manchen Szenen auch „Uhhh! Aua! Boah, das hätte nicht sein müssen. Krass!“ und stellt am Ende des Films aber fest, dass das Gesamtbild in sich gestimmt hat und all das geflossene Filmblut tatsächlich irgendwie dazu beigetragen hat, die Message des Films richtig zu vermitteln. Besser kann ich es wohl nicht erklären, Tatsache ist jedenfalls: Das ist nicht jedermanns Sache.

Stößt man sich aber nicht daran oder kann es hinnehmen, so bietet Gears of War 4 – ganz im Geiste seiner Vorgänger – einen der besten 3rd Person Shooter der letzten Jahre. Warum? Ich sag’s Euch:

Spielerisch wirft Gears of War 4 eine gut inszenierte Handlung, ein abwechslungsreiches Waffen-Arsenal, eine krasse Portion Action, eine erfrischend sinnvoll agierende und gut funktionierende Gegner- und Team KI, ein gutes Deckungssystem mit teilweise zerstörbaren Objekten und im Schnitt 8 Stunden Spielzeit in die Waagschale. Kaum ein Gebiet wird zweimal betreten, uns werden verschiedene Tageszeiten und Wettersituationen geboten und die Gegnertypen sind vielschichtig genug, um im Verlauf des Spiels nicht langweilig zu werden.

Aus technischer Sicht werden uns flüssige Animationen, scharfe Texturen und schicke Licht- und Schatteneffekte geboten. Die Soundeffekte hämmern auf die Boxen, der Soundtrack ist stimmig und (auch) die (deutschen) Sprecher haben wirklich gute Arbeit geleistet. Und spätestens beim stets nahtlosen Wechsel zwischen dem eigentlichen Spiel und den Cutscenes sollte klar sein, dass man sich beim Entwickler darum bemüht hat, mit Gears of War 4 an alte Stärken anzuknüpfen und einen würdigen Nachfolger zu schaffen.

Garniert wird das ganze Paket schließlich mit vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden (die Ihr jederzeit wechseln könnt), fair platzierten Speicherpunkten und einer wirklich sehr guten Gamepad-Steuerung. Letzteres gilt zumindest für die von mir gespielte XBOX One Version.

TL;DR: Wer Gears of War 4 jetzt – ein Jahr nach dem Release – noch nicht besitzt und/oder gespielt hat und grundsätzlich etwas mit Shootern anfangen kann, sollte unbedingt zuschlagen. Dies gilt erst recht, wenn Ihr das Spiel irgendwo zum Angebotspreis entdeckt. Eine bessere Alternative findet sich in diesem Genre derzeit kaum. In diesem Sinne: Fröhliche Monster-Jagd!

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Alle in diesem Artikel verwendeten Bilder dienen lediglich der Illustration und sind geistiges Eigentum von MicrosoftThe Coalition.