Paranoid ist eine britisch-deutsche Thriller-Serie und erschien im September 2016 auf Netflix und ITV (UK), hierzulande auch mit deutschsprachiger Synchronisation. Bislang gibt es 1 Staffel mit 8 Episoden. Zum Cast gehören ein paar durchaus bekannte Gesichter:

Indira Varma habe ich persönlich erstmals in Human Target gesehen, man kennt sie aber auch aus anderen Serien wie Torchwood, Hustle, Bones und – ganz aktuell – aus Game of Thrones. Videospiel-Veteranen kennen ihre Stimme unter Umständen aus der englischen Synchronisation von Dragon Age: Inquisition. Sie verkörpert DS Nina Suresh.

Robert Glenister kennt man aus Law and Order: UK und – wie ich – aus Spooks oder Hustle (was übrigens eine sehr großartige Serie war, wie ich finde). Er spielt DC Bobby Day, Nina’s langjährigen und von Panikattacken gequälten Kollegen.

Der Name Christiane Paul sollte einem zumindest dann etwas sagen, wenn man sich hin und wieder auch mal in der Welt der deutschen (Fernseh-)Filmproduktionen tummelt. In den letzten Jahren war sie Das Adlon. Eine Familiensaga, Hindenburg oder auch Die Vampirschwestern zu sehen (vermutlich gibt’s bessere Beispiele für ihr schauspielerisches Schaffen, aber da fehlt mir sicherlich der Überblick). Sie verkörpert die Kommissarin Linda Felber.

Die Serie / Staffel dreht sich um den Mord an Angela Benton, einer jungen Mutter aus der fiktiven Ortschaft Woodmere, die auf einem Spielplatz, mitten am Tag von einem unbekannten Mann und scheinbar ohne jeden Grund, vor den Augen Ihres Kindes und der ringsum spielenden Familien, erstochen wird. Der Mord wird von der lokalen Ermittlertruppe untersucht, die sich – Woodmere liegt offenbar weit draußen auf dem Land, mitten im Nirgendwo – mit dem Geschehen zunächst überfordert zu fühlen scheint.

In dem Bestreben den, Fall möglichst zügig (und mit guter Presse) abzuschließen, ist ein Schuldiger schnell gefunden. Der Verdacht fällt auf einen psychisch kranken Mann, Jacob Appley, der kurze Zeit später tot aufgefunden wird, nachdem er offenbar Selbstmord begangen zu haben scheint. Den Ermittlern, allen voran Bobby Day, kommt das alles eigenartig vor und so beschließen Sie – entgegen der Befehle Ihres Vorgesetzten – in dem Fall weiter zu ermitteln. Was die Detectives dabei zutage fördern, sind allerlei Verwicklungen und Verschwörungen und die Serie macht Ihrem Namen diesbezüglich alle Ehre – nach ein paar Folgen weiß der Zuschauer nicht mehr, welcher Figur er eigentlich noch trauen kann (ich will nicht zuviel verraten):

Der vermeintliche Täter war bei einem bestimmten Arzt in Behandlung. Dieser behandelte einst auch die Mutter von Alec, einem der drei Ermittler und hatte sowohl damals, als auch in der Gegenwart ein recht unethisches Verhältnis zu selbiger. Bobby, kämpft permament gegen seine Panikattacken und lernt im Laufe der Ermittlungen eine Frau kennen, die (so wie er selbst) psychische Probleme gehabt zu haben scheint, die in der Vergangenheit von dem bereits erwähnten Arzt behandelt wurden. Dieser scheint gegen einige seiner Patienten Material in der Hand zu haben, mit dem er sie erpressen kann und hat wohl außerdem mit einem großen Pharmakonzern einen Deal für illegale Medikamententests laufen. Bobby bandelt mit seiner Zeugin an, Nina wird von ihrem Verlobten verlassen und entwickelt daraufhin Gefühle für Alec und im Hintergrund zieht ein falscher Ermittler, der Ghost Detective, irgendwelche Fäden…

Man merkt mir vielleicht einen leicht resignierten Unterton an – und das (leider) nicht umsonst. Paranoid ist eine durchaus spannende Serie mit ein paar guten Ansätzen und guten Schauspielern (wer die anderen Serien kennt, in denen gerade die oben genannten britischen Darsteller bislang mitgewirkt haben, weiß das). Aber der Plot gibt sich so dermaßen Mühe, sich in 20.000 kleinen Details zu verlieren, dass einem jede Folge so lang vorkommt, wie ein kompletter Film mit tonnenweise Werbung. Dies geschieht aus meiner Sicht in dem Willen, den Zuschauer ein wenig zu verwirren und ihm von Folge zu Folge etwas zu denken zu geben. Es folgt dann nur keine klare Auflösung, so dass man entweder den Faden verliert – und damit auch die Lust am Weiterschauen – oder einem bewusst wird, dass man wieder nur mit einem weiteren sinnlosen Detail gefüttert wurde, dass nicht wirklich maßgeblich zur Lösung des Falles beiträgt, was man sich als Optimist bis zur letzten Folge selbst auszureden versucht.

Im Ergebnis dauert dadurch jede Folge gefühlte Stunden und man schaut nach einer Folge auf die Uhr, um festzustellen das tatsächlich nur die üblichen knapp 45 Minuten vergangen sind! Ungelogen: Ich glaube mir kam, in all meinen Serien-Konsumenten-Jahren, noch kaum eine Serie so lang(atmig) vor. Das Glück war, dass wir die Serie auf Netflix gesehen haben und sie in unserem eigenen Tempo schauen konnten – mit einer Woche Abstand von Folge zu Folge hätten wir vermutlich spätestens nach der dritten Episode den Faden verloren und ihn freiwillig so schnell nicht wieder aufgenommen. So hatten wir wenigstens den Drang wissen zu wollen, wie’s ausgeht – wobei das auch nur für mich gilt. Meine Frau hat freiwillig zwei Folgen vor dem Ende abgebrochen!

TL;DR: Meine Empfehlung lautet…

Also, wenn ihr „zwischen den Jahren“ so gar nichts besseres zu tun habt und habt alles andere auf Netflix schon gesehen – und wenn Euch auch sonst so gar nichts besseres einfällt, dass Ihr ohne Eure Couch unter Eurem Hintern tun könntet.. Und wenn Euch dann der Sinn auch noch nach ein wenig Krimi steht, dann gibt es sicher schlechteres Material mit dem ihr Euch versuchsweise „quälen“ könntet. Paranoid ist ganz bestimmt ziemlich langatmig und fordert von Euch entsprechend viel Geduld, ist aber deswegen noch nicht zwangsläufig eine richtig schlechte Serie. Nur so richtig gut, ist sie auch nicht…

Und wenn Euch die weihnachtlich-neujährige Fernsehzeit kostbar ist und ihr nach einer neuen Crime-Serie sucht, mit der Ihr Euch am Abend je eine Stunde füttern könnt, dann lasst die Finger davon! In dem Fall wäre das pure Zeitverschwendung.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.