Jedem Videospieler zwischen 15 und 65 Jahren ist der Name Nintendo ein Begriff. Und selbst Mitmenschen, die von dem Königreich Hyrule, Prinzessin Zelda oder dem wackeren und grün gekleideten Helden Link noch nie etwas gehört haben, kennen zumindest die Klempner-Brüder Mario & Luigi. Von den ebenfalls weltweit berühmten Hosentaschen-Monstern (Pokémon) will ich erst gar nicht anfangen. Nintendo bescherte uns im Lauf der Jahrzehnte einige der einflussreichsten Videospiele aller Zeiten, die Nintendo Wii verkaufte sich über 100 Millionen mal und brachte Wettbewerber wie Sony dazu, die eigenen Produkte um bewegungssensitive Controller zu erweitern, der Erfolg der Nintendo Handhelds scheint auch zahlreiche Generationen nach dem Game Boy ungebrochen. Allerdings richtete sich die Wii dank vergleichsweise schwacher Grafik- und Rechenleistung und Nintendos bewusst gewähltem Konzept, den direkten Wettbewerb mit Sony und Microsoft zu vermeiden, nur noch an Gelegenheitsspieler. Die Wii U sollte diesen Umstand eigentlich korrigieren, trat aber mit PS3/XB360-vergleichbarer Hardware gegen PS4 und XB1 an. Der Plan, den Kontakt zu den Core-Gamern wieder herzustellen, scheiterte direkt mit dem Release der neuen Konsole. Schade, denn das Konzept der Wii U war eigentlich gar nicht schlecht – sie kam nur einfach viel zu spät auf den Markt. Sony und Microsoft bauten ihren Vorsprung am Konsolenmarkt weiter aus.

Der frühe Morgen des 13.01.2017 – Tokyo Big Sight: Nintendo präsentiert der neugierigen Spielewelt (zu für uns fast noch nachtschlafener Zeit um 5:00 Uhr) die nächste Konsolengeneration – die Nintendo Switch.

Noch im letzten Jahr gab es einen kurzen Teaser, der uns ein ziemlich interessantes Konzept vorstellte und gleichermaßen neue Spieler wie alte Fans auf die neue Hardware neugierig machte. Doch damals vermied man es vollständig, Angaben zur Hardware und zu den Preisen zu machen. Was der Spaß kosten würde, die Info wäre niemandem wichtig gewesen. Mit den Hardware-Spezifikationen sah das schon anders aus und Nintendos bewusst gewählte Zurückhaltung ließ uns schon ein neues Wii U Debakel befürchten. Man versprach, die richtige Präsentation würde Anfang 2017 stattfinden und ein oder zwei Wochen später, stand dann auch das Datum dafür fest. Seit heute früh sind wir nun etwas schlauer: Schauen wir also mal, was Nintendo mit der neuen Konsole für uns bereithalten wird.

Wieviel wird die Konsole kosten und was bekommen wir für unser Geld?

Der Preis in den USA wird 299 USD betragen. Wenn Nintendo dem gleichen Trend folgt, wie viele andere Hersteller im Elektronikbereich, dann wird in Deutschland wohl mit mindestens 299 EUR zu rechnen sein. Im französischen Amazon Shop soll die Konsole heute früh für 349 EUR gesehen worden sein, auf amazon.de blicke ich jetzt gerade auf ein Preisschild mit 329,99 EUR. Ob es dabei bleibt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen – man darf hier sicher noch ein wenig gespannt sein, vor allem weil das „vom Hersteller zum Erscheinungstag bereitgestellte Kontingent bereits vergriffen“ ist.

Zum Marktstart der Konsole wird es zwei verschiedene Fassungen geben, die sich allerdings lediglich über die Farbe der Controller unterscheiden (grau/grau & rot/blau) werden. Im Lieferumfang werden die Konsole selbst (mit Touch-Screen, darf man sich wie ein Tablet vorstellen), die Switch Station (zum Andocken der Konsole an den TV), zwei Joy Con Controller (links & rechts) mit jeweils einer Handschlaufe, eine Joy Con Halterung (um die beiden Mini-Controller zu einem großen Gamepad zu verbinden), das Netzteil und ein HDMI Kabel enthalten sein. Ein „normal ausgeführter“ Pro Controller soll nach der Markteinführung der Konsole als Zubehör auf den Markt gebracht werden. Update (vom 18.01.2017): Der Pro Controller wird in Deutschland für 70 EUR in den Handel kommen. Außerdem ist eine 30 EUR teure Aufladehalterung für die Joy Con Controller geplant, die anstelle der mitgelieferten Halterung verwendet werden kann, um die Controller miteinander zu verbinden und während des Spielens gleichzeitig aufzuladen, ähnlich dem von Microsoft separat angebotenen Play & Charge Kit für den XB1 Controller.

Weitere technische Spezifikationen / Informationen:

Auf beiden Joy Con Controllern wird sich neben einem Joystick und vier Buttons (XYAB & Steuerkreuz) auch jeweils ein Share Button finden, über den Screenshots geteilt werden können. Der dazu passende Online-Service wird vermutlich zum Marktstart der Konsole verfügbar und bleibt bis zum Herbst diesen Jahres kostenlos. Welche Abo-Gebühren für den Dienst danach fällig werden, bleibt abzuwarten.

In dem rechten der beiden Joy Con Controller wird sich eine Infrarotkamera befinden, die dafür genutzt werden kann eine Hand des Spielers zu erfassen um beispielsweise deren Abstand zum Controller zu messen oder einfache Gesten zu erkennen. Wie genau dieses Feature in Zukunft genutzt werden kann, wird von den jeweiligen Spielen abhängen, welche die Kamera unterstützen.

Update (vom 21.01.2017): Als Datenträger für die Spiele werden – wie früher / bei den mobilen Konsolen – Spielmodule (Gamecards) zum Einsatz kommen, deren Preis pro Spiel momentan auf ca. 60 EUR geschätzt wird. Der Grafikprozessor der Konsole soll auf der Tegra Technologie von Nvidia basieren.

Für die Controller wirbt Nintendo außerdem mit einer HD Rumble getauften Technologie, die wohl präziseres taktiles Feedback an den Spieler liefern soll. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es dieses Feature sowohl in den Joy Cons, als auch dem Pro Controller.

Bis zu acht Switch Konsolen lassen sich per WLAN miteinander verbinden.

Update (vom 21.01.2017): Auch für die Switch wird es einen VoiceChat geben, den Ihr ingame nutzen könnt. Allerdings läuft dieser nicht über die Konsole selbst, sondern wird mittels einer Smartphone App realisiert werden, die es sowohl für iOS, als auch für Android geben wird (von Windows Phone war bislang keine Rede). Eben diese App wird auch für das Matchmaking und das Bereitstellen von Lobbies für den Multiplayer Modus der jeweiligen Spiele verwendet werden. Den Vorteil sieht Nintendo hier: Nutzt Ihr Eure Switch unterwegs, dann stellt Ihr über Euer Smartphone auch gleich den Hotspot bereit, über den Ihr andere Spieler in Eurer Umgebung in Eure Spielerfahrung integrieren könnt. Der Nachteil sollte klar auf der Hand liegen: Ohne Smartphone in der Tasche kommt Ihr mit der Switch nicht weit, solltet Ihr Interesse an den Multiplayer-/Onlinefunktionen haben! (Und davon abgesehen stellt sich noch die Frage, ob man fremde Spieler wirklich über das eigene Smartphone online gehen lassen will…)

Die Akkulaufzeit im mobilen Betrieb (wenn man also den Touch-Screen aus der Docking Station gezogen und die beiden Joy Con Controller links und rechts an das „Tablet“ angedockt hat) benennt Nintendo mit 3-6 Stunden. Ein wenig wage für meinen Geschmack, aber exaktere Werte werden sicherlich bald das Licht der Welt erblicken…

Ganz besonders großartig (zumindest für Sammler und Fans fernöstlicher Spieleserien): Es wird keinen Region-Lock geben. Im Klartext bedeutet das, man kann die Spiele überall auf der Welt kaufen und sie völlig problemlos auf der heimischen Switch spielen, die man in Deutschland gekauft hat.

Wann kommt die Konsole und wie sieht es an der Spiele-Front aus?

Das wichtigste zuerst: The Legend of Zelda – Breath of the Wild erscheint gemeinsam mit der Konsole am 03.03.2017! Ein (echtes) neues Klempner-Spiel steckt mit Super Mario Odyssey ebenfalls in der Pipeline. Es wird wohl Ähnlichkeiten mit Super Mario 3D aufweisen und dementsprechend größeren Wert auf Erkundung legen. Darüber hinaus erwartet uns ab Ende April ein neues Mario Kart, bei dem bis zu 8 Spieler die Verbindung über WLAN voll auskosten können. Über Splatoon 2 dürfte sich zum Jahresende auch so mancher Spieler freuen und mit 1-2-Switch wurde auch schon ein Party-Spiel angekündigt. Eine wirklich hübsch aufbereitete Liste mit dem kompletten (bislang bekannten) Switch Spiele-LineUp findet Ihr, bei Interesse, übrigens bei Digital Trends.

Auf lange Sicht wird der Erfolg der Konsole und damit auch das verfügbare Angebot an Spielen, aber wohl primär davon abhängen, wie gut sich die Hardware der Konsole im Vergleich zu PS4 und XB1 schlägt. Denn nur für konkurrenzfähige Hardware mit ein paar netten Zusatzfeatures (gerade in Form der Wandelbarkeit der Switch), werden sich auch Entwickler und Publisher finden, die ihre Spiele auf eben dieser Plattform veröffentlichen wollen.

Die Gerüchteküche fängt diesbezüglich bereits zu brodeln an und offenbar haben sich schon die ersten Größen der Spielebranche gefunden, die öffentlich Interesse an der Switch zum Ausdruck gebracht haben. Update (vom 19.01.2017): Gemäß einem Interview mit Reggie Fils-Aime, dem COO von Nintendo of America, sind derzeit ca. 80 Spiele von 50 verschiedenen Entwicklern für die Nintendo Switch in der Entwicklung. Das lässt auf einen guten Start und ein Comeback von Nintendo im Core-Gamer-Segment hoffen. Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen: Die Switch ist seit dem N64 die erste Hardware von Nintendo, für die ich mich wieder ernsthaft – und vor / direkt zum Release – interessiere.

Bis zum Sommer bleibt es um die Switch wohl spannend und in diesem Sinne verabschiede ich mich…

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Die Rechte an den in diesem Artikel verwendeten Bildern gehören Nintendo.