dishonored_2_01Wenn exzessiv betriebener Walfang, steampunkig anmutende Technologie, ein wenig Mystizismus, eine ordentliche Portion dunkler Magie und die Kultur des viktorianischen Zeitalter Großbritanniens in einem Spiel zusammenkommen, dann kann es sich eigentlich nur um ein Spiel (bzw. ab sofort eine Spieleserie) handeln: Dishonored.

Die Dishonored Serie ist ins Genre der Schleich-Action einzuordnen (so wie beispielsweise auch Splinter Cell) und schon der erste Teil aus dem Jahr 2012 machte gerade in dieser Beziehung ganz viel richtig. Dishonored – Die Maske des Zorns blieb damals zwar hinter den erhofften Absatzzahlen zurück und bot eine nur ziemliche kurze Spielzeit (die später mit ein paar Addons noch um ein paar Stunden erweitert wurde), dennoch eroberte es die Herzen der einschlägigen Genre-Fan-Basis im Sturm – so auch meines. Dementsprechend war die Fortsetzung Dishonored 2 – Das Vermächtnis der Maske für mich ein Pflichtkauf, wie so einige andere Titel die in diesem Herbst erschienen sind (und dieser Tage noch erscheinen werden).

Ich spielte den ersten Teil damals auf der XBOX360 und fand ihn seinerzeit sogar so gut, dass ich mir das Spiel im August 2015 – in Form der Definitive Edition für die PS4 – noch einmal anschaffte und durchspielte (dieses Mal dann auch mit dem Entdecken sämtlicher Runen, niedrigem Chaos-Faktor und allen Story-Addons hintendran). Und wenn ich bei einem Spiel freiwillig noch Sammelaufgaben erledige und auf eine Entdeckungsreise gehe, die mit der Story nichts zu tun hat, dann will das wirklich etwas heißen.

Doch nun zu Dishonored 2…

Das Spiel fackelt nicht lange. Nach einer kurzen Einführung in den aktuellen Stand der Dinge, die auch kurz Bezug auf die Geschehnisse des ersten Spiels nimmt, damit neue Spieler nicht ganz im Regen stehen, landet man – wahlweise als Emily (die Thronerbin) oder als Corvo (der Spielcharakter aus dem ersten Teil) – direkt mal weggesperrt und ohne Ausrüstung auf dem Abstellgleis und soll dort auf seine Hinrichtung warten. Was Kennern des ersten Serienteils direkt auffällt: Diesmal hat auch der Spielcharakter eine Stimme und beteiligt sich aktiv an den mit ihm oder ihr stattfindenden Gesprächen. Die Bedienung ist eingängig, man lernt – während man sich quasi aus seinem Gefängnis befreit – ganz beiläufig die ersten Fertigkeiten und hat sie, auch als ein Neueinsteiger in die Serie, schnell verinnerlicht. Mit Abschluss der einzelnen Missionen und dem Auffinden weiterer Runen innerhalb der Level, lernt man nach und nach neue Fähigkeiten deren Einsatz, dank wirklich gut geschriebener Kurzerklärungen, ebenfalls leicht zu erlernen ist. So richtig mächtig wird man dann, wenn man Bewegungen, Waffen und magische Fähigkeiten soweit verinnerlicht hat, das man sie im Kampf oder auch beim Schleichen schnell und präzise miteinander kombinieren kann.

Zusammenfassend kann man wohl die Behauptung aufstellen, Dishonored 2 ist leicht zu lernen, aber schwer zu meistern.

Die Level sind groß und weitestgehend frei vom Spieler erkundbar – man muss dabei nur im Hinterkopf behalten, dass man die einzelnen Level (Stadtteile) nur im Rahmen der jeweiligen Story-Abschnitte besuchen kann. Später nach Lust und Laune dorthin zurückkehren kann man leider nicht, sehr wohl kann man aber in den einzelnen Missionen jeweils so lange in dem Level bleiben, wie man möchte. Das Spiel zwingt den Spieler nach Abschluss der Aufgabe(n) nicht, unmittelbar zum Hauptquartier zurückzukehren. Das ist zwar nicht perfekt, aber in Ordnung.

Das Kampfsystem ist wirklich sehr gut, die knapp 20 Fähigkeiten (plus unzähliger Ausbaustufen) sind interessant designed und gut ins Spielgeschehen integriert, sogar die Spielerumgebung wird hier mit einbezogen. Da man den Spielcharakter auswählen kann und sich deren Story-Sequenzen und (zu einem großen Teil auch) deren Fähigkeiten voneinander unterscheiden und da es für jedes Problem und jede Aufgabe einige (bis zu 6, glaube ich) Lösungsansätze gibt, die man frei wählbar (und abhängig vom eigenen Skill) verfolgen kann, ist der Wiederspielwert von Dishonored 2 enorm hoch (und das ist keine leere Versprechung).

Der Grafikstil ist nicht so detailliert, wie er es auf der aktuellen Konsolengeneration vermutlich sein könnte (und das wird erst recht für die PC-Version gelten), aber dennoch hübsch anzusehen. Durch die leicht comichafte Anmutung hat er sogar etwas zeitloses, so dass man das Spiel in ein paar Jahren bedenkenlos nochmal in die Hand nehmen und durchspielen kann, ohne wegen der veralteten Optik dabei gleich was an die Augen zu bekommen… Grundsätzlich bietet die ganze Dishonored Serie einfach eine tolle und stimmige Spielwelt, da macht Teil 2 keine Ausnahme. Die deutsche Synchro ist ausgesprochen gut gelungen und die Gegner-KI verhält sich auch noch schlau. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, kann Dishonored 2 auch noch mit einer sehr ordentlichen Spieldauer aufwarten. Wenn man möchte, kann man sich beim ersten Durchgang gut und gerne 25 bis 30 Stunden aufhalten –  aber es geht natürlich auch schneller.

dishonored_2_02Abschließend bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wenn ich das Spiel offensichtlich schon durchgespielt habe, warum steht dann „Angespielt“ in der Überschrift? Ganz einfach: Wer Dishonored kennt weiß, dass man Dishonored nach dem ersten Durchgang noch lange nicht wirklich durchgespielt hat. Das Wort „Durchgespielt“ in der Überschrift hätte ich in diesem Fall also unmöglich verantworten können.

Viel bleibt mir jetzt nicht mehr zu sagen, also fällt mein Fazit entsprechend kurz und wie folgt aus: Kaufbefehl! Und wer noch ein paar Euros mehr übrig hat (und Teil 1 noch nicht kennt), kauft bitte auch noch die Definitive Edition und spielt vorher noch das erste Spiel. So. Ich habe fertig. In diesem Sinne verabschiede ich mich und sage…

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


Hinweis: Dieser Artikel enthält ausschließlich Screenshots vom Hersteller, die Euch lediglich einen optischen Eindruck des Spiels vermitteln sollen und keinesfalls als grafisches Referenzmaterial zu betrachten sind. Das Spiel wurde von mir ganz regulär im Handel käuflich erworben.